Die Sparkasse Kinzigtal hat bei ihrer Bilanzpressekonferenz 2024 ein solides Jahresergebnis gemeldet. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen zeigt sich das Institut zufrieden. Laut Vorstand trugen dazu unter anderem stabile Kundenzahlen, ein wachsendes Kreditvolumen und ein gestiegenes Interesse an Wertpapieren bei.
2024 fühlt sich für Martin Seidel schon ewig her an. „Ein anspruchsvolles Jahr“, sagt der Vorstand der Sparkasse Kinzigtal bei der Bilanzpressekonferenz am Freitag im Beratungscenter Fürstenberger Hof – aber kein Grund zur Klage. Trotz geopolitischer Spannungen, schleppender Konjunktur und wenig verlässlicher Rahmenbedingungen zeigt sich das Geldinstitut mit dem Ergebnis zufrieden. 1,4 Millionen Euro Gewinn, 1,81 Milliarden Euro Bilanzsumme – das sind solide Zahlen. Doch für Seidel zählt mehr: „Die Bilanzsumme ist nur eine Zahl. Wichtig ist, dass wir die Geschäfte machen, die für die Region zählen.“
Mehr Mitarbeitende
Das Institut wächst. Nicht spektakulär, aber stetig. Ende 2024 arbeiteten 245 Menschen bei der Sparkasse, fünf mehr als im Vorjahr. Neueinstellungen sind gelungen – trotz des anhaltenden Fachkräftemangels. Vorstand Martin Seidel führt das auf eine moderne Personalpolitik zurück: Arbeitszeitmodelle werden gezielt auf individuelle Lebenssituationen abgestimmt. So können etwa Eltern in Teilzeit arbeiten oder Quereinsteiger schrittweise integriert werden. Auch beim Nachwuchs bleibt die Sparkasse aktiv: Elf junge Leute waren zum Jahresende in der Ausbildung. Der Weg zu ihnen ist mühsamer geworden, räumt Seidel ein. Deshalb setzt man auf Präsenz bei Messen, Praktika und persönliche Empfehlungen. Und wer bleibt, bleibt oft lange:
28 Jubilare kamen im letzten Jahr gemeinsam auf 750 Jahre Betriebszugehörigkeit.
Kulturfragen besprochen
Nicht nur Zahlen, auch der Umgang im Team war Thema im vergangenen Jahr. Unter der Frage „Wie wollen wir zusammenarbeiten?“ hatte die Sparkasse zu einem Kulturtag in die Haslacher Stadthalle ein. Das Ziel: das Vertrauen der Mitarbeiter untereinander stärken, Raum für neue Ideen schaffen, Energie in den Alltag mitnehmen. Begleitet wurde der Kulturtag von der Lernraum Akademie aus Oberschopfheim. Der Prozess soll fortgesetzt werden.
Bankgeschäfte auf allen Kanälen
Für viele Kundinnen und Kunden bleibt der persönliche Kontakt zu „ihrer“ Sparkasse wichtig. Gleichzeitig wächst aber auch der digitale Zugang: Drei von vier Kontoinhabern nutzen Onlinebanking, über 1,8 Millionen Zugriffe wurden im letzten Jahr gezählt. Die App der Sparkasse schnitt bei unabhängigen Tests als Testsieger ab und bietet mit „Wero“ seit Kurzem eine neue Bezahlfunktion, bei der Geld per Handynummer oder E-Mail direkt verschickt werden kann.
Vorstand Sebastian Lebek nennt das eine „europäische Antwort auf Paypal und Co.“ Auch im stationären Handel soll Technik helfen: Das Programm „S-Cashback Regional“ belohnt Kartenzahlung in aktuell 30 teilnehmenden Läden der Region mit kleinen Gutschriften. 2.500 Transaktionen und ein Handelsumsatz von 220.000 Euro kamen so 2024 zusammen.
Mehr junge Anleger, mehr Beratung
Das Interesse an Wertpapieren ist gestiegen – vor allem bei jungen Menschen. Die Sparkasse setzt auf digitale Angebote mit regionalem Bezug: Die App „Young Invest“ ähnelt bekannten Onlinebrokern, bietet aber die typischen Sparkassen-Vorteile, führte Lebek aus. Unterstützung bekam die Sparkasse dabei von außen: Die Sängerin Maiva sprach in kurzen Clips auf Social Media offen über Geld und Vorsorge – Themen, die viele junge Menschen oft meiden. Die Rückmeldungen waren positiv, berichtet Lebek.
Insgesamt stieg der Wertpapierbestand auf rund 500 Millionen Euro – ein Zuwachs von knapp 13 Prozent. Die Kundinnen und Kunden blieben der Sparkasse treu, größere Verunsicherung unter den Anlagekunden spürt Seidel auch nach der aktuellen Berg-und-Tal-Fahrt der Börsen nicht: „Unsere Produkte sind langfristig gedacht und abgesichert“, bekräftigt er.
Kredite bleiben regional
Das Kreditgeschäft entwickelte sich 2024 ebenfalls positiv. 164 Millionen Euro neue Kredite wurden vergeben – etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders gefragt sind Mittel für Wohnungsbau und energetische Sanierung, berichtete Vorstand Carlo Carosi. Auch die Förderkreditvergabe stieg: 27 Millionen Euro wurden über öffentliche Programme abgewickelt. Die LBBW zeichnete die Sparkasse erneut als Premium-Partner aus.
Nachhaltigkeit bleibt ein Thema – intern wie extern. Der Umbau des Sparkassenhauses in Haslach laufe im Zeit- und Kostenplan. Firmenkunden sollen bei der Umstellung auf klimafreundliches Wirtschaften unterstützt werden. Dafür wurden alle Beraterinnen und Berater geschult.
Engagement vor Ort
Neben dem Bankgeschäft setzt die Sparkasse auch auf gesellschaftliches Engagement. 231.000 Euro flossen 2024 in Spenden, Sponsoring und Stiftungsprojekte. Ein besonderer Fokus lag auf den Themen Demokratie, Respekt und Toleranz. Acht Vereine wurden mit insgesamt 20.000 Euro gezielt gefördert.
Im Kampf gegen Betrugsversuche setzt die Sparkasse auch auf kreative Aufklärung: So verteilte sie im vergangenen Jahr Brillenputztücher mit aufgedruckten Sicherheitsfragen – eine kleine Erinnerung im Alltag, die zum Nachdenken anregen soll.
Der Blick nach vorn
Die Sparkasse sieht sich auch für 2025 stabil aufgestellt. Die Kundenzahl blieb konstant, beim Girogeschäft hält man laut eigenen Angaben einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Der SB-Automat in Zell soll nach dem Ausfall wieder aufgebaut werden.
Was Erfolg bedeutet, fasst Martin Seidel am Ende knapp zusammen: „Zufriedene Kunden, zufriedene Mitarbeitende und ein positives Ergebnis.“
Geschäftszahlen 2024 auf einen Blick
Bilanzsumme:
1,81 Milliarden Euro (2023: 1,79 Mrd.)
Kundeneinlagen:
1,37 Milliarden Euro (1,33 Mrd.)
Kundenausleihungen:
1,18 Milliarden Euro (1,17 Mrd.)
Neubewilligte Kredite:
167 Millionen Euro (152 Mio.)
Bilanzgewinn:
1,4 Millionen Euro (1,25 Mio)
Mitarbeitende:
245 (240)
Auszubildende:
11 (10)
Spenden/Sponsoring/Stiftung:
231.000 Euro (219.000)