Arbeiterwohlfahrt Zell: 2024 war ein aktives Jubiläumsjahr


Betroffenheit machte sich auf den Gesichtern all jener breit, die sich am vergangenen Samstagnachmittag zur Arbeiterwohlfahrt (AWO)-Hauptversammlung in den „Klosterbräustuben“ eingefunden hatten. Im Rahmen der Totenehrung hatte Vorsitzender Stefan Stehle neben dem Verlesen von fünf Namen ganz aktuell eine traurige Nachricht zu übermitteln: Am Morgen desselben Tages war das langjährige AWO-Mitglied Gottfried Zurbrügg verstorben, der vielen als Prädikant und Autor bekannt war.
Alles klappte
Durchweg positive Töne erklangen mit dem Tätigkeitsbericht für das Jahr 2024, das vor allem geprägt war durch das 75-jährige Jubiläum des Ortsvereins. „Alles klappte aufgrund der in der AWO gelebten Solidarität hervorragend“, stellte Stefan Stehle fest, im Rückblick auf den Festakt im Rundofen. Unter anderem die Podiumsdiskussion zum Thema „Armut, Bildung, Teilhabe – alles (nur) große Politik! Oder wie können wir im ländlichen Raum selbst aktiv werden?“ sei für alle Beteiligten „eine tolle Sache“ gewesen. Die Feierlichkeiten wurden durch den Chor „Rote Socken“ begleitet, mit Liedern auch aus der Arbeiterbewegung. Ein vielfältiges Rahmenprogramm rundete den Tag ab.
Der Vorsitzende hob hervor, dass das Jubiläum dank der großartigen Unterstützung durch den gesamten Vorstand möglich war, auch in punkto Vorbereitung. Auch die beiden Ausflugsfahrten, die im Frühling „zum Spargeln“ und im Herbst ins Münstertal führten, bereitete der Vorstand vor, plante zudem die jährliche Stadtranderholung sowie die Segelfreizeit und führte die zweiwöchentlichen Spiele-Nachmittage durch. Dazu fanden elf Vorstandssitzungen statt.
Die stellvertretende Vorsitzende Angela Schätzle dankte Stefan Stehle mit einer herzlichen Umarmung und im Namen aller für ein allumfassendes Engagement oftmals im Stillen: „Ganz viel passiert, ohne dass wir es mitkriegen.“
Persönliche und soziale Entwicklung von Jugendlichen
Die stellvertretende Vorsitzende Angela Schätzle berichtete über die Segelfreizeit im vergangenen August. 15 Mädchen und Jungen im Alter von zwölf bis 16 Jahren verbrachten sechs Tage auf einem 130 Jahre alten Plattbodenschiff auf dem Ijsellmeer in den Niederlanden.
Die Ziele dieser Freizeit liegen in der sozialen und persönlichen Entwicklung. „Segeln erfordert Zusammenarbeit“, verdeutlichte Angela Schätzle, „es fördert das Gefühl der Gemeinschaft, da die Aufgaben an Bord nur gemeinsam bewältigt werden können.“
Gleichzeitig üben die Kinder und Jugendlichen sich in Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein, entwickeln soziale Kompetenzen, sie erleben Naturnähe und stärken ihr Umweltbewusstsein ebenso wie Selbstvertrauen und Problemlösungsfähigkeiten. Darüber hinaus ist Segeln „eine körperlich aktive Freizeitbeschäftigung, die Kondition, Koordination und Konzentration trainiert“, verbunden mit Abenteuer und Spaß. Die diesjährige Segelfreizeit wird an die Ostsee führen.
Bruno Emmerich, der gemeinsam mit Werner Dangl die Kassenprüfung durchgeführt hatte, dankte Schatzmeisterin Tine Totzke für deren beanstandungsloses Tun, „da steckt viel Arbeit drin.“ Seiner Empfehlung zur Entlastung von Kassiererin und Gesamtvorstand folgte die Versammlung einstimmig.
Verabschiedungen, Ehrungen
Ein großer Dank auch galt Marion und Heinz Engelhardt, Frieder Isenmann und Renate Oswald für ihre Beisitzertätigkeiten, die sie nun jedoch aus verschiedenen Gründen abgaben. Im Zuge von Ergänzungswahlen stellte sich Nicole Renner als neue Beisitzerin zur Verfügung. „Im nächsten Jahr finden turnusgemäß die großen Wahlen statt“, erläuterte Vorsitzender Stehle, „dann hoffen wir, die nun entstandenen Lücken vollständig füllen zu können.“
Waltraud Fischer, Hedwig Lehmann, Ruth Kiwitt und Maria-Theresia Stöckel sind seit 25, 40 und 50 Mitglied in der AWO. Da sie nicht anwesend waren, konnte der Vorsitzende sie leider nicht persönlich ehren.
Glück
Nach gemeinsamem Kaffeetrinken und Kuchenessen sorgte Ehrengast Michaela Neuberger für einen unterhaltsamen Abschluss der Versammlung – diesmal nicht als Bäuerin Zetzel, sondern als Trägerin eines T-Shirts mit riesigem Kleeblatt. Das Märchen vom großen und kleinen Glück las sie vor. Mit der AWO-tauglichen Botschaft, nicht erfolglos dem großen Glück hinterherzujagen, sondern sich stattdessen tagtäglich der kleinen Glücksmomente bewusst zu werden.
Dem ließ sie auch gleich Taten folgen: Indem sie jedem Vorstandsmitglied ein Säckchen mit getrockneten Bohnen schenkte. Am Morgen ab in die Hosentasche damit, im Laufe des Tages für jeden – noch so kleinen – Glücksmoment eine Bohne in die andere Hosentasche wandern lassen. Und abends staunen, wie viele Bohnen („geht auch mit zum Beispiel Kieselsteinen oder Reiskörnern“) die Hosentasche gewechselt haben.
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO)
Schnell und unbürokratisch helfen war das Leitmotiv dieser Vereinigung, die 1919 von der Sozialreformerin, Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin Marie Juchacz gegründet wurde.
Zunächst errichtete die AWO Suppenküchen, Nähstuben, Werkstätten zur Selbsthilfe und Beratungsstellen, um vor allem die Not der durch den Ersten Weltkrieg Geschädigten zu lindern. Später entwickelte sie sich zu einer Hilfsorganisation für alle sozial bedürftigen Menschen, heutzutage ist sie ein moderner und aktiver Sozialverband mit einem dichten Netz von Dienstleistungen.
Die Arbeit des AWO Ortsvereins Zell am Harmersbach e.V. mit Biberach, Nordrach und Oberharmersbach erstreckt sich auf Kinder und Jugendliche, Familien und Senioren.