Gemeinderat der Stadt Zell befasste sich mit dem Thema kommunale Wärmeplanung. Die Bestandsanalyse zeigt, dass erneuerbare Energien in der Gesamtenergiebilanz der Stadt Zell aktuell nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Die kommunale Wärmeplanung war Thema in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am vergangenen Montag. Gemeinsam mit den Nachbarorten Biberach, Nordrach und Oberharmersbach soll ein Konvoi-Antrag für eine kommunale Wärmeplanung gestellt werden. Ein erster Schritt dazu ist eine Bestands- und Potenzialanalyse, die von der Badenova Netze erstellt wurde und deren Ergebnis nun in der Gemeinderatssitzung vorgestellt wurden.
Ehrgeizige Klimaziele gesteckt
Mit dem aktuellen Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz (KlimaG BW) hat sich das Land Baden-Württemberg ehrgeizige Ziele der künftigen Wärmeversorgung gesteckt. Für große Kreisstädte mit mehr als 20.000 Einwohnern ist eine kommunale Wärmeplanung verpflichtend. Für Kommunen ab 5000 Einwohnern ist dies freiwillig möglich.
„Die Stadt Zell hat sich entschlossen, diese wichtige Aufgabe im Konvoi mit Biberach, Nordrach und Oberharmersbach anzugehen“, erklärte Bürgermeister Günter Pfundstein. Nach der Förderzusage im Juni 2023 wurde die Badenova Netze mit der kommunalen Wärmeplanung beauftragt.
Nur 13 Prozent erneuerbare Wärme
„Ziel aller Maßnahmen ist es, dass Baden-Württemberg bis zum Jahr 2040 möglichst CO2-neutral unterwegs ist“, erklärte Marco Schneider von der Badenova Netze, der dem Zeller Gemeinderat die Ergebnisse der Bestands- und Potenzialanalyse vorstellte. Kernthemen der kommunalen Wärmeplanung seien der Aufbau von klimaneutralen Wärmenetzen und die Möglichkeiten von Energieeinsparungen.
In der Gesamtenergiebilanz hat die Badenova für die Stadt Zell einen Energieverbrauch von 195.191 Megawatt-Stunden pro Jahr errechnet. Davon entfallen 52 Prozent auf die Wirtschaft, 30 Prozent auf private Haushalte, 16 Prozent auf den Verkehr und 2 Prozent auf private Liegenschaften.
Auf den Wärmeverbrauch wiederum entfallen 104.623 MWh/Jahr. Davon werden 75 Prozent mit Erdgas und Heizöl erzeugt. Weitere 11 Prozent mit Strom. Lediglich 13 Prozent der Wärme werden (Stand 2021) mit erneuerbaren Energie erzeugt.
Bei der Treibhausgasbilanz liegt Zell a. H. mit 8,0 Tonnen je Einwohner pro Jahr etwas über dem Landesdurchschnitt, der bei 7,4 Tonnen liegt. Insgesamt werden in Zell 65.045 Tonnen CO2 pro Jahr ausgestoßen.
45 Prozent Einsparpotenzial bei Wohngebäuden
Die beste Energie ist die, die erst gar nicht verbraucht wird. Diesen Satz belegt die Gebäudestatistik, die ein Einsparpotenzial von 45 Prozent bei Wohngebäuden errechnet. 75 Prozent der Gebäude in der Stadt sind vor der 2. Wärmeschutzverordnung im Jahr 1984 erbaut. 55 Prozent der installierten Heizungen sind älter als 20 Jahre. Mit einer energetischen Gebäudesanierung ließe sich – zumindest nach statistischen Zahlen – der Wärmebedarf um 45 Prozent reduzieren.
Strom und Wärme durch erneuerbare Energien
„Theoretisch könnte der gesamte Stromverbrauch lokal und erneuerbar gedeckt werden“, kommt die Badenova Netze in ihrer Potzenialanalyse zum Schluss. Sie hat einen Deckungsanteil von 248 Prozent errechnet, vorrangig aus PV (79 Prozent) und aus Windkraft (21 Prozent). Biogas spielt nur eine unwesentliche Rolle.
Deutlich schlechter fällt die Analyse für die Wärmeerzeugung aus. „59 Prozent des Wärmeverbrauchs könnte durch erneuerbare Ressourcen gedeckt werden“, ist in dem Strategiepapier nachzulesen. Möglich wäre dies durch einen Energiemix aus Abwärme, Umweltwärme, Energieholz, Biogas und Solarthermie.
Den kompletten Bericht finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.