Bildhauer Walter Haaf kann am heutigen Freitag seinen 90. Geburtstag feiern – und dabei zufrieden und mit Stolz auf sein außergewöhnliches Lebenswerk zurückblicken.
Der Narrenbrunnen am Stadteingang von Zell, das große Portal der St.-Blasius-Kirche in Biberach, der Nikolausbrunnen in Unterentersbach, der Gallusbrunnen auf dem Rathausplatz in Unterharmersbach, die Dame mit langem Kleid im Stadtpark – auf Schritt und Tritt kann man in Zell a. H. den Kunstwerken von Bildhauer Walter Haaf begegnen. Und nicht nur in seiner Heimat, sondern weit darüber hinaus hat er in fast 70 Arbeitsjahren einen schier unendlichen Fundus an Kunstwerken aus Stein, Bronze und Holz geschaffen.
Eine Lehre als Holzbildhauer absolviert
Die Wiege von Walter Haaf stand am 11. April 1935 in der Nordracher Straße. Er war der einzige Sohn von Johann Philipp und Johanna Haaf geb. Buss. Sein Vater war Dorfschullehrer in Unterentersbach, wo auch sein Sohn während der Wirren des 2. Weltkrieges die Schule besuchte.
Seine künstlerische Ader und sein handwerkliches Geschick wurden schon früh erkennbar. Walter Haaf absolvierte bei der Firma Glück in Biberach eine dreijährige Ausbildung zum Holzbildhauer. Die Serienarbeit als Holzschnitzer stellte den jungen Gesellen aber nicht zufrieden. Deshalb wechselte er nach Freiburg und besuchte die Fachschule für Bildhauerei. An der Münsterbauhütte Freiburg erwarb Walter Haaf seine Qualifikation zum Steinmetz und Steinmetztechniker.
Es folgte eine weitere Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Mages und erste Aufträge stellten sich ein. Eine weitere Station war die Kunstakademie in München bei dem international bekannten italienischen Bildhauer Emilio Greco. Doch Auftragsarbeiten führten dazu, dass er die Weiterbildung abbrach und nach Zell zurückkehrte. „Seither bin ich in Zell a. H. als freischaffender Bildhauer tätig“, blickt Walter Haaf zufrieden und zurecht mit Stolz auf sein 70-jähriges Berufs- und Künstlerleben zurück.
Heirat, Kinder und Enkelkinder
Sein privates Glück hat Walter Haaf in seiner Frau Hanny geb. Marks gefunden, die aus Ostpreußen stammte und sich in Zell a. H. aufhielt. Aus ihrer im Jahr 1965 geschlossenen Ehe sind die Zwillingstöchter Anorthe und Sabine hervorgegangen. Heute gehören auch fünf Enkelkinder, vier Jungen und ein Mädchen, zur Familie. Im vergangenen Jahr ist die Frau von Walter Haaf verstorben. Sechs Jahrzehnte sind sie gemeinsam durchs Leben gegangen.
In seiner Freizeit hielt sich Walter Haaf neben seinem oft körperlich anstrengenden Beruf als Bildhauer mit Sport fit. Das Feriendomizil der Familie Haaf war und ist bis heute der Gardasee. Walter Haaf war aktiver Segler in der kleinsten olympischen Bootsklasse und paddelte gerne auch mit dem Ruderboot über den See. Ausgleich fand Haaf bei teils ausgedehnten Bergwanderungen, womit er über viele Jahre dafür sorgte, dass er immer eine gute Kondition hatte.
Der Historiker-Brunnen musste zum Hirschturm umziehen
Große Kondition hat Walter Haaf als Kunstschaffender zeitlebens an den Tag gelegt. Seine erste Auftragsarbeit war die Skulptur einer trauernden Frau für ein Kriegerdenkmal, die er im Jahr 1957 in Lebensgröße aus einem Granitblock gehauen hat. Großflächige Holzreliefs zieren unter anderem das Landratsamt in Offenburg und das Ortenauklinikum. Ein Holzrelief der Stadt Zell ist heute im Foyer des Storchenturm-Museums aufgehängt. Er hat Büsten des großen Zeller Bürgersohns Franz-Josef Ritter von Buss gefertigt oder des Biberacher Unternehmers Karl Knauer.
Vor dem Gymnasium in Waldmichelbach wurde eine tonnenschwerer Granitplastik aufgestellt. Im Jahr 1981 wurde in Unterentersbach der von Walter Haaf in Sandstein gehauene Nikolausbrunnen aufgestellt. Im Laufe der Jahre hat Walter Haaf 35 größere und kleinere Brunnen und Brunnenaufsätze hergestellt. Seine Narrenbrunnen zieren unter anderem die Innenstädte von Wolfach, Oberndorf, Rottenburg und auch von seiner Heimatstadt Zell a. H.
Als eine seine herausragenden Kunstwerke bezeichnet Walter Haaf selbst das 3,70 Meter hohe, in Bronze gegossene Portal der St.-Blasius-Kirche. Auch mit dem Kreuzweg und weiterer sakraler Kunst hat er das Biberacher Gotteshaus bereichert. Insgesamt vier Kreuzwege hat der Zeller Bildhauer in seinem Künstlerleben geschaffen.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.