Fünf Mitglieder des Vorstands geben ihre Ämter auf und es fehlt Nachwuchs, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.

Wie geht es weiter mit dem DRK-Ortsverein Zell? Diese Frage sei das zentrale Thema der letzten Monate gewesen, erklärte der 1. Vorsitzende Günter Pfundstein in seiner Ansprache zu Beginn der jüngsten Hauptversammlung. „Der Ortsverein Zell kann altersbedingt die Vorstandsposten nicht besetzen. Das ist Fakt“, fand Pfundstein deutliche Worte. Er führte weiter aus, dass die DRK-Ortsvereine vor einem riesigen Umbruch stünden und es zusehends schwieriger werde, Personen zu finden, die Verantwortung übernehmen. Diese schwierigen Zeiten würden für die Blaulichtfamilie generell gelten, sagte Pfundstein – auch im Blick auf die personelle Situation der Feuerwehr.
Kommt die Fusion mit dem DRK Biberach?
Im Zeller Ortsverein gibt Bereitschaftsleiterin Margit Wohlgethan ihr Amt auf, ebenso ihre Stellvertreterinnen Jutta Eisenblätter und Daniela Schmieder. Kassiererin Klaudia Grafmüller und Schriftführerin Kerstin Stricker stehen für keine weitere Wahl zur Verfügung. Bereitschaftsärztin Anna Niederberger hatte ihr Amt bereits im letzten Jahr niedergelegt. Alle Rotkreuzler führen ihre Vorstandstätigkeiten kommissarisch weiter. Wahlen wären eigentlich im Herbst 2024 angestanden, konnten aber nicht realisiert werden.
„Eine gute Organisation des DRK wird in Zukunft wichtiger denn je“, betonte Pfundstein. Im Harmersbachtal werden beim DRK vier Vorsitzende gesucht, vier Bereitschaftsleitungen und vier Schriftführer. „Eine größere zentralere Struktur ist geboten, um die Kräfte zu bündeln“, zeigte Pfundstein eine Perspektive für die Zukunft auf.
Er hat Gespräche mit dem Ortsverband Unterharmersbach/Oberharmersbach geführt, die aber bisher zu keinem Ergebnis geführt haben. Der Ortsverein Biberach habe eine Tür offengelassen, wofür sich Pfundstein dankbar zeigte.
Auflösung verschoben
Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung stand die Abstimmung zur Auflösung des Vereins und die Vereinsfusionierung. Dieser Punkt wurde auf Wunsch des 1. Vorsitzenden Pfundstein abgesetzt: „Aufgrund aller Argumente halte ich den Auflösungsbeschluss für die falsche Vorgehensweise“, erklärte Pfundstein. Der Vorstand brauche mehr Zeit, um eine Lösung mit den umliegenden Ortsverbänden zu finden. Gäbe es den Ortsverein Zell nicht mehr, müssten die Nachbarvereine dessen Arbeit mit erledigen. Pfundstein stellte eine außerordentliche Mitgliederversammlung im Herbst in Aussicht, bei der eine Lösung präsentiert werde und der Auflösungsbeschluss gefasst werden solle.
Verkauf des Vereinsheims an der Hauptstraße
Die Hausverwaltung des Vereinsheims mit vier Wohnungen und den DRK-Räumen verursache viel Arbeit, den hauptsächlich die Schatzmeisterin des Vereins erledigt. Klaudia Grafmüller übt diese Tätigkeit seit vielen Jahren mit großem Engagement aus; sie führt getrennte Kassen: ein Hauskonto und ein DRK-Konto. „Wir verkaufen dieses
Gebäude, es ist schon alles vorbereitet“, erklärte der Vorsitzende Günter Pfundstein. Damit werde auch ein klares Signal an die Nachbarverbände gegeben. Die Veräußerung von Gebäuden und Grundstücken bedürfe der Genehmigung des Kreisverbandes, informierte Pfundstein und bezeichnet dies aber als unproblematisch.
Schatzmeisterin Klaudia Grafmüller berichtete gewohnt professionell über das umfangreiche Zahlenwerk von Hauskonto und DRK-Konto. Der Verein ist finanziell solide aufgestellt. Die Kassenprüfer bestätigten die ordnungsgemäße Kassenführung.
Kreisverband sichert Unterstützung zu
„Dies ist eine ungewöhnliche Mitgliederversammlung. Die Schwierigkeit, verschmelzungswillige Ortsvereine zu finden ist ein Prozess, den der Kreisverband begleiten möchte“, erklärte Halbe. Den Mangel im Ehrenamt stellte er durch alle Vereine fest – Sportvereine, Feuerwehren, THW. In Zell werde es auf jeden Fall weiter gehen und er vertraue auf die weiteren Gespräche, sagte Halbe. Er nahm die Entlastung der Vorstandschaft vor, die einstimmig gewährt wurde.
2.712 Stunden gemeinnützige Arbeit
Der Zeller Ortsverein hat 27 aktive Mitglieder und 276 passive Mitglieder. Es konnten neue Mitglieder begrüßt werden: Oleg Heorhii sowie Larissa und Alla Makrouma – bei einigen gilt es noch Sprachbarrieren zu überwinden.
Im Jahr 2024 leistete der Ortsverband insgesamt 2.712 Stunden gemeinnützige Arbeit. Die meisten Stunden fallen bei den Blutspendeterminen an. Im Jahr 2024 gab es drei Termine mit insgesamt 656 Blutspenden, für die 562 Stunden Einsatz notwendig waren. Für 16 Dienstabende wurden 342 Stunden aufgewendet; Themen waren zum Beispiel Sportverletzungen, Verhalten im Einsatz oder praktische Übungen. 222 Stunden im Einsatz war der Ortsverband für Sanitätsdienste in Zell, aber auch für andere Ortsvereine aus Offenburg und Lahr. Termine mit besonders vielen Einsatzstunden sind zum Beispiel Fasend, Fronleichnam, das Ortenauer Schülerturnier, der Brandenkopf Cup und der Schutzengellauf.
Auch in der Notfallbetreuung ist der Ortsverein gefordert. Im Jahr 2024 leistete Notfallbetreuerin Anna Niederberger 52 Stunden und betreute dabei 87 Personen in 15 Einsätzen. Jutta Eisenblätter kam auf sechs Einsätze mit 21 Stunden, Margit Wohlgethan auf drei Einsätze mit 17 Stunden.
Für die Teilnahme an Sitzungen fielen insgesamt 133 Stunden an. Hierzu gehören auch Kreisversammlungen, Landesversammlungen und Kreisausschusssitzungen.
Begleitung älterer Personen
Wichtig ist den Rotkreuzlern ihre eigene stetige Weiterbildung. Im Jahr 2024 wurden hierfür 240 Stunden aufgewendet. Neue Mitglieder müssen eine Grundausbildung erhalten; weitere Mitglieder nahmen an der Ausbildung Digitalfunk teil oder am Forum Schulsanitätsdienst.
181 Stunden stehen unter der Rubrik „Sonstiges“. Dazu gehören zum Beispiel die Mithilfe beim Landes- und Bundesentscheid mit 84 Stunden, der Gesundheitstag in Zell, Defibrillator-Vorstellung, Fahrradprüfung bei der Polizei und die Teilnahme an Arztvorträgen.
Sogar die Rubrik „Sozialarbeit“ ist im Bericht vertreten. Tatsächlich übernimmt der Ortsverband Fahrten und Begleitung von älteren Personen wie etwa von Bewohnern des Seniorenzentrums St. Gallus zum Fasendsumzug, zum Altenwerk Frühlingsfest, zum Ausflug des Altenwerks nach Schmieheim, zur Vesperstube Gutmann, zum Sommerfest des Altenwerks, und, und, und….
Es gibt noch weitere Rubriken im Tätigkeitsbericht – die Arbeit des Ortsvereins ist vielfältig und herausfordernd.
Dank an alle Unterstützer
„Für die Kameradschaftspflege hatten wir auch Zeit“, erklärte Margit Wohlgethan am Ende ihres langen Berichts. Viermal kam der Ortsverein zusammen und verbrachte 275 Stunden einmal ohne Arbeit, sondern zu ihrem eigenen Vergnügen.
Am Ende bedankte sich die Bereitschaftsleiterin bei den Aktiven für ihre Mitarbeit, bei den Passiven für ihre finanzielle Unterstützung und dem Vorstand, der in diesem Jahr besonders gefordert war. Abschließend erklärte sie mit großem Bedauern: „Sehr schade finde ich, dass wir es nicht geschafft haben, Mitglieder für die Arbeit im Vorstand zu finden und deshalb den Verein so nicht weiterführen können.“
Verkauf bricht Miete nicht
Pfundstein würdigte das große Engagement der Mitglieder: „Wenn ich die Einsatzstunden auf eine Arbeitnehmerstelle mit etwa 1.500 Stunden umrechne, komme ich auf fast zwei Vollzeitkräfte im Jahr im Ehrenamt. Das DRK ist wichtig und wird gebraucht.“ Er sprach eindringlich eine Bitte aus: In dem schwierigen anstehenden Prozess persönliche Befindlichkeiten abzulegen. Die eigentlichen Dienste werden nicht darunter leiden. Der Verkaufspreis für das Vereinsheim werde im Tal wieder investiert. Dann erinnerte er nochmal an das geltende Mietrecht: Verkauf bricht Miete nicht – die langjährigen Mietverhältnisse bleiben bestehen.
Zu seiner persönlichen Verantwortung sagte Pfundstein: „Ich gebe mein Amt gerne ab an einen neuen Vorsitzenden. Aber ich verlasse ungern ein nicht bestelltes Feld. Wenn ich gebraucht werde, bin ich da.“ Am Ende der Versammlung lud er alle Mitglieder und Gäste zum gemeinsamen Essen und Gespräch und Begegnung ein.