Zeller Jugendliche sehen eine „Jugendcommunity“ als ihre Vertretung. Auch ein Jugendhaus und eine MTB-Strecke steht auf der Wunschliste.
Am Jugendforum der Stadt Zell nahmen am vergangenen Freitag rund 80 Schülerinnen und Schüler teil.
Auf eine erfreulich große Resonanz ist die Einladung der Stadt Zell zu einem Jugendforum gestoßen. Rund 80 Schülerinnen und Schüler nahmen am vergangenen Freitag an dem vierstündigen Treffen im Kulturzentrum teil. Gekommen waren auch Vertreter der Verwaltung mit Bürgermeister Günter Pfundstein an der Spitze sowie mehrere Mitglieder des Gemeinderats.
Vorbereitet wurde der Gesprächsnachmittag von Mathias Joseph, der bei der Stadt Zell für soziale Arbeit und Migration zuständig ist, sowie von den beiden Schulsozialarbeiterinnen Constanze Feger und Julia Knäble. Professionell moderiert wurde das Jugendforum von Udo Wenzel vom Büro für Kinder- und Jugendbeteiligung in Waldkirch. Der rief zum Mitmachen auf und versprach: „Es wird Spaß machen!“
„Ungute Orte“ auf einer Karte markiert
Die Hauptpersonen des Tages waren zweifelsfrei die Jugendlichen. Schon beim Eintritt in das Kulturzentrum wurden sie von Udo Wenzel dazu aufgefordert, ihre Wohnorte auf einem Stadtplan zu markieren. Außerdem konnten sie schwarze Punkte für „ungute Orte“ vergeben, an denen sie schon schlechte Erfahrungen gemacht haben oder wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Punkte sammelten sich unter anderem im Bereich Bahnhof, beim Stadtpark, dem Schwimmbad und auch beim Bildungszentrum.
„Wir möchten Euch und Eure Themen kennenlernen“, betonte Bürgermeister Günter Pfundstein in seiner Begrüßung und zeigte sich glücklich und überrascht über die erfreulich große Resonanz.
Jugendbeteiligung ist kein Wunschkonzert
Mit einem Zitat von Gerald Hüther unterstrich Moderator Udo Wenzel den hohen Stellenwert der Kommune. Diese seien die wahren Lernorte für Kinder, Jugendliche, wie für Erwachsene. „Hier lernt der junge Mensch, worauf es im Leben ankommt, wie man gemeinsam mit anderen sein Leben gestaltet und Verantwortung übernimmt.“
Moderator Udo Wenzel erklärte den Teilnehmern, dass die Jugendbeteiligung in der Gemeindeordnung festgeschrieben ist: „Jugendliche haben Rederecht, Antragsrecht und ein Budget.“ Ziel des Jugendforums sei es, im Ort eine Struktur aufzubauen, damit Jugendliche mit der Verwaltung und dem Gemeinderat regelmäßig in Kontakt kommen. Allerdings sei Jugendbeteiligung kein Wunschkonzert. Wichtig sei ein Dialog auf Augenhöhe mit den Erwachsenen.
Von Sportverein bis Schwimmbad
In einer ersten Vorstellungsrunde waren die Jugendlichen dazu aufgerufen, ihren Vornamen zu nennen und ein Wort, das ihnen spontan zu Zell einfällt. Gleich mehrfach wurden dabei das Schwimmbad und die Sportvereine genannt. Aber auch Schlagort wie Jugendfeuerwehr, Heimat, Natur, Fasend und Rundofen sind gefallen.
Als nächster Schritt durften sie sich in der Halle aufstellen und damit ihren Standpunkt von 1 bis 10 zeigen. „Eins bedeutet nichts wie weg von Zell“, erklärte Moderator Udo Wenzel: „10 heißt, es ist ganz toll hier.“ Ein Mädchen sieht sich auf Position 3 und erklärt auf Nachfrage, dass sie lieber in Berlin leben wolle. Auf die gefühlte Zehn wollte sich niemand stellen.
Stattdessen war das Mittelfeld von vier bis sieben dicht besetzt. „In Zell ist es manchmal langweilig“ oder „in Zell gibt es wenig Freizeitangebote für Jugendliche“, wurden als Kritikpunkte genannt. Es fehle „ein Platz, wo wir hinkönnen.“ Ganz gut bewertet wurden die Einkaufsmöglichkeiten. Eine Jugendliche auf Position 8 meinte, dass es „in Zell gute Orte zum Chillen gibt“.
Und nochmals wurden die Jugendlichen aufgefordert, Position zu beziehen. Auf Schildern stand zu lesen: Mir doch egal! Lass mich in Ruhe! Unsere Meinung zählt nicht! Auch bei dieser Runde fragte der Moderator ein Stimmungsbild ab, das durchaus unterschiedlich ausfiel.
An sieben Arbeitstischen wurden Themen bearbeitet
Konkret wurde es nach einer kurzen Pause an sieben Tischen, wo in einer guten Arbeitsatmosphäre Vorschläge zu einzelnen Themen ausgearbeitet wurden. Die Jugendlichen konnten dabei unter sich bleiben und – wo gewünscht – auch den Austausch mit den erwachsenen Teilnehmern suchen.
Ein Hauptthema war dabei die künftige Form einer Jugendvertretung. Einem Jugendgemeinderat wurde eine Absage erteilt. Stattdessen solle es als Gremium eine Jugendcommunity geben, in das jährlich Zeller Jugendliche in beliebiger Anzahl gewählt werden. Das Jugendforum solle jährlich zum Austausch und mit anschließenden Wahlen stattfinden. Der Informationsaustausch könne über Instagram und WhatsApp erfolgen. Zwei bis drei Jugendliche aus dem Gremium sollen mitteilen, was als Nächstes in Zell ansteht. Für spezielle Projekte könnten Untergruppen gebildet werden.
MTB-Strecke und Veranstaltungsraum
Ein konkretes Projekt kristallisierte sich beim Jugendforum am vergangenen Freitag schon heraus. Einige Jungs wünschen sich die Anlage eines Mountainbike-Trails. Pfundstein war für sie in seiner Doppelfunktion als Gemeinderat und als Förster vom Stadtwald der richtige Ansprechpartner. Es wurde eine WhatsApp-Gruppe gebildet, um nach Möglichkeiten zu suchen, wie man dieses Ziel erreichen kann.
Etwas ältere Jugendliche wünschen sich einen „Hühnerstall / Rooster“ und sehen als Standort dafür das Keramikareal. Hier könnten Veranstaltungen für Jugendliche ab 16 Jahren stattfinden. Tagsüber, wenn keine Aktionen stattfinden, könnte der Raum auch als Seniorentreff oder für Zusammenkommen von Flüchtlingen genutzt werden.
Konkrete Wünschen wurden auch für einen Treffpunkt im Freien zusammengetragen. Hier solle es einen überdachten Bereich, ein Volleyballfeld und einen öffentlich zugänglichen Fußballplatz geben, der nicht abgeschlossen ist.
An einem weiteren Arbeitstisch wurden die Stärken und Schwächen von Zell a. H. nochmals schriftlich zusammengetragen.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.