Die Ausstellung von Angela Flaig und Germain Roesz im Rundofen ist bis zum 27. Oktober zu sehen.
Am Tag der Deutschen Einheit eröffnete der Förderverein Zeller Kunstwege mit dem Künstler Germain Roesz aus Straßburg erstmals eine grenzüberschreitende Ausstellung. Die Künstlerin Angela Flaig aus Rottweil bildet mit ihrem ganz eigenen Weg einen Kontrapunkt, der zum Dialog einlädt. Die Musikerin Sann Liedtke aus Herbolzheim schuf bei der Vernissage mit der keltischen Harfe und ihrem Gesang eine unverwechselbare Stimmung.
Der Weg zur Kunst
Wolfgang Hilzensauer, der Vorsitzende des Fördervereins, freute sich, viele Besucher im voll besetzten Foyer begrüßen zu dürfen. Zunächst würdigte er die unterschiedlichen Wege, welche Angela Flaig und Germain Roesz in der bildenden Kunst eingeschlagen haben. Im Anschluss daran bat er die beiden, den Zuhörern zu verraten, wie sie zur Kunst gefunden haben.
Anfang, Schönheit, Wertschätzung
Angela Flaig erzählte, als Kind auf dem Bauernhof ihrer Großeltern aufgewachsen zu sein. Dies habe ihre Liebe zur Natur geweckt, der sie sich seitdem verbunden fühlt. Ein Leben ohne ihren Garten sei für sie unvorstellbar. Als Mutter von drei Kindern habe sie die Arbeit im Haushalt zunächst stark in Anspruch genommen. Zudem sei sie Lehrerin an der Grund- und Hauptschule gewesen. Doch verheiratet mit einem Künstler habe sie einen eigenen Weg zur Kunst gesucht. Eines Tages fing sie an, Samen zu sammeln.
Samen stünden für den Anfang des Lebens. In ihnen sei die spätere Entfaltung und Schönheit angelegt. Deshalb verdienten sie unsere Wertschätzung, erläuterte Flaig. Im nächsten Schritt trug sie Samen auf Papiere auf. Diese Arbeit verlangt eine große Sorgfalt, denn oftmals sind diese verletzlich. In der Ausstellung zeigt sie einen großen Kreis, der grafisch exakt mit den Samen des Löwenzahns angefüllt ist. Weniger sensibel sind etwa die Kiefersamen, die sie in der Ausstellung in Form von Zeilen aufklebt. Während bei oberflächlicher Betrachtung alle gleich erscheinen, empfiehlt sie eine genauere Betrachtung, um die feinen Unterschiede zu entdecken.
Kunst, die tröstet
Germain Roesz hatte im hohen Raum der Galerie ein langes, buntes Banner aufgehängt. Die Farben, die nahtlos ineinander übergehen und sich zu neuen Nuancen mischen, werden von harten schwarzen Strichen scheinbar durchkreuzt. Im Gespräch verrät der Künstler, dass ihn das Verhältnis von Chaos und Ordnung interessiert. Trotz dieser skeptisch anmutenden Fragestellung verraten die hellen Farben einen optimistischen Blick auf das Leben.
Die Kunst müsse das Leben nicht schwärzer machen, es sei schon schwarz genug, so sein künstlerisches Anliegen. Diese positive Einstellung ist dem Künstler nicht in den Schoß gefallen. Als Jugendlicher erlitt er einen schweren Unfall, der ihn für zwei Jahre an das Bett fesselte. Wenn er nachts nicht schlafen konnte, deutete er Lichtstrahlen, die von außen ins Zimmer fielen als Zeichen einer anderen Lebensdimension. Damals habe er beschlossen sich der Kunst zu widmen.
Kunst ist individuell
Germain Roesz studierte Kunstwissenschaft an der Universität Straßburg und wurde dort später selbst zum Lehrer der Kunststudenten bestellt. Er wollte jedoch nicht nur über die Kunst anderer referieren, sondern auch seinen eigenen künstlerischen Weg suchen. Denn Kunst richte sich gegen modische Gleichmacherei und halte das Individuum hoch. Die Kunst kümmere sich um die Gründe des Herzens, die in einer wissenschaftlich-technisierten Welt zu verkümmern drohten.
Die Ausstellung ist noch bis 27. Oktober, von Donnerstag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 17 Uhr im Rundofen zu sehen. Der Eintritt ist frei.