Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach: Die Neuausrichtung der Jugendarbeit trägt Früchte, Vorstand nun zwei- statt dreiköpfig.






Als scheidendes Vorstandsmitglied eröffnete Friedrich Schneider am vergangenen Freitag zum letzten Mal die Mitgliederversammlung der Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach. Rund 80 Stühle waren im großen Saal des Hotel „Bären“ besetzt, unter anderem von Bürgermeister Richard Weith, vom Vizepräsidenten des Blasmusikverbandes Kinzigtal Bernd Schmider, sowie den beiden ebenfalls scheidenden Vorstandsmitgliedern des Fördervereins, Josef Fritsch und Franz Bleier. Die Liste derer, die Friedrich Schneider des Weiteren namentlich begrüßte, war lang.
Mit der Totenehrung wurde der verstorbenen Mitglieder gedacht, die über viele Jahre hinweg dem Verein die Treue gehalten und ihn nicht nur durch Mitgliedsbeiträge und Spenden unterstützt hatten, sondern auch durch Konzertbesuche, Vereinswerbung und Arbeitseinsätze.
Insgesamt 327 Mitglieder zählte die Miliz- und Trachtenkapelle Ende 2024 und damit neun mehr als im Vorjahr. Davon sind 80 im Stammorchester aktiv (60 männlich, 20 weiblich), inklusive der musikalischen Früherziehung (MFE) und der Bläserklasse zählte der Verein 103 Aktive, das Durchschnittsalter ist von rund 35 anno 2014 auf nun knapp 40 Jahre gestiegen.
20 Auftritte absolvierte das Stammorchester im vergangenen Jahr sowie 41 Gesamtproben. Damit ist die Zahl der Gesamttermine von 84 im Jahr 2010 auf nun 61 gesunken. Das jedoch bedeutet noch immer einen umfangreichen Terminkalender inklusive dreier musikalischer Auswärts-Auftritte.
Musikalische Highlights
Ein großer Dank galt Dirigent Rüdiger Müller. Der hob in seinem Jahresrückblick das Filmmusik-Konzert mit Kino-Atmosphäre in der vollbesetzten Reichstalhalle als absolutes Highlight hervor, das „unsere musikalische Vielseitigkeit unter Beweis gestellt hat.“ Weitere Highlights eines erfolgreichen Jahres waren die vier inzwischen traditionellen Kurkonzerte auf dem Rathausplatz mit einem Mix aus unterhaltsamer Musik und entspannender Atmosphäre, „das schafft immer wieder eine einzigartige Stimmung.“ Ein würdiger Abschluss eines erfolgreichen Jahres fand mit dem Jahreskonzert statt.
„Besonders stolz bin ich, wie gut wir als Ensemble zusammengewachsen sind“, unterstrich der Dirigent, „wir können stolz auf die Vielfalt und Qualität unserer gemeinsamen Leistungen sein.“ Das jedoch sei nur durch regelmäßige Probenbesuche möglich, „jeder einzelne Besuch und jedes Üben bringt uns als Kapelle weiter.“ Rüdiger Müller dankte jedem einzelnen der MusikerInnen für deren Arbeit, Hingabe und Leidenschaft für die Musik, desgleichen seinen drei Vertretern sowie dem langjährigen Notenwart Stefan Rombach.
Als besondere Projekte in 2025 stehen neben dem Jahreskonzert unter anderem ein Kirchenkonzert an, die Erarbeitung eines neuen Repertoires für die Kurkonzerte sowie ein Marschmusik-Workshop im Mai mit Reiner Mäder, ehemals Berufsmusiker beim Heeresmusikkorp in Ulm. Zudem ist der Verein bestrebt, wieder bei den Weltmusikfestspielen in Kerkrade 2026 teilzunehmen. Für das im Jahr 2027 anstehende 175-jährige Vereinsjubiläum werden bereits Ideen gesammelt.
Positiver Trend
Von der Jugendarbeit, die dem Verein sehr am Herzen liegt, berichtete Sandra Schamm. Aktuell haben 30 Schüler als Jungmusiker Einzelunterricht am Holzblasinstrument, am Blech oder am Schlagwerk, das Alter liegt zwischen 6 und 22 Jahren. Die Neuausrichtung der Jugendarbeit, neue Instrumentallehrer, der Fokus auf die MFE (Blockflötengruppe) und die Festigung der Bläserklasse in der Brandenkopfschule (Sonja Himmelsbach), sowie zusätzliche Unterrichtseinheiten in kleinen Gruppen haben zu einer positiven Resonanz auf die Angebote des Vereins für Kinder geführt.
Das vierköpfige Jugendgremium freut sich „riesig, dass wir im Oktober sogar wieder ein Vororchester ins Leben rufen und dafür Jakob Reischmann als musikalischen Leiter gewinnen konnten.“ Diesem Vororchester gehören derzeit circa 20 Teilnehmer an – Schüler, die noch nicht im großen Orchester mitspielen. Darunter auch viele der Kinder, die erst im September mit dem Unterricht begonnen haben.
In der Jugendkapelle sind derzeit etwa 15 Kinder, im Hauptverein bereits acht Schüler aktiv. „Über alle musikalischen Angebote hinweg haben wir aktuell 46 Jungmusiker in unserer Bläserjugend“, referierte Sandra Schramm. Der sowohl in 2024 als auch in 2025 gut gefüllte Terminkalender beinhaltet Auftritte und Freizeitaktionen.
Große finanzielle Anstrengung
Bei allem Positiven gibt es doch einen Wermutstropfen: Um eine weiterhin qualitativ hochwertige Ausbildung und die bestmögliche musikalische Förderung der Schüler zu gewährleisten, müssen ab Mai die Gebühren für den Einzelunterricht angepasst werden.
Noch-Vorstand Friedrich Schneider dazu: „Der Musikunterricht an die Schüler ist ein deutlich subventioniertes Angebot durch den Verein, um möglichst vielen Familien die musikalische Ausbildung zu ermöglichen“. Einerseits sei unumstritten, welche positiven Auswirkungen eine musische Ausbildung auf junge Menschen haben kann. Andererseits sehe man die Jugendarbeit als eine wichtige Investition in die Zukunft und in das Fortbestehen des Vereins.
Trotz der Erhöhung der Ausbildungsgebühren wird der Unterrichtsbereich auch künftig mit einem Minus abschließen, nicht zuletzt wegen der erneut gekürzten Gemeindezuschüsse. „Die angespannte finanzielle Lage der Kommunen bekommen wir Vereine deutlich zu spüren“, bedauerte das Vorstandsmitglied die erschwerten Rahmenbedingungen.
Allein die Kosten für Instrumente, Reparaturen, sowie die Anschaffung und Pflege der teuren Trachtenuniformen bedeuten für den Musikverein große finanzielle Anstrengungen. Gleichzeitig äußerte das Vorstandsmitglied Verständnis für die derzeit notwendigen Einsparmaßnahmen der Gemeinde und dankte ihr für die trotz allem vorhandene Unterstützung: „Für uns als Verein ist es äußerst wichtig, einen Partner an der Seite zu haben, der unsere Arbeit für das Gemeinwohl schätzt und unterstützt.“ Zu dieser Arbeit gehört auch die Durchführung der Kilwi, mit der 2024 wieder ein „organisatorisch harter Brocken“ gestemmt werden konnte, dank vieler Helfer.
Neu- und Wiederwahlen
Für seine einwandfreie Arbeit wurden sowohl Kassierer als auch der Gesamtvorstand einstimmig entlastet. Die amtierenden Kassenprüfer Elfie Mark und Tobias Fritsch stellten sich für zwei weitere Jahre zur Verfügung. Die turnusgemäßen Neuwahlen des Verwaltungsrats ergaben folgende Zusammensetzung für die nächsten drei Jahre: Der bisherige Vorstand wird statt aus bisher drei nur noch aus zwei Personen bestehen. Das sind der wiedergewählte Bastian Boschert und die neugewählte Stephanie Fritsch, Friedrich Schneider und Isabel Armbruster schieden auf eigenen Wunsch aus ihren Ämtern aus.
Wiedergewählt wurden zudem Kassierer Michael Schneider mit Stellvertreter Daniel Faist, Schriftführerin Franziska Jilg mit Stellvertreterin Carina Mark, Organisator Stefan Lehmann, Zeugwart Michael Mark, die Beisitzer Michael Gutmann, Tobias Lehmann, Landolin Jilg und Christian Lehmann, Jugendvertreterin Sandra Schamm und der passive Beisitzer Hans-Georg Lay.
Neu in den Verwaltungsrat eingezogen sind Thimo Lehmann (zweiter Organisator, für Philipp Neuberger), Beisitzer Aron Nock (für Stefan Rombach) sowie Jugendvertreter Daniel Faist (für Alisa Jilg).
Wahlleiterin Isabel Armbruster wünschte viel Erfolg und Spaß bei der Vereinsarbeit, „ich bin mir sicher, dass ihr weiterhin durch eine konstruktive und freundschaftliche Zusammenarbeit die vielen anstehenden Aufgaben gut meistern könnt.“