Nach viereinhalb Jahren auf der Walz ist Zimmerergeselle Jannik Baumann in seine Heimat zurückgekehrt. In seiner Ausbildungsschule berichtet er angehenden Zimmerleuten von seinen Erlebnissen.
Zu Beginn seines Vortrags in der Friedrich-August-Haselwander-Schule/Offenburg, gab Baumann einen historischen Überblick über die Tradition der Gesellenvereinigungen. Seit Jahrhunderten ist die Wanderschaft fester Bestandteil des Handwerks. Sie dient dazu, junge Gesellen weiterzubilden, neue Techniken kennenzulernen und ihren Horizont zu erweitern. Dabei gelten strenge Regeln: So darf ein Geselle während seiner Reise seinem Heimatort nicht näher als 50 Kilometer kommen und er muss auf moderne Kommunikationsmittel wie Handys verzichten.
Eine Reise um die halbe Welt
Baumanns Wanderschaft führte ihn durch zahlreiche Länder und Kontinente. In Deutschland und Österreich arbeitete er auf einer Stampflehm-Baustelle, in der Schweiz, Italien, Spanien und Frankreich sammelte er weitere Erfahrungen. Auch in Rumänien, Dänemark und Norwegen setzte er seine Reise fort und verbrachte längere Zeit auf Spitzbergen. Besonders weit führte ihn seine Reise nach Südamerika, wo er Argentinien, Brasilien und Chile besuchte – sogar die abgelegene Osterinsel gehörte zu seinen Stationen.
Herausforderungen und bereichernde Begegnungen
Nach seinem Vortrag beantwortete Baumann die Fragen der angehenden Zimmerleute. Er sprach über die Herausforderungen der Walz, die Bedeutung von sozialen Kontakten – oft in einfachen Kneipen geknüpft – und die große Gastfreundschaft, die ihm begegnete. Immer wieder erlebte er, wie Menschen ihn aufnahmen, ihm einen Schlafplatz anboten oder im Auto mitnahmen.
Fachlich konnte Baumann sein Wissen in verschiedenen Bereichen des Bauhandwerks vertiefen. Er arbeitete an Projekten im Lehmbau, Hallenbau, Brettsperrholzbau und Treppenbau und gewann wertvolle Einblicke in unterschiedliche Bauweisen weltweit. Jannik Baumanns Vortrag war weit mehr als eine spannende Reiseerzählung. Er zeigte eindrucksvoll, dass die jahrhundertealte Tradition der Wanderschaft auch heute noch lebendig ist – und welch große persönliche und fachliche Bereicherung sie für junge Handwerker darstellen kann.