Vorstand und Aufsichtsrat der Volksbank Lahr konnten den versammelten Vertretern am gestrigen Dienstagabend im Dome des Europa-Parks eine Erfolgsbilanz für das Jahr 2016 vorlegen. Die Bilanzsumme und das betreute Kundenvolumen erreichten neue Rekordmarken, das Ergebnis vor Steuern lag mit 17,1 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahr. Die Mitglieder dürfen sich trotz der Niedrigzinsphase wieder über eine 7-prozentige Dividende freuen.




Dennoch war die Stimmung gestern Abend nur verhalten optimistisch. »Mit uns nicht«, richtete sich der Vorstandsvorsitzende Peter Rottenecker fast trotzig gegen die Appelle von Notenbank und Aufsichtsseite, angesichts der Folgen von Negativzinsen, Regulierung und Digitalisierung, das Genossenschaftsmodell zu überdenken bzw. komplett in Frage zu stellen. Diese Forderung, so Rottenecker, wirke fast schon zynisch, denn die Bürokratie sei es, die zunehmend Kosten verursache, und die hyperexpansive Geldpolitik der EZB diene vor allem dazu, die südlichen Länder der Euro-Zone zu entschulden.
Das erfolgreiche Genossenschaftsmodell hingegen sei gekennzeichnet durch eine langfristige Mitgliederorientierung und eine regionale Verankerung. Den 972 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland vertrauen 18,4 Millionen Mitglieder. Die UNESCO habe die genossenschaftliche Idee seit November 2016 als Weltkulturerbe anerkannt. »Wir verfügen über ein adäquates Prüfungswesen, ein risikobewusstes Management und einen vergleichsweise geringen Gewinnanspruch«, unterstrich Rottenecker die Merkmale, die die Genossenschaften einzigartig machen.
Dennoch gelte es in turbulenten Zeiten, das genossenschaftliche Geschäftsmodell zukunftsfähig auszurichten. »Wir haben uns im vergangenen Jahr nicht ausgeruht sondern sind dem Wandel aktiv entgegen getreten«, lenkte der Vorstandsvorsitzende den Blick auf die »Strategie 2016«, mit der die Volksbank Lahr neue, zeitgemäße Lösungen biete und sich konsequent an den Kundenwünschen orientiere. Rottenecker nannte unter anderem die stärkere Mitarbeiterqualifizierung, die Optimierung der Filialstruktur, die Eröffnung der Online-Filiale, die Reduzierung der Servicezeiten und die Erhöhung der Beratungszeiten. Diese Prozesse würden im Jahr 2017 mit hoher Geschwindigkeit fortgeführt.
Grundsolider und erfolgreicher Wachstumskurs
»Unsere Strategie entfaltet ihre Wirkung«, zeigte sich Vorstandsvorsitzender Peter Rottenecker zufrieden. Seinem Vorstandskollegen Reiner Richter blieb es vorbehalten, die Bilanzzahlen vorzustellen, die unterstreichen, dass sich die Volksbank Lahr auf einem »grundsoliden und erfolgreichen Wachstumskurs« befindet.
Die Bilanzsumme hat sich im Geschäftsjahr 2016 um 6,8 Prozent auf 2,253 Milliarden Euro erhöht. Das betreute Kundenvolumen hat erstmals die 4-Milliarden-Euro-Grenze überschritten und damit ebenfalls einen neuen Rekordwert erreicht. Um 8,7 Prozent ist das Kreditvolumen auf 1,36 Milliarden Euro gewachsen. Das Wachstum der Einlagen ist um 3,1 Prozent auf 1,665 Milliarden Euro gewachsen.
Als »Zahl des Jahres« titulierte Volksbank-Vorstand Richter allerdings die Zahl »minus 0,4 Prozent«. Diesen Zinssatz müssten Banken für ihre Einlagen bei der EZB bezahlen. »So etwas ist noch nie dagewesen – zumindest nicht in den vergangenen 5000 Jahren«, bezweifelt Reiner Richter diese geldpolitische »Innovation«.
Den Kunden empfahl Richter deshalb zu einem Umdenken und einer Streuung ihrer Geldanlagen. Eine Möglichkeit seien Wertpapiere. Der Bestand, den die Volksbank Lahr verwaltet, ist auf 442 Millionen Euro gestiegen, was einer Steigerung von 15,1 Prozent entspricht. Wichtigster Erfolgsfaktor sei die Beratung. Insgesamt wurden von den Mitarbeitern im vergangenen Geschäftsjahr 45830 Beratungsgespräche durchgeführt.
3182 neue Kunden haben im Jahr 2016 den Weg zur Volksbank Lahr gefunden. 1449 Kunden sind neue Mitglieder geworden. Deren Zahl ist zum Jahresende auf 54116 geklettert. Positiv wirke sich die Leistungsbilanz der Volksbank Lahr auf die Kommunen, das soziale und kulturelle Leben der Region aus. Dass dies möglich ist, so Vorstand Reiner Richter, sei vor allem dem überdurchschnittlichen Engagement der Volksbank-Mitarbeiter zu verdanken. Der Personalstand ist um 17 auf 456 Mitarbeiter gesunken. Derzeit beschäftigt die Volksbank 35 Auszubildende. Im September 2017 werden 15 neue Auszubildende beginnen.
Produktivität ist deutlich effizienter geworden
»Unseren genossenschaftliche Förderauftrag können wir nur erfüllen, wenn wir auch Geld verdienen«, leitete Vorstandsvorsitzender Peter Rottenecker über zur Ertragslage. Diese konnte dank einer strengen Kostendisziplin und einer wesentlich verbesserten Produktivität gesteigert werden. Das Betriebsergebnis vor Bewertung ist um drei Millionen auf 17,1 Millionen Euro gestiegen.
Unterm Strich verbuchte die Volksbank Lahr einen Bilanzgewinn von 7,2 Millionen Euro. Davon werden 1,3 Millionen Euro in Form einer 7-prozentigen Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet. 2,5 Millionen fließen in die gesetzliche Rücklage. 3,4 Millionen Euro werden den anderen Ergebnisrücklagen zugeführt. Der Vortrag auf neue Rechnung beträgt 51.306 Euro. Mit jeweils einstimmigem Votum folgten die versammelten Vertreter den Beschlussvorschlägen.
Wechsel im Aufsichtsrat
Einen Wechsel gab es gestern Abend im Aufsichtsrat der Volksbank Lahr. Wegen Erreichens der Altersgrenze ist Unternehmer Walter Guggenbühler aus Nordrach nach fast 21 Jahren aus dem Gremium ausgeschieden. »Über zwei Jahrzehnte haben sie sich mit menschlichem und wirtschaftlichem Sachverstand für die Volksbank eingesetzt«, würdigte Wirtschaftsprüfer Rainer A. Haag das langjährige Wirken von Walter Guggenbühler. Am 5. Juli 1996 wurde er bei der damaligen Volksbank Zell-Oberharmersbach erstmals in den Aufsichtsrat gewählt. Seither habe es eine Vielzahl wichtiger struktureller und personeller Entscheidungen gegeben, würdigte der Verbandsvertreter in seiner Laudatio. Vor allem seien es die Fusionen gewesen, die zur heutigen Volksbank Lahr geführt haben. Als Zeichen des Dankes zeichnet Rainer A. Haag den scheidenden Aufsichtsrat mit der silbernen Ehrennadel des Badischen Genossenschaftsverbandes aus. Einen Blumenstrauß durfte seine Frau Lucia Guggenbühler entgegennehmen.
Auf Vorschlag des Vorstandes wurde bei der notwendigen Nachwahl Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Rudolf Streif aus Zell a. H. in den Aufsichtsrat der Volksbank Lahr gewählt. Seit Januar 2017 ist Rudolf Streif Geschäftsführer und Gesellschafter der Kanzlei Himmelsbach + Streif, die an den Standorten Seelbach-Schönberg und Lahr insgesamt 45 Mitarbeiter beschäftigt. Aufsichtsratsvorsitzender Bernd Neugart zeigte sich sicher, dass Rudolf Streif mit seinem hohen Fachwissen zur weiteren positiven Entwicklung der Volksbank Lahr beitragen könne.