Nach 27 Jahren Verwaltungsarbeit will Josef Roth den 1. Vorsitz der historischen Bürgerwehr Unterharmersbach in jüngere Hände legen. Diese freut sich über viele junge Kameraden in ihren Reihen.





„Bei den im nächsten Jahr anstehenden Gesamtwahlen werde ich nicht mehr zur Verfügung stehen und hoffe auf Euer Verständnis“. Dies machte Josef Roth, Vorsitzender der historischen Bürgerwehr Unterharmersbach, bei der Generalversammlung am vergangenen Samstagabend klar. Mit gut 50 Teilnehmenden fand sie im Gasthaus „Grüner Hof“ im Ortsteil Grün statt.
Seit 40 Jahren sei er mit dabei, so der 54-Jährige, der mit 27 Jahren in die Verwaltung gekommen ist: „Ich glaube, dass jetzt ein jüngerer meinen Platz einnehmen sollte.“ Dass viele Ehrenmitglieder den Weg in die Versammlung gefunden hatten, freute ihn ebenso wie der Umstand, dass „ein Haufen“ junger Kameraden dem Verein beigetreten ist.
„Es gibt nicht mehr viele Wehren, die diese Tradition pflegen“, würdigte Ortsvorsteher Ludwig Schütze deren Beitrag beispielsweise an dem so wichtigen Volkstrauertag. Umso außergewöhnlicher sei es, in Unterharmersbach viele junge Mitglieder zu haben.
Dies betonte auch Zells Bürgermeister Günter Pfundstein: „Mir ist keine Wehr bekannt, die einen so großen Zuwachs hat.“ Nicht minder außergewöhnlich sei, dass die Stadt mit gleich zwei Historischen Wehren bestückt ist: der Zeller und der Unterharmersbacher Bürgerwehr. Daher dankte er allen Beteiligten um Josef Roth so-wie Hauptmann/ Kommandant Marcus Bohnert dafür, „dass Sie die Tradition der ehemaligen freien Reichsstadt und des ehemaligen freien Reichstales aufrecht erhalten und bei offiziellen Terminen aufmarschieren – egal ob bei kirchlichen oder weltlichen Anlässen: Das gibt einfach immer ein wunderschönes Bild.“
Vereinsförderung
Gleichzeitig ging das Ortsoberhaupt auf die Vereinsförderung ein. „Bitte betrachten Sie nicht nur das Bargeld, das aus der Stadtkasse fließt“, wandte er sich an die Versammlung. Denn zur Unterstützung seitens der Stadt sowie der Ortsverwaltung gehörten auch die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten, inklusive der Schwarzwaldhalle: „Das sind alles Beträge, die indirekt Ihrem Verein zu Gute kommen.“
Zudem warb Günter Pfundstein um Geduld: Das Thema der Vereinsförderung generell – „Wir haben nahezu 100 Vereine und Verbände im Ort“ – sei so umfangreich und komplex, dass man es erst im kommenden Jahr, spätestens im Jahr 2026 neu ordnen könne, dies zumindest versuchen wolle, nicht zuletzt gerade eben vor dem Hintergrund von Gebäudemanagement und Raumbelegungen.
Dem Tätigkeitsbericht von Hauptmann Marcus Bohnert zufolge besteht die Bürgerwehr Unterharmersbach aus sechs Offizieren, 36 Gewehrträgern, 13 Spielleuten, zehn Trachtenfrauen, zehn Ehrenmitgliedern sowie 130 passiven Mitgliedern. Als neuestes aktives Mitglied wurde Christian Schmider mit großem Applaus begrüßt.
Insgesamt zwölf offizielle Auftritte absolvierte die Unterharmersbacher Bürgerwehr im vergangenen Jahr. Das Goldene Priesterjubiläum von Pater Leonhard Lehmann, die Abschiedsfeier des Klosters, Fronleichnam und Volkstrauertag standen dabei ebenso auf dem Terminkalender wie das Vorderladerschießen in Haslach, ein Biwak in Wolfach, das Zeller Fest, das Landestreffen in Ehingen, das letzte Geleit für Peter Kornmeier und das Alterskameradentreffen gemeinsam mit der Unterharmersbacher Feuerwehr. Hinzu kam ein Kameradschaftsausflug sowie ein zweimaliges Exerzieren beim Sportplatz.
Letzteres wird aufgrund geringer Beteiligung in diesem Jahr auf ein einziges Mal reduziert, dafür stimmte die Versammlung mit knapper Mehrheit, bei einer großen Zahl von Enthaltungen. Vorsitzender Josef Roth bat um möglichst zahlreiches Erscheinen zu der rund einstündigen Probe, „das tut uns allen gut, auch uns Offizieren, wir machen alle mal Fehler.“
Auch war die Bürgerwehr mit kleinen Abordnungen auf Geburtstagen, Tagungen, Beerdigungen und Veranstaltungen das ganze Jahr über präsent. Hauptmann Marcus Bohnert bedankte sich bei Spielmannszug, Gewehrträgern und den Trachtenfrauen sowie bei Ortsvorsteher Ludwig Schütze sowie dessen Vorgänger Hanspeter Wagner für die Unterstützung im vergangenen Vereinsjahr.
Gemäß des Kassenberichts von Herbert Armbruster stellte den größten Einnahmen- wie auch Ausgabenposten die bestens angekommene Jahresveranstaltung in der Schwarzwaldhalle dar, mit dem Theaterstück „Nix Amore am Lago Maggiore“. Trotz eines leichten Rückgangs bereitet der Kontostand keine Sorge. Wobei Vorsitzender Josef Roth betonte, dass alle neu hinzugekommenen jungen Kameraden mit neuen Uniformen ausgestattet worden seien. Er bedankte sich bei denen, „die immer mitgelaufen sind, das läuft tadellos.“
Auch von dem jungen Tambourmajor Gabriel Roth war Positives zu hören: „Es macht wahnsinnig Spaß, die Proben sind gut angekommen.“
Die Entlastung des gesamten Vorstandes erfolgte einstimmig. In einer Teilwahl übernahm Fabian Haalboom von Regina Lehmann das Amt der Schriftführung.
Ehrungen
Eine Vielzahl von Ehrungen fand statt. Für 50 Jahre Mitgliedschaft im Verein mit Urkunde und Präsent gewürdigt wurde Herbert Jilg, seit 40 Jahren dabei ist Josef Gutmann. Konrad Schwarz und August Uhl konnten ihre Ehrung nicht persönlich entgegen nehmen.
Für ihre Zuverlässigkeit geehrt sowie mit Blumen und Wein zum Dank beschenkt wurden folgende aktive Mitglieder: Cäzilia Burger, Franziska Gehring, Elisabeth Uhl, Anna Walter, Nikolaus Wink – sie alle hatten kein einziges Mal gefehlt. Nur einmal gefehlt hatten: Stefanie Lehmann, Elsa Ungefug, Stefan Körnle, Josef Lehmann, Helmut Lehmann, Adrian Rauber, Lothar Schneider, Siegfrid Schülli, David Uhl, Horst Zenner, Herbert Armbruster, Konrad Echle, Valentin Echle, Niklas Gehring, Franz Lehmann.
Sorgenkinder: Trachtenfrauen
„Wir müssen uns überlegen, wie es mit den Trachtenfrauen weitergeht“, betonte Vorsitzender Roth am Ende der Versammlung. „Sie werden immer älter“. Einige könnten daher bei Veranstaltungen nicht mehr mitlaufen – der nächste Auftritt findet an Fronleichnam statt – „und die, die dabei sein könnten, sind nicht dabei.“ Wobei eine der anwesenden Trachtenfrauen betonte: Nur zu zweit oder zu dritt bei einem solchen Termin mitzulaufen, mache keinen Sinn, „das gibt kein Bild.“