»Wir sind sehr dankbar dafür, dass unsere Mitglieder auch im vergangenen Corona-Jahr ihre Beiträge einbezahlt und dass wir weiterhin viele Spenden erhalten haben, denn nur darüber finanzieren wir uns«, betonte Mathilde Zimmermann – Vorsitzende des Oberharmersbacher S.t.a.r.k.!-Vereins – auf dessen Jahresversammlung.



Diese fand am vergangenen Freitagabend in Unterharmersbach statt, im Hotel Klosterbräustuben. Die Vereinsvordere freute sich, Zells Bürgermeister Pfundstein begrüßen zu können, ebenso wie Sonja Wurth als Vertreterin von Oberharmersbachs Bürgermeister Richard Weith. Als Vertreterinnen der evangelischen Kirche waren Christina Fleischer und Martina Wetzel anwesend.
»Leider blicken wir auf ein Jahr zurück, bei dem es uns aufgrund der Pandemie nicht möglich war, Veranstaltungen durchzuführen«, bedauerte Schriftführerin Kathrin Lehmann bei ihrem Tätigkeitsbericht für 2021. Umso wichtiger war es für den Verein, Schulanfängern und Kindern der Schulklassen eins und zwei Bilderbücher mit dem Titel »Pfoten weg« zukommen zu lassen.
Diese lehren Kinder, stark zu werden und sich zu wehren: gegen ihnen aufgezwungene, unangenehme Nähe. So wie es dem Verein generell darum geht, Kindern und Jugendlichen auf vielfältige Weise Selbstbewusstsein zu vermitteln. Um es Miss brauchs tätern schwer zu machen.
Nachdem Stephanie Kasper von den Kassenprüfern Anja Jilg und Patrick Dreilich eine einwandfreie Kassenführung bestätigt und der gesamte Vorstand einstimmig entlastet worden war, erfolgte turnusgemäß dessen Neuwahl. Vorsitzende, Schriftführerin, Kassenwartin und Kassenprüfer wurden in ihren Ämtern einstimmig für die nächsten drei Jahre bestätigt. Gleiches gilt für Evelyn Herrmann als stellvertretende Vorsitzende sowie Beisitzer Oliver Lemke. Drei weitere mögliche Beisitzerposten blieben vakant.
Weitere Mitglieder des Vorstandes sind Delegierte, die nicht gewählt, sondern entsandt werden: Pfarrer Gerner als Vertreter der katholischen Kirche sowie Richard Weith als Vertreter der Gemeinden Biberach, Nordrach, Zell und Oberharmersbach. »Mit der evangelischen Kirche gibt es Gespräche, wer hier das Vertreteramt übernehmen kann«, erläuterte die Vereinsvorsitzende Zimmermann.
Die Posten je eines Vertreters aller Schulen, Kindergärten, Elternbeiräte und Vereine allerdings sind unbesetzt, nach wie vor. »Es geht einfach darum, dass wir bei Fragen einen Ansprechpartner haben«, hoffte Mathilde Zimmermann auf eine Änderung der Situation.
2023: 10-jähriges Jubiläum
Angesichts des im nächsten Jahr anstehenden zehnjährigen Vereinsjubiläums soll im Juni erneut ein »Mut-macht-stark«-Tag stattfinden. »Aber ohne die Unterstützung von außen kriegen wir das nicht hin«, mahnte Mathilde Zimmermann mit Blick auf das noch nicht stehende Programm.
Die Vorsitzende verwies auf die Möglichkeit, beim S.t.a.r.k.!-Verein kostenlos eine Bücherkiste für Grundschüler, Kinder und jüngere Jugendliche auszuleihen. Schließlich übergab sie das Wort an Anna Bürkle.
Die ist qualifizierte Genesungsbegleiterin, arbeitet aktuell im betreuten Wohnen der Rehagesellschaft zur Förderung psychisch Kranker und engagiert sich in diesem Rahmen bei dem Präventionsprojekt »Na und?«: »Wir gehen an Schulen und klären über psychische Erkrankungen auf – und machen Mut, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. Wir gucken mal, ob sich mit dem Stark-Verein gemeinsame Projekte ergeben.«
Zum Abschluss der Mitgliederversammlung gab Profi-Kickboxer Soufian Dolce Einblick in Selbstschutz und Selbstverteidigung für Jungen und Mädchen. Im Rahmen des Zelli Sommerferienprogramms hatte er 60 Mädchen im Zeller Fitness-Studio »Kraftwerk« eine Stunde lang in einem Schnupperkurs unterwiesen.
Der heute 27-jährige Zeller war als Kind übergewichtig. Im Alter von sechs Jahren »hat mich mein Vater zum Karate gebracht, weil ich gemobbt worden bin«. Und auch Soufian Dolces Familienverhältnisse »waren früher nicht so einfach, weil mein Vater arabischer Abstammung ist.«
Mit 20 Jahren dann entdeckte der Kampfsportler die Liebe zum Kickboxen, ist (neben seinem Studium und seiner zusätzlichen Ausbildung als Industriemeister) seit zwei Jahren Profikämpfer – und zwar unter den Fittichen von Christian Benz. Der wiederum wirkt an der Polizeihochschule in Lahr als Dozent für unter anderem Selbstverteidigung und gründete 2004 die Kampfsportschule »Sukothai Academy«. Soufian Dolce – genannt »Sof« – trainiert bei Christian Benz, kämpft unter seinen Fittichen und gibt in seinem Auftrag Kurse im Zeller Fitness-Studio »Kraftwerk«.
Auf der Mitgliederversammlung des S.t.a.r.k.!-Vereins erklärte und demonstrierte er die Grundlagen der Selbstverteidigung, wie er sie Kindern beiderlei Geschlechts beibringt. »Bei der Selbstverteidigung geht es darum, dass sich das Kind durch verschiede Techniken verteidigen und auch situativ auf einen bestimmten Vorgang reagieren kann«, erklärt er.
Hände hoch!
Das beginnt mit der Körperhaltung gegenüber einem Angreifer: Kopf hoch, Brust raus – sich also nicht klein machen – und richtig stehen, die Beine schulterbreit auseinander: um Mut zu zeigen und gleichzeitig zu versuchen, der Situation im wahrsten Sinne des Wortes standzuhalten.
Das Wichtigste beim Selbstschutz ist zunächst, die Hände und Arme vor und über das wichtigste Körperteil zu halten – den Kopf: »Jetzt kann der andere mich hauen, mich greifen, aber mein Kopf ist geschützt.«
Als zweiten Punkt betont Sof: »Ich habe eine Stimme!« Und die gilt es zu benutzen. »Wenn ich meinen Kopf schütze, dann kann der andere machen, was er will, und ich schreie einfach laut »Hilfe, Hilfe«! Gerade Mädchen haben hier oft Hemmungen. »Auch wenn sie sonst den ganzen Tag rumschreien, aber in so einer Situation tun sie es nicht«, sagt Sof auf eine leise Weise, die alle zum Lachen bringt.
Auch in punkto Selbstverteidigung heißt es, die Hände immer oben zu halten, vor das eigene Gesicht. »So kann ich die Hand, die mich greifen oder schlagen will, wegschlagen und gleichzeitig meinen Kopf schützen.« Dabei den Angreifer immer wieder schreiend auffordern: »Geh weg, lass mich, halt, stopp!« Genauso wichtig bei der Selbstverteidigung ist, sich von der Situation zu lösen, sobald wie möglich wegzurennen, »weil ich nie weiß, wie die angreifende Person drauf ist oder wie sie tickt.«
Was hier stark verkürzt wiedergegeben wird, sollte regelmäßig geübt und trainiert werden, idealerweise schon ab dem vierten Lebensjahr. »In Selbstverteidigungskursen und im Kampfsport lernt man, mit brenzligen Situation umzugehen und Mut zu entwickeln, die Kinder werden insgesamt selbstbewusster«, fasst Sof zusammen. Gleichzeitig lernen sie Disziplin, auch in ihrem Verhalten anderen gegenüber: »Die einen lernen sich zu wehren und die anderen, sich zu beherrschen.«
Die Trainingszeiten mit Soufian Dolce im Zeller »Kraftwerk«: 16 – 16.45 Uhr für 6- bis 10-Jährige, 17 – 17.45 Uhr für 11- bis 15-Jährige, 18 – 19 Uhr für ab 16-Jährige.
S.t.a.r.k.!-Verein e.V.
2013 gegründet, zählt der Verein aktuell 66 Mitglieder. Kontakt: Mathilde Zimmermann, Telefon 0160/ 6208234; post@stark-ev.info.de. Internet: www.stark-ev.info.
Wer spenden möchte, kann dies auch unter www.smile. amazon.de. tun, indem er den S.t.a.r.k.!-Verein auswählt. »Wir bitten zwar darum, regional einzukaufen«, betont Mathilde Zimmermann, »aber wer über Amazon kauft, kann uns mit einem kleinen prozentualen Anteil des Verkaufspreises unterstützen.«