Mit großer Trauer und tiefem Mitgefühl wurde am Freitagmorgen im Zeller Städtle die Nachricht vom Tod von Studiendirektor a.D. Heinz Scherzinger, Sonnenhalde 24, aufgenommen. Trotz seines Alters von 85 Jahren hatte er sich gesund und fit gefühlt. Täglich konnte man ihm im Zeller Städtle begegnen, entweder zu Fuß zum Storchenturm oder Rundofen, oder in seinem geliebten gelben Pulli in seinem Cabrio, wo die Mitbürger ihm fröhlich zuwinkten.
Am Donnerstagabend hatten er und seine Partnerin Elfriede sich mit Freunden zu einem netten gemeinsamen Abend getroffen. Heinz Scherzinger war, wie man ihn kannte, gut aufgelegt und nichts deutete darauf hin, dass er am nächsten Tag mitten aus dem Leben gerissen werden würde. Seine Partnerin erwachte am frühen Morgen und merkte, dass es ihm nicht gut ging. Der Notarzt und die Rettungssanitäter kämpften noch eine Stunde um sein Leben – doch vergebens.
In den Bereichen Kultur, Geschichte, Sport Außerordentliches geleistet
Mit Heinz Scherzinger verliert die Stadt Zell einer ihrer profiliertesten Mitbürger. Über Jahrzehnte hinweg hat er im öffentlichen Leben der Stadt viele Ehrenämter begleitet und in den Bereichen Kultur, Geschichte, Sport Außerordentliches geleistet. Erst am 4. März dieses Jahres hatte er anlässlich seines 85. Geburtstages seine Hände in den Schoß gelegt und seinen Ruhestand bekannt gegeben. Bis dahin war er kompetenter Leiter des Storchenturm-Museums und begehrter Stadtführer. Mit seinem immensen Wissen stellte er sich tagtäglich in den Dienst seiner Heimatstadt.
Auch sonst war er aktiv, mit viel Liebe und Können pflegte er seinen großen Garten und den Wintergarten, er ging nach wie vor gerne auf Reisen, früher mit seiner verstorbenen Frau, heute mit Partnerin Elfriede. Er war ein glänzender Unterhalter, der mit Humor und Mutterwitz ganze Gesellschaften in seinen Bann ziehen konnte. Als exzellenter Weinkenner und Fein schmecker genoss er gerne ein gutes Essen und passenden Wein, er liebte das Theater und schöne Konzerte.
Studiendirektor an den kaufmännischen Schulen Lahr
Heinz Scherzinger wurde in der Nordracher Straße als Sohn von Maria und Max Scherzinger geboren. Von 1943 bis 1951 besuchte er die Zeller Volksschule, danach wechselte er zur sechsjährigen Wirtschaftsschule Offenburg, wo er 1957 sein Abitur mit Auszeichnung absolvierte. Nach einem Praktikumsjahr bei der Sparkasse Zell begann er 1958 an der Wirtschaftsuniversität Mannheim ein Studium, das er 1963 mit Bravour als Diplomhandelslehrer abschloss.
Nach der Referendarszeit in Oberkirch und Stuttgart begann er an den kaufmännischen Schulen in Lahr seine berufliche Laufbahn. Innerhalb von wenigen Jahren wurde er auf Grund seines besonderen Einsatzes, seines Wissens und der pädagogischen Fähigkeiten Studienrat und Oberstudienrat. 1972 wurde er zum Studiendirektor ernannt – damals als Jüngster im Bereich des Oberschulamtes Südbaden. Als Lehrer ist er noch heute bei vielen Schülern unvergessen.
Er unterrichtete viele Bankfachklassen und führte sie Abschluss. Im Wirtschaftsgang Oberstufe bereitete er viele Abiturienten, die ihm heute noch dankbar sind, in den Leistungskursen BWL und VWL auf die Abiturprüfung vor. Durch seine hohe Qualifikation wurde er von renommierten Verlagen zum Lehrbuchautor berufen.
30 Jahre war er bei der IHK ein engagiertes und hochgeachtetes Mitglied in den Kommissionen Prüfungsauswahl und Prüfungsaufgabenstellung. Viele Bankkaufleute absolvierten bei ihm die Abschlussprüfung und denken heute gerne an ihn zurück. 1997 trat er in den wohlverdienten Ruhestand.
Drei Amtsperioden Stadt rat und Ortschaftsrat
Auch in seiner Heimatstadt Zell stellte er sich mit vorbildlichem Engagement und vielen Ehrenämtern in den Dienst seiner Mitbürger, die ihn für drei Amtsperioden als Stadtrat und Ortschaftsrat von 1975 bis 1990 jeweils mit hohen Stimmenzahlen wählten und ihm ihr Vertrauen schenkten. Einstimmig wurde er von den Mitgliedern zum Vorsitzenden der CDU Unterharmersbach gewählt, ein Amt, das er mit Fleiß, hohem persönlichen Einsatz führte und in dem er dazu beitrug, dass die Wunden der Gemeindereform zu verheilen begannen.
Auch als er aus seinen politischen Ämtern ausgeschieden war, half er in der Gruppe der Altortschaftsräte bei vielen Einsätzen mit, den Ort zu verschönern und alte Kulturdenkmäler wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu holen.
Schon von klein auf gehörte seine besondere Liebe dem Fußball. Er war einer der herausragenden Spieler der Zeller Meistermannschaft, die schließlich den Aufstieg in die erste Amateurliga schaffte. Allerdings war der Aufstieg ihm selbst nicht mehr vergönnt. Ein komplizierter Knöchelbruch beim wichtigen Auswärtsspiel in Baden-Oos bedeutete für den begnadeten Mittelfeldspieler das Aus seiner aktiven Fußballkarriere. Dennoch blieb er dem Fußball weiter verbunden als ehemaliger zweiter Vorsitzender des ZFV wie auch als erfolgreicher Jugendtrainer beim ZFV und FVU.
Mit Geschichte und Kultur tief verbunden
Schon immer der Geschichte und der Kultur seiner Heimatstadt tief verbunden, hat Heinz Scherzinger auch in diesen Bereichen über Jahrzehnte viel bewegt und wichtige Zeichen gesetzt. Als ausgezeichneter Stadtführer hat er über Jahrzehnte sein Städtle den Besuchern auch mit Humor und Charme nähergebracht.
Unzählige Besucher ließen sich bei den Krippenausstellungen im Fürstenberger Hof von ihm bei zahllosen Führungen tief beeindruckt in die wunderbare Welt der Weih nacht und der Krippen entführen. Seit vielen Jahren gehört er dem Vorstand des historischen Vereines Zell am Harmersbach und der Bildsteinpreiskommission an. Sein leidenschaftlicher Einsatz für seine Vaterstadt wurde 2009 gewürdigt, als er zum Museumsleiter des historischen Storchenturm-Museums berufen wurde. 2018 erhielt er unter großem Beifall beim Silvesterempfang der Stadt Zell nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderates durch Bürgermeister Günter Pfundstein eine ganz besondere Ehrung: Die Bürgermedaille der Stadt Zell am Harmersbach.
Bei der Verleihung der Bürgermedaille sagte er in seiner Dankesrede: „Der Mensch ist bipolar. Dem Ich steht das Wir gegenüber“. So gelte es die Balance zu finden zwischen dem eigenen Wohl und dem Einsatz für das Gemeinwohl. Er habe für sich die Balance gefunden.
1962 heiratete Heinz Scherzinger seine Jugendliebe Gertrud Lehmann, die jüngste Tochter des damaligen Unterharmersbacher Bürgermeisters Peter Lehmann, mit der er 1971 an der Sonnenhalde ein Eigenheim errichtete. Beide waren sich in Zuneigung tief verbunden. Gemeinsame Interessen, Kultur und Geschichte, Garten, Musik, Wein und gutes Essen und vor allem Reisen nach Südeuropa und nach Frankreich bildeten das Fundament einer großen Liebe. Darum traf ihn der Schicksalsschlag umso schwerer, als er wenige Wochen nach der Goldenen Hochzeit seine Frau 2012 nach schwerer, heimtückischer Krankheit zu Grabe tragen musste.
Um ihren liebenswerten und großzügigen Vater, Opa und Uropa trauern drei Töchter, drei Enkelinnen und vier Urenkel. Das besondere Beileid gilt in diesen Stunden auch seiner Partnerin Elfriede, die seit neun Jahren seine Lebensgefährtin war. Sie genossen ihre gemeinsame Zeit sehr, mit Familie und Freunden, guten Bekannten und Weggefährten.
Eine sehr schöne und informative Rückschau auf einen bemerkenswerten Menschen. Als Pädagoge ein Vorbild.