Unterharmersbach trauert. Die Nachricht vom Tod des überall beliebten und hochangesehenen Mitbürgers KFZ-Meister Hildebert Gieringer vor 14 Tagen traf viele ins Herz. Er war ein Hambacher mit Leib und Seele gewesen. Klug und fleißig, stets hilfsbereit, war er mit einem Mutterwitz gesegnet, der sogar in Corona-Zeiten Mitbürger und Freunde zum Schmunzeln brachte.
Auch jetzt, im hohen Alter von 86 Jahren war er noch täglich in seinem geliebten Hombe unterwegs, immer mit einem guten Wort oder auch mal mit einem Schwätzle, was es gerade Neues gab. Dann ging er in den Garten, in dem immer Arbeit auf ihn wartete. Sein Garten war eine Augenweide und seine Lieblingsbeschäftigung. Von Einheimischen wie von Kurgästen gab es großes Lob.
Geboren wurde Hildebert Gieringer als Sohn des Unterharmersbacher Gemeinderechners Karl Gieringer und seiner Frau Maria im hinteren Viertel am Gewerbekanal. Ein schwerer Schicksalsschlag war der Tod seines Bruders, Rechtsanwalt Karl Gieringer, der in jungen Jahren an einer Krebserkrankung starb. Hildebert Gieringer schlug eine andere Laufbahn ein. Er absolvierte in der legendären Werkstatt Vetter Sepp eine Lehre als Automechaniker. Sein Chef war mit der Leistung des jungen, technisch begabten Hambachers sehr zufrieden und hätte ihn gern übernommen.
Doch Hildebert zog es mit 21 Jahren in die Ferne. Sein Ziel war das damals führende Autohaus Opel-Link in Offenburg. Auch diesmal hatte Hildebert Gieringer die richtige Wahl getroffen. Die aufstrebende Firma Opel-Link suchte nicht nur tüchtige Mechaniker, sondern flexible Mitarbeiter aus den Seitentälern rundum, die für die Kunden von dort kostenlos das Auto nach Offenburg brachten und nach der Reparatur wieder zurück in ihren Heimatort. Das sparte Zeit und Geld. Sein Talent im Umgang mit den Kunden gefiel auch seinen Chefs. Er durfte die Meisterprüfung machen und wurde zum Kundenberater befördert.
Auch privat ging es bald steil bergauf. Er lernte die Unterharmersbacher Bürgerstochter Martha Breig kennen und lieben, und am 12. Juli 1962 war Hochzeit. Das ganze Dorf feierte mit. Es dauerte nicht lange und die Kinder Thomas (1963), Gaby (1964) und Martin (1968) kamen zur Welt und gediehen prächtig. Jedoch einen schweren Schicksalsschlag, der Tod seines ältesten Sohnes Thomas, der mit 49 Jahren auf tragische Weise starb, hat er nie verwunden. Auch der Tod seiner Frau Martha am 19. Oktober 2011 nach schwerer Krankheit traf ihn schwer.
Mit der Familie und den Freunden nehmen auch die Unterharmersbacher Vereine Abschied von Hildebert Gieringer. Er hat den Männergesangverein und den FVU durch seinen Einsatz und sein Engagement als hervorragender Sänger und vorbildlicher Fußballer mitgeprägt.
Auch als Ruheständler war er Oberhaupt der Familie mit elf Personen. Wie ein Patron saß er dann abends bei seiner Familie. Alle saßen oft zusammen am Tisch und diskutierten, sehr oft über Fußball. Tagsüber kümmerte er sich gern um seinen Garten. Er mähte das Hausmättle für seine Hasen, pflegte die Rosen und seinen Gemüsegarten. Für ihn gab es immer etwas zu tun.
Der Umbau des Sporthauses zu einem Clubhaus wurde unter seiner Leitung vollzogen. Er gründete mit ehemaligen Spielerkameraden einen Wanderclub, der alle vier Wochen im heimischen Gebiet die Bauernwirtschaften besuchte und vesperte, zur Stärkung für den Heimweg. In jedem Jahr ging es zum Wandern mit den Kameraden in die Berge. Den Kleinbus stellte sein früherer Chef von Opel-Link als Dankeschön für seine hervorragenden Leistungen zur Verfügung.
Wie er in schwierigen Zeiten seine Familie zusammenhielt, so tat er es auch für den FVU. Von allen Seiten wurde die Leistung von Hildebert Gieringer für den FV Unterharmersbach ausführlich gewürdigt. Im Fußball war er einer der Besten, der durch seine Schnelligkeit glänzte, des Öfteren auch durch traumhafte Tore. Er schaffte es drei Jahre hintereinander die Torjägerkanone des FVU zu erringen. Von 1965 bis 1990 war er 2. Vorsitzender des FVU. Einstimmig wurde er 1990 unter Beifall zum Ehrenmitglied des FV Unerharmersbach ernannt. Aber am meisten freute es ihn, wenn seine eigenen sieben Buben zur Hochform aufliefen und zeigten, dass man auch im Hambe Fußball spielen kann. Beim Mittagessen gab es am Tisch Tipps fürs Spiel. Und wer jubelte bei einem Sieg seiner Jungs am meisten? Natürlich Hildebert.
Zwei Jahre nach einer Hirnblutung, von der er sich wieder gut erholte, machte sein Gesundheitszustand wieder eine Einlieferung ins Krankenhaus erforderlich. Seine Blutwerte waren schlecht und es wurde festgestellt, dass er an Leukämie litt. Die Ärzte versuchten mit einer Infusionstherapie zu helfen. Doch es war schon zu spät. Sein Sohn Martin und seine Schwiegertochter Annette saßen Tag und Nacht an seinem Bett, bis er für immer einschlief. Ein guter Mann mit großem Herzen war heimgegangen.