Große Freude bei den Kapuzinern: In diesem Jahr konnten zwei Jungstörche auf dem Dach der Wallfahrtskirche beringt werden. Vor einem Jahr sah es anders aus. Die große Freude der Kapuziner und der Bürger, dass erstmals auf dem Dach der Wallfahrtskirche Störche nisteten und brüteten, wich damals nach einem Drohnenflug der traurigen Gewissheit, dass die Jungen nicht überlebt hatten.


Ganz anders dieses Jahr: Das Storchenpärchen war wieder gekommen und baute ganz oben auf dem Dachfirst ein neues Nest. Drei Eier sah man darin und wie die Storcheneltern fleißig brüten. Und groß war die Freude, als drei kleine Storchenschnäbel sich über dem Nestrand zeigten. Bruder Berthold, Wallfahrtsseelsorger und Storchenvater, und seine Mitbrüder freuten sich: »Endlich haben wir Nachwuchs«.
Bruder Berthold war es auch, der als Hüter der Störche, in die Wege leitete, dass der Nachwuchs beringt wurde. Er wandte sich an den Freund des Klosters, Ortsvorsteher a. D. Hans-Peter Wagner, und bat ihn, die Beringung zu organisieren. Dies war in diesem Jahr gar nicht so einfach, weil alle Beringer des Bezirkes bereits eingeteilt waren und für den Bereich Südbaden nur 130 Ringe für die zu beringenden 230 Jungtiere zur Verfügung gestellt wurden. In dieser Notsituation wandte sich Wagner an die Max-Planck-Gesellschaft, Vogelwarte Radolfzell, die für ganz Südwestdeutschland und Österreich zuständig ist. Doch auch hier gab von der Leiterin zunächst eine Absage, weil es einfach keine Ringe gab. Doch als sie hörte, dass es um die Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten in Zell ging, änderte sich die Sachlage. Dorthin war die Mitarbeiterin als Kind mit der Oma wallfahren gegangen. Und sie besorgte für Beringer Gérard Mercier weitere Ringe. Der war am Samstag ohnehin zum Beringen in Zell und kannte auch schon die Wallfahrtskirche.
Einer überlebte nicht
Was sich in den letzten Tagen andeutete, als man nur zwei Schnäbel aus dem Nest ragen sah, wurde vor Ort Gewissheit. Einer der drei Jungstörche war nicht mehr am Leben. Gérard Mercier, Beringer und Storchenexperte, erklärte, was passiert war: Die Schafskälte, der wochenlange Regen und die Gewitterstürme zehrten die Kräfte des Jungstorches auf. Die Daunenfedern des Jungtieres saugten das kalte Regenwasser auf und legten sich wie ein Gürtel um das Tier. Der Körper erlitt so einen Kälteschock, der zum Tod führte. Merciers Resümee: »Es ist ein Wunder, dass die zwei Tiere überlebten und dass das von den Storcheneltern mit hoher Kunst gebaute Nest auf dem steilen Dach den Stürmen stand hielt. Da hat die heilige Maria bestimmt ganz fest ihre Hand darüber gehalten.«
Schaden entdeckt
Das gilt auch für eine weitere kleine Geschichte. Für die Beringung der Jungtiere war die große Drehleiter der Zeller Feuerwehr im Einsatz. Einer der freiwilligen Helfer aus den Reihen der Feuerwehr hatte dabei in luftiger Höhe gesehen, dass ein Setzstein für das Hochkreuz am Dachfirst der Kirche vermutlich Risse zeigte. Bei einer zweiten Kontrollfahrt mit Bruder Markus und Hans- Peter Wagner bewahrheitete sich dies. Der Stein war locker und hätte bei einem der nächsten Stürme sich lösen und herabfallen können. Vorsichtig entfernte das Team den Stein und nahm ihn im Korb der Drehleiter mit auf sicheren Boden. Auch da hat wohl die Gottesmutter die Hand darüber gehalten. Bruder Markus sagte erleichtert: »Bei unserer Wallfahrtskirche muss einiges außen und innen erneuert werden. Diesen Stein zeige ich als Beweis den zuständigen Mitarbeitern des Erzbistums Freiburg, die demnächst sich selbst ein Bild vom Renovierungsbedarf der Kirche machen wollen.«
Die Jungstörche bleiben noch eine Weile im Nest. Dann in drei Wochen machen sie die ersten Flugversuche, kehren aber immer wieder zum Nest zurück. Nach einer Woche suchen sie weitere Jungstörche, die sich auf den Feldern sammeln, um unter der Leitung von »Junggesellen« (Störche, die noch keine Partnerin gefunden haben) gemeinsam in den Süden zu fliegen.