Er ist geistig und körperlich fit und sein Lächeln hat er noch nicht verloren. Haushalt und Garten erledigt er selbst. Und besonders stolz ist er auf seine wunderschönen Rosen, die er mit Liebe und hoher Sachkenntnis als »Rosenvater« hegt und pflegt.
Viele Glückwünsche gelten Roland Hug, Hauptstraße 120, der am Mittwoch, 2. Dezember, seinen 90. Geburtstag gefeiert hat. Täglich ist er noch im Ort unterwegs und er zählt zu den markantesten Persönlichkeiten von Unterharmersbach. Als Dirigent des MGV Liederkranz Unterharmersbach in Jahren 1975 bis 2000 hat er mit vielen hervorragenden Konzerten und Auftritten im Harmersbach- und Kinzigtal Kulturgeschichte geschrieben. An seiner Seite war immer Bärbel Neunzig, die ihn als Vizedirigentin und Pianistin unterstützte. Roland Hug: »Bärbel muss ich besonders danken. Ohne sie hätte ich die große Erfolge nie erringen können.«
Schon in jungen Jahren war er Chorsänger
Seine Liebe zur Musik zeigte sich schon früh. Mit sechs Jahren lernte er das Handharmonikaspiel. Da sich seine musikalische Begabung rasch zeigte, schickten ihn die Eltern in den Klavierunterricht. Er übte im Zeller Pfarrsaal, weil es zuhause kein Klavier gab. Schon im jungen Alter sang Roland Hug im Männerchor Zell, im Chor der Stadtkirche und auch im MGV Liederkranz Unterharmersbach. Als der damalige Dirigent des Unterharmersbacher Chores krankheitshalber ausfiel, erklärte sich Roland Hug nach langem Bitten bereit, den Chor zu übernehmen. Er besuchte an den Wochenenden in Offenburg einen Dirigentenkurs, den er mit sehr gut bestand. Die Sänger waren glücklich. Einstimmig wurde Roland zum Dirigenten gewählt. Unter seiner Leitung kam die große, goldene Zeit des MGV-Liederkranz.
Höhepunkt seines Lebens für die Musik war die Teilnahme des Unterharmersbacher Männerchores am Sängerwettbewerbes des Badischen Sängerbundes 1977 in Karlsruhe. Nach monatelanger Probenarbeit wurde der MGV Liederkranz mit seinen 60 aktiven Sängern unter der Leitung von Roland Hug als Anerkennung für die herausragende Darbietungen beim Wettbewerb zum Leistungschor des badischen Sängerbundes ernannt. Und es ging weiter die Erfolgsleiter hinauf. In einem internationalen Wertungssingen im Gams (Schweiz) errang der Jubilar mit seinem Chor den 1. Preis mit Auszeichnung. Ein besonderer Höhepunkt war auch die Umrahmung des Hauptgottesdienstes im Festjahr »Marmoutier 95« im berühmten Münster Marmoutier, eines der schönsten Gotteshäuser im Elsass.
Auch bis heute unvergessen: 800 Zuhörer in der Schwarzwaldhalle Unterharmersbach waren fasziniert und begeistert vom gemeinsamen Konzert des MGV zusammen mit den Jagdhornbläsern »Harmersbach-Hausach«. Ein weiteres herausragende Konzert unter seiner Leitung zusammen mit dem Hornquartett des SWF Baden-Baden bekam glänzende Kritiken und wurde im Rundfunk übertragen. Fünf Rundfunk- und drei Fernsehauftritte machten den Chor in ganz Baden-Württemberg bekannt. Roland Hug wurde mit hohen Auszeichnungen des Sängerbundes geehrt und für seine außergewöhnlichen Verdienste zum Ehrendirigent ernannt. Im Namen des badischen Sängerbundes hielt der berühmte Komponist, Dirigent und Musikpädagoge Konrad Seckinger die Laudatio.
Damit war aber die Dirigentenlaufbahn für den Jubilar nicht beendet. Noch heute ist Roland Hug mit 90 Jahren für den Chorgesang aktiv. Er dirigiert mit Herzblut das »klei-ne Chörle« des MGV Liederkranz und umrahmt mit seinen 15 Sängern gesellige und feierliche Anlässe mit gern gehörten Liedern.
Narrenrat und ein echtes Zeller Fasendkind
Auch diese Zeit möchte das Geburtstagskind in seinem Lebenslauf nicht missen. Als echtes Zeller Fasendkind wurde er zusammen mit Franz Bechert und Heinz Hoffmann in den Narrenrat der Stadt gewählt. Gerne erinnert er sich an die schönen Jahre von 1959 bis 1973, in denen er als Narrenrat mit Leib und Seele die Zeller Fasend mit organisierte und bei den Zunftabenden für seinen Mutterwitz und seine schöne Stimme stürmisch gefeiert wurde.
Roland Hug kam als einziger Sohn von Emma und Georg Hug im ehemaligen Haus Bechert mitten im Städtle auf die Welt. Nach der Volksschule erlernte er beim Vetter Sepp in der Spitalstraße den Beruf des KFZ-Mechanikers. Danach arbeitete er als Werkzeugschleifer bei der Firma Prototyp. Doch das Thema Auto ließ ihn nicht los und zog ihn sogar in die Schweiz, wo er von 1952-1957 als Automechaniker in Zürich arbeitete und in dem berühmten Schweizer Akkordeon-Orchester Helbling mitspielte.
Danach ging er wieder nach Zell zurück und arbeitete beim bekannten Autohaus und VW-Großhändler Alfons von Deschwanden, Offenburg. 1961 machte er die Meisterprüfung in Heide – Schleswig-Holstein. Bis er 1995 in Rente ging, arbeitete er bei VW-Deschwanden und auch unter der Nachfolgefirma Hardenberg. Als fachkundiger Mitarbeiter und Kundenberater war er hochgeschätzt und sehr beliebt.
1957 heiratete der Jubilar seine große Liebe und Verlobte, die Schneiderin Maria Kasper aus Unterharmersbach. Aus der Ehe ging die Tochter Violanda hervor, die sich zusammen mit den Enkeln Andreas und Sebastian rührend um den Vater und Opa kümmert. Ein schwerer Schlag, über den er bis heute noch nicht hinweggekommen ist, war 2015 der plötzliche Tod seiner Frau. Sie hatte ihn stets unterstützt bei seinen Vorhaben und war immer an seiner Seite. Und sie hat ihm an seinem Ehrentag besonders gefehlt.
Neben Lied und Gesang hat der Jubilar ein ganz besonderes Hobby, die Berge. Bei seinen unzähligen Wanderungen im Schwarzwald und in den Alpen ragen ganz besonders Touren in der Schweiz hervor. Dort hat er zahlreiche Viertausender Gipfel bezwungen von »Mönch« und »Jungfrau« bis hin zur Überquerung des höchsten Berges Europa dem »Mont Blanc«. Ein plötzlicher Wettersturz mit heftigen Stürmen und Schneegewitter verlangten für den Bergführer und die Seilschaft alles ab. 15 Stunden kämpften sie gegen Wind und Wetter, Roland Hug: »Ich dachte, ich komme nicht mehr heim«.
Heute wandert Roland Hug mit seinen Unterharmersbacher Freunden von der scharfen Klinge alle 14 Tage zu schönen Zielen im Tal. Und wenn er dann abends nach Hause kommt, setzt er sich an sein Keyboard und spielt Lieder aus vergangenen Zeiten, die er zusammen mit seiner Frau so gerne gesungen hatte. Oder er schaut nach seinen geliebten Rosen, von denen viele sagen, dass sie die schönsten in Unterharmersbach sind.