Er zieht die Blicke auf sich und lässt die Herzen vieler Besucherinnen und Besucher höherschlagen. Der prächtige Bauerngarten am Fürstenberger Hof ist ein echtes Schmuckstück. Seit vielen Jahren wird er mit Leidenschaft, Liebe und grünem Daumen von Erwin Burger gehegt und gepflegt. Mit seiner grünen Schürze, die ihm seine Frau Brunhilde genäht hat und einem mächtigen Strohhut erkennt jeder auf den ersten Blick in ihm den Chefgärtner.
Leut- und redselig kommt er mit den Besucher/innen schnell ins Gespräch, denn ein Garten ist ja meist ein unendliches Thema. Für eine Ruhepause mit einem Schwätzchen haben ihm die Damen vom Museumsteam extra einen Stuhl in den Garten gestellt. Und er hat viele Bewunderinnen, die ihn gerne auf ein Schwätzchen besuchen. Eine Verehrerin aus Bad Peterstal-Griesbach kommt mindestens einmal im Monat mit dem Auto zum Fürstenberger Hof, bestaunt die Blumen und die Pflanzen in ihren Beeten und klopft dann dem fleißigen Gärtner auf die Schulter: »Dieser Garten ist ein Traum!« Danach geht sie zum Beten in die Wallfahrtskirche und fährt glücklich wieder heim. Natürlich freut Burger sich über das meist große Lob für seine gärtnerischen Künste und manchmal gibt er im Gegenzug als Dank für die großen Komplimente einen knackigen Salatkopf zurück. Und wenn er heimkommt und seine Frau Brunhilde ihn fragt, was er geschafft hat, erklärt er treuherzig: »Nicht viel. Dauernd sind Leute gekommen, die mit mir über den Garten, Pflanze un Gott un die Welt schwätze hen welle, dass ich gar nicht zum Schaffe im Garte komme bin.«
Seit Kindesbeinen im Garten aktiv
Das Gärtnern wurde Erwin Burger in die Wiege gelegt. Schon als Kind half er seiner Mutter im großen Garten der heimischen Burgersäge im Ortsteil Grün. Er lernte die Namen, die Pflanzzeiten, Pflege und Ernte der Gartenprodukte kennen. Auch die Nachbarin, eine Bäuerin, hatte seine Talente schnell entdeckt und nahm ihn mit, wenn bei ihr Gartenarbeit anstand. Und sie lobte ihn: »Keiner ist so flink und kennt sich besser im Garten aus wie der Erwin. Du müsstest eigentlich Gärtner werden.«
Doch auch auf der elterlichen Burgersäge gab es viel Arbeit – mehr als genug. So lernte er Sägewerker und war ein tüchtiger Säger. Aber im Garten arbeiten, das blieb sein liebstes Hobby. Sein Leben lang.
Gartenloses Domizil
Nach der Hochzeit mit seiner Brunhilde und dem Kauf eines Anwesens an der Hauptstraße im unteren Hambe war er zunächst gartenlos, was er als schlimm empfand. Aber schnell hatte er ein Grundstück für seinen eigenen Garten gefunden und sofort gepachtet. Es ernährte die ganze Familie. Doch eines Tages beschloss der Grundstückseigentümer auf dem Gartengrundstück ein Haus zu bauen. Damit war es dann mal zum Leidwesen von Erwin Burger mit der Gärtnerei vorbei. Aber er hatte ja eine Wäscherei gekauft und Tag und Nacht genug zu tun. Doch der Garten fehlte ihm einfach.
Per Empfehlung zum Museumsgärtner
Er hatte Glück. Sein Lieblingsspazierweg führte ihn in jener Zeit fast täglich zum Kurgarten und zum Bauerngarten am Fürstenberger Hof. Der wurde damals vom früheren Museumsleiter Gottfried Gutmann und seiner Frau Monika gepflegt. Doch durch die Betreuung der vielen Gruppen, die damals täglich zum Fürstenberger Hof kamen, wurde die Zeit für den Garten für den Museumsleiter und seine Frau knapp. Stadtgärtner Tobias Herold wusste Rat. Er kannte Erwin Burger als tüchtigen und sachkundigen Gärtner und empfahl ihn dem damaligen Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner. Der stellte zusammen mit Museumsleiter Gottfried Gutmann Erwin Burger noch am gleichen Tag als neuen Hofgärtner ein. Große Gehaltsverhandlungen gab es nicht. Für das Pflegen und Hegen des Bauerngartens gehörten Erwin Burger das Gemüse, die Früchte, und die Blumen, die der Garten hervorbrachte. Und am Jahresende gab es noch für ihn und seine Frau als Dankeschön ein zünftiges Vesper.
Bunte Mischkultur
Alle, die bei ihm vorbeikommen, sind voll des Lobes. Alles ist bei ihm ganz so original wie eben ein Bauerngarten sein muss. Überall, wo er Blumen oder Pflanzen sieht, gräbt er sie aus und pflanzt sie in seinen Garten ein. Von seinem alten Kumpel Hans Göhring holt er sich »Burenelke«, die nun mit ihrem leuchtenden Weiß jedem gleich ins Auge fallen. Auch mit dem Anpflanzen von Kartoffeln hat er es auf Bitten seiner Frau probiert. Die Pflanzen blühten und wuchsen, dass es eine Pracht war, er hatte den Boden ja mit Mist gedüngt. Doch als der Tag der Ernte kam, fand er, so sehr er mit bloßen Händen im Boden grub und wühlte, nur zwei, drei kleine Kartoffeln. Jetzt ist er schlauer wie zuvor: »Nicht jeder Boden ist für Kartoffeln brauchbar.« Eine andere Bitte seiner Frau Brunhilde, doch Gelbe Rüben zu pflanzen lehnte er stur ab: »Was ich nicht gerne esse, pflanze ich auch nicht.«
Schädling verändert Garten
Sehr traurig war der Hofgärtner, als sich in die herrlichen Buchspflanzen, die die Beete umrahmten, der Buchsbaumzünsler einnistete. Zu allem Unglück gesellte sich zu dem zerstörerischen Schädling auch noch ein schlimmer Pilz dazu. Den Kampf gegen das Ungeziefer mit schweren Geschützen, sprich giftigen Substanzen, aufzunehmen, widerstrebte Erwin Burger gewaltig. Er fürchtete, dass auch Gemüse, Pflanzen und Blumen Schaden nehmen könnten. Daher wurden durch Mitarbeiter des städtischen Betriebshofes alle Buchsbäumchen entfernt. Doch wie sollte er nun die Beete fein und sauber wieder abgrenzen und umrahmen?
Der »schnelle Fritz«, Fritz Vollmer vom Zeller Betriebshof, hatte gleich eine Super-Idee. Fachmännisch schuf er anstelle der entfernten Buchsbäumchen mit Pflastersteinen neue Umrandungen für die Beete. Als Zugabe von Betriebshofleiter Matthias Fritsch wurde der alte, baufällige Gartenzaun mit wetterfestem Douglasienholz als Dank für seine hervorragende Arbeit erneuert. Da war er richtig stolz!
Natur gibt Rhythmus vor
So hat bei Erwin Burger jeder Tag seinen festen Garten-Rhythmus. Jeden Morgen in aller Frühe gießt er mit kurzer Hose und im Unterhemd an den heißen Tagen Pflanzen und Blumen im Garten. Das war aber gar nicht so einfach. Bis zu diesem Frühjahr musste er zum Wasserholen auf gefährlichen Pfaden in den Bach hinabsteigen. Als erste Aktion schaffte Museumsleiter Hans-Peter Wagner einen Schlauchwagen mit Schlauch an. Nun kann das Wasser ohne Mühe aus dem Anschluss im Keller des Museums in den Garten fließen.
Abschied mit Wehmut
Alles Schöne geht einmal vorbei. Nur noch dieses Jahr will der 83-jährige Gärtner seinen Garten hegen und pflegen wie immer. Um den Kreis in der Mitte wachsen und gedeihen in hinteren Beeten Tomaten, Gurken, Paprika und Kohlräble, Weiß- und Rotkrautköpfe für den Winter. In den vorderen Beeten wachsen Rhabarber Lauch, Petersilie, Schnittlauch, Zwiebeln und Kopf- und Endiviensalat. Und natürlich überall immer wieder Rosen, die der fleißige Gärtner über alles liebt. Wenn Erwin Burger in diesem Herbst den Garten abräumt, wird ihn tiefe Wehmut beschleichen. So eine große Liebe wie es für ihn sein Garten ist, verlässt man ja auch nicht, ohne wenigstens eine kleine Träne vergossen zu haben.
Zur Person
Erwin Burger kam am 18. Juli 1935 als zweites von fünf Kindern seiner Eltern Emma und August Burger im Unterharmersbacher Ortsteil Grün auf die Welt. Nach der Schulzeit in der damaligen Schule Kirnbach-Grün lernte er bei seinem Vater auf der elterlichen Säge den Beruf des Sägewerkers. 1962 heiratete er die Zeller Bürgerstochter Brunhilde Schoch. Aus der Ehe ging die Tochter Daniela hervor. 1978 kaufte die Familie in der Hauptstraße 137 im unteren Hambe ein Eigenheim und zwei Jahre später erwarben sie eine Wäscherei, die Wäscherei Burger. Berühmt ist Erwin Burger als Taubenzüchter. Seine südländischen Orangen- und Zitronenbäume auf seinem Balkon sind ein besonderer Blickfang.