»Respekt!«, zollte Ludwig Schütze staunend seine Anerkennung und seinen Dank für einen außergewöhnlich großen Maien, der ihm von Ortschaftsrat, den Ortsvereinen und der Feuerwehr als Glücksbringer für sein neues Amt als Ortsvorsteher am vergangenen Montagabend aufgestellt wurde.
Hoch her ging es am vergangenen Montagabend bei Ludwig Schütze, dem neuen Ortsvorsteher Unterharmersbachs. Viele Gäste hatten sich vor seinem Anwesen in der Blumenstraße versammelt, ein kleines Zelt samt Grillwurststand war aufgebaut und der Hausherr selbst strahlte und schüttelte einem Neuankömmling nach dem nächsten die Hand.
Ohne jedoch zu wissen, was im weiteren Verlauf des Abends nun genau passieren wird – bis auf den Umstand, dass ihm ein Maienbaum gestellt werden sollte. Der rollte denn auch bald an, von einer Abteilung der Feuerwehr geschlagen und mit unzähligen Luftballons bunt geschmückt.
Eine Abteilung des Unterharmersbacher Musikvereins spielte immer wieder aufmunternde Weisen, während der Maien aufgestellt wurde. Was für die von Frauenpower unterstützten tapferen Mannen der Feuerwehr ob der Höhe des Baumes keine einfache Aufgabe war. »Das ist Physik, das ist nicht ohne«, lachte Ludwig Schütze angesichts des 16-Meter-Maien, »ich weiß es zu schätzen, das ist kein kleines Bäumle!« Was es auch keinesfalls sein durfte. Schließlich war auf jeden Fall wichtig, dass man den Maien im benachbarten Zell sieht, wie einer der Verantwortlichen frotzelnd verlautbarte.
Als der Baum nach einigen Mühen schließlich stand, wünschte Jürgen Isenmann als Ludwig Schützes erster Stellvertreter in einer kurzen Ansprache, dass der Maien dem neuen Ortsvorsteher Glück bringen möge und gratulierte im Namen des Ortschaftsrates sowie aller Ortsvereine nochmals zur Wahl. Unterharmersbachs Ortsvereins-Sprecher Dieter Heitzmann betonte, der Maien sei ein Zeichen dafür, dass die Vereine Ludwig Schütze den Rücken ebenso freihalten wollen wie es bei dessen Vorgänger Hans-Peter Wagner der Fall gewesen sei.
Städtlegeist zum Inhalieren
»Ich bin tief beeindruckt«, verkündete der Beschenkte, »das ist kein Maien mehr, das ist ja ein richtiges Gerät, das muss man erst mal aufgestellt kriegen – Respekt«. Er freute sich über die Zahl der anwesenden Vereinsvertreter, Verwandten und Nachbarn und animierte sie zum herzhaften Zugreifen bei Speis und Trank.
Auch Zells Bürgermeister Günther Pfundstein ließ sich einen persönlichen Händedruck nicht nehmen. Mit einem Glückwunsch überreichte er eine Flasche des von der Stadt Zell dank ihres Brennrechts höchst selbst gebrannten Tropfens.
»Als Ortschaftsrat und als Ortsvorsteher ist es ja manchmal nicht so einfach«, begründete das Stadtoberhaupt sein Tun. Wenn dann irgendwann einmal der Geist entfleuchen sollte, sei es daher ganz gut, wenn einem der »Städtlegeist“ zur Verfügung stehe. Den könne man in kleinen Gläschen inhalieren, »und dann stimmt’s wieder und man hat wieder alles im Blick, das gesamte Städtle sozusagen, denn das ist ganz wichtig: dass wir gemeinsam die Ziele erreichen, die wir uns gemeinsam stecken.«
Erfahrungsbonus
Ludwig Schütze selbst sieht seinem neuen Amt mit Gelassenheit entgegen: »Ich habe den Vorteil, dass ich 30 Jahre sowohl im Stadtrat als auch im Ortschaftsrat tätig war.« Daher kenne er die Prozesse und Abläufe und wisse, »was geht, was möglich ist – nur gemeinsam sind wir stark, auch als Ortschaft, mit der gesamten Mannschaft.« Überdies kenne er die Finanzen der Stadt Zell und beobachte ständig die Entwicklungen. »Ich denke, diese Erfahrung macht es mir ein bisschen leichter als jemandem ohne diesen Hintergrund«, so der Studiendirektor. Noch ein Jahr wird er in seinem Hauptberuf arbeiten, in dem er sowohl in der Schule als auch fürs Regierungspräsidium in der Schulaufsicht tätig ist, um sich dann ausschließlich auf sein Ortsvorsteher-Amt zu konzentrieren.
Wie viel Zeit diese Aufgabe erfordert, sei schwierig zu sagen, meint der 63-Jährige, da das Arbeitsaufkommen zeitlich sehr unterschiedlich verteilt sei. Doch übers Jahr gesehen könne man von einem Halbtagsjob ausgehen – »das hängt davon ab, ob man’s richtig macht«, sagt er und freut er sich auf die Arbeit mit einem netten, jungen, dynamischen Rat.









