Gut zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich wurde die sanierte Ortsdurchfahrt Unterharmersbach am gestrigen Dienstagnachmittag nun auch offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Gefeiert wurde mit hohem Besuch, Segen von ganz oben, wertschätzenden Worten und einem Fest für die ganze Bevölkerung am Fürstenberger Hof. Mehrfach betont wurde die überpünktliche Abwicklung der Baumaßnahme.









Nach knapp zweieinhalbjährigem Ausbau ohne nennenwerten Zwischenfall oder Unfall hat Verkehrsminister Winfried Hermann am gestrigen Dienstag den rund zwei Kilometer langen Streckenabschnitt der L94 wieder für den Verkehr frei gegeben. Obwohl er Tag für Tag unzählige Termine wahrnimmt, konnte er sich noch gut an den Spatenstich vor zwei Jahren erinnern, was zum einen der ebenfalls sehr heißen Witterung, zum anderen aber dem festlichen Rahmen mit gleich zwei Bürgerwehren geschuldet war. Die Wehren aus Unterharmersbach und Zell waren auch gestern wieder angetreten und gewährten am Ende der Feierstunde den Ehrensalut. Begleitet wurde der Festakt außerdem von den Musikvereinen und dem Spielmannszug sowie den Trachtenfrauen. Zahlreiche Ehrengäste und Bürger waren ebenfalls der Einladung gefolgt.
Einen besonderen Gruß richtete Minister Hermann an Bürgermeister Günter Pfundstein und Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner. »Heute feiern wir sein Lebenswerk«, würdigte Verkehrsminister Winfried Hermann die Verdienste von Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner. Die Maßnahme sei in vielerlei Hinsicht eine besondere gewesen. Das Projekt sei eines der wenigen gewesen, die überhaupt gefördert wurden und dass es bereits nach zwei, statt der geplanten mindestens 2,5 Jahre fertiggestellt werden konnte, sei eine starke Leistung: »Kompliment.« »Es ist nicht nur nichts schief gegangen, sondern es ging sogar gut«, bedankte sich Verkehrsminister Winfried Hermann bei all denen, die sich für die Umsetzung dieses Projektes stark gemacht hatten sowie denen, die an der Umsetzung beteiligt waren. Besonders hob er die gute Zusammenarbeit zwischen dem Land beziehungsweise dem Regierungspräsidium Freiburg, der Kommunen und den Anwohnern hervor. »Der Lohn der gemeinsamen Anstrengungen ist eine neugestaltete Straße, welche die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt«, freute sich der Minister. Er war sich bewusst, dass die zeitweisen Vollsperrungen die Einwohnerinnen und Einwohner stark belastet hatten. »Ich danke Ihnen für Ihre Geduld. Ich freue mich, dass Ihre Lebensqualität mit der Fertigstellung der Ortsdurchfahrt nun wieder deutlich besser wird — auch aufgrund der breiteren Gehwege und neu gestalteten Brücken, die Ihre Sicherheit erhöhen«, sagte Minister Hermann.
Durch die Maßnahme wurde die Fahrbahn durchgängig mit einer einheitlichen Breite von sechs Metern sowie ein frostsicherer Straßenbelag angelegt. Auf der Nordseite der Ortsdurchfahrt wurde der Gehweg auf 1,50 Meter verbreitert, auf der Südseite beträgt die Gehwegbreite 1,20 Meter. Soweit möglich, wurden vorhandene bauliche Spielräume genutzt, um die Kurven zu verbreitern und die Gehwege großzügiger zu gestalten. Im Rahmen des Ausbaus wurden zudem neue Wasser- und Abwasserleitungen sowie Breitbandleitungen verlegt. Hermann sprach von einem »angepassten Ausbau«. Es sei nicht Ziel gewesen, die Straße einladender für LKW-Durchgangsverkehr zu machen und er stellte heraus, dass es gut ist, dass der Ausbau und die Verbreiterung im Konsens mit den Bürgern geschehen ist. Er bedankte sich herzlich für die kooperative Zusammenarbeit mit Bürgermeister und Ortsvorsteher und dachte auch an die Gemeinderäte, die die Baumaßnahme 2017 einstimmig auf den Weg gebracht hatten.
Auch Claus Walther, Abteilungspräsident im Regierungspräsidium Freiburg, zeigte sich stolz, dass es gelungen sei, das millionenschwere Bauprojekt so schnell umzusetzen.
Nah dran an den Herausforderungen
»Mit Mut und Zuversicht haben wir es geschafft«, brachte Bürgermeister Günter Pfundstein seine Freude zum Ausdruck. Er unterstrich die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium beim größten Einzelauftrag, den die Stadt als Bauherr jemals beschlossen hatte, und sah es als große Ehre an, dass der Minister zum Spatenstich und auch zur Verkehrsfreigabe gekommen war. Das verdeutliche, wie wichtig und groß das Projekt auch aus Landessicht sei. Pfundsteins Gruß galt insbesondere den Vertretern der ausführenden Baufirma Reif und dem Planungsbüro Wald + Corbe sowie den Planungsbüros für die Brückenbauwerke und den ausführenden Firmen Meurer Bau (Kaffeebrücke) und Rendler Bau (Rösslebrücke). Auch das THW, die Fa. Grafmüller und viele andere hatten ihren Beitrag zum Gelingen des Projekts beigetragen.
Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, um die Erfolgsfaktoren darzustellen. Ein wesentlicher Faktor für das Gelingen des Jahrhundertprojekts sei die Übertragung der Bauherrschaft vom Land an die Stadt Zell am Harmersbach gewesen. Dadurch sei der Bauherr einfach »näher dran« und kann Dinge einfacher lösen, als es das Land tun könnte. Die Planung von Wald + Corbe sei hervorragend gewesen, die Baufirma ebenfalls und die Lagerfläche für den Erdaushub inmitten der Baustelle hätte 1.000 LKW-Transporte ins Umland gespart. Ein herzliches »Vergelt‘s Gott« richtete er an alle, die die Arbeiten unter Vollsperrung ermöglicht hatten. Er dankte dem THW für das Errichten der beiden Behelfsbrücken. Auch das milde Winterwetter hatte mitgespielt. Nicht vergessen hatte er seine eigene »Mannschaft«, die Stadtverwaltung und den Betriebhof, die im Hintergrund gewirkt hatten.
Ein Punkt brannte Pfundstein besonders unter den Nägeln: In einigen Punkten gibt es noch Verhandlungsbedarf mit dem Land, um einen fairen finanziellen Ausgleich zu finden für die Dinge, die in der Vereinbarung aus dem Jahr 2016 noch nicht absehbar gewesen sind. Das Verlegen von Leerrohren für den Breitbandausbau etwa schlägt auf der Strecke mit 380.000 Euro zu Buche. Eine Summe, die die Stadt eigentlich komplett selbst tragen müsste, denn damals gab es die heutigen Förderprogramme noch nicht. Auch bei den Kosten für den Rückbau der Umleitungsstrecken warb er um Unterstützung durch das Land.
Straße kein Selbstzweck
Kapuzinerbruder Markus und der evangelische Pfarrer Michael Wurtz hatten, bevor das symbolische schwarz-gelbe Absperrband in viele Stücke durchschnitten wurde, Gottes Segen für die sanierte Straße erbeten. Bruder Markus stellte fest, dass er auch ganz persönlich – als Anwohner der Umfahrungsstrecke – froh sei, dass es vorbei ist und las Psalm 121. Michael Wurtz sah in der rundum erneuerten Straße ein zukunftweisendes Projekt zum Wohle der Gemeinde und erinnerte daran, dass die Straße keinen Selbstzweck habe, sondern Menschen miteinander verbindet.
Persönliches Resümee
Das Schlusswort blieb der treibenden Kraft hinter der Sanierung der Ortsdurchfahrt vorbehalten. Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner fasste sich kurz. Ihm lag eines besonders auf dem Herzen: Er erinnerte daran, dass Bürgermeister Günter Pfundstein quasi als »Frischling« im Amt gleich diese Riesenbaustelle vor der Brust gehabt hatte. »Wir waren beide viel unterwegs«, erinnerte er sich an die aufregende Zeit, die beiden so manche unruhige Nacht mit sich gebracht hatte. Er überreichte dem Rathauschef ein Backwerk der Bäckerei Welle-Männle: »Eine Bretschel bringt Glück. Wir hoffen, dass es so ist.«
Info
Die Baumaßnahme umfasste die Neugestaltung den Ausbau der L94 im Bereich der Ortsdurchfahrt Unterharmersbach auf zwei Kilometern Länge. Die Umsetzung erfolgte in einer Gemeinschaftsmaßnahme zwischen dem Regierungspräsidium Freiburg und der Stadt Zell am Harmersbach. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 12,5 Millionen Euro. Der Landesanteil beträgt rund 4,5 Millionen Euro, der städtische Anteil etwa acht Millionen Euro, wovon das Land eine Million Euro als Zuschuss im Zuge der Förderung nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) übernimmt. »Gut investiertes Geld«, wie Minister Hermann sagte. Die Federführung der Straßenbaumaßnahme übernahm die Stadt Zell am Harmersbach. Die Erneuerung der beiden Brückenbauwerke Kaffeebrücke und Rösslebrücke wurde vom Regierungspräsidium Freiburg federführend begleitet.