Etwas später als der Bauablauf es erfordert hätte, lud die Stadt Zell am Freitag zum »Bergfest« unter dem Motto »Wir halten zusammen, wir feiern zusammen« ein. Beim Bergfest stellte Bürgermeister Pfundstein auch schon die nächste Feier in Aussicht: Nach der Fertigstellung der Riesenbaustelle L94 soll ein noch viel größeres Fest gefeiert werden.
Bürgermeister Günter Pfundstein freute sich über den großen Zuspruch aus der Bevölkerung. Ein Fest wie dieses hatte Zell noch nicht gesehen – deshalb fieberten alle mit, die mit den Vorbereitungen betraut waren. Bis zum Schluss blieb es spannend, wie viele Gäste letztendlich wirklich kommen. Knapp 500 Anmeldungen waren bei der Stadt eingegangen. Etwa in diesem Rahmen bewegten sich auch die Besucherschätzungen nach dem Fest.
Eigentlich wird ein Bergfest gefeiert, wenn die Hälfte der Arbeit geschafft ist. In Sachen »L94« ist dieser Punkt schon längst überschritten. Rund Dreiviertel sind bereits fertig. Dass das Fest erst so spät gefeiert wurde, hing damit zusammen, dass die Verantwortlichen vielen Menschen die Teilnahme ermöglichen wollten. Deshalb hatten sie sich den ersten, passenden Termin nach den Ferien ausgesucht. Ursprünglich sollte der Kurpark als Location für das Fest dienen, das Pfundstein bereits bei der ersten Einwohnerversammlung Ende 2016 in Aussicht gestellt hatte. Aufgrund der schlechten Wetterprognose hatte Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner jedoch entschieden, die Veranstaltung in die Schwarzwaldhalle zu verlegen – eine Entscheidung, die sich mit Sturm und Regen am Freitagabend als goldrichtig erwies. Möglich wurde das, weil die Tischtennis-Spieler am Freitagabend auf ihr Training in der Halle verzichtet haben.
Er werde regelmäßig von außerhalb auf die Baumaßnahmen angesprochen, plauderte Bürgermeister Pfundstein aus dem Nähkästchen und erinnerte sich zurück an die ersten Gespräche. Nach wenigen Wochen im Amt sei bereits der erste Termin zur bevorstehenden Sanierung in seinem Kalender gestanden. Seitdem seien unzählige Gespräche mit Regierungspräsidium, Planungsbüro und Ortschaftsrat, Grundstückseigentümern, Unternehmen und Bürgermeisterkollegen zu führen gewesen. Im Zusammenhang mit der Umleitungsstrecke seien neun Gebäude abgerissen und etliche Engstellen beseitigt worden. Pfundstein erinnerte an die Diskussionen zum Schwerlastverkehr und in Bezug auf Fahrzeuge mit Überlänge. Sie hatten zu dem Ergebnis geführt, dass jederzeit (fast) jede Art von Fahrzeugen die Baustelle passieren konnte. Der Abend wurde musikalisch von der Kultband »Es rennt ä Sau de Garde na« eröffnet. Die Musiker hätten sich bei der Fasend quasi selbst initiativ beworben, erläuterte Pfundstein. Sie hätten gesagt, wenn es das Bergfest gäbe, würden sie spielen. »Das haben wir ernst genommen.« Später übernahm die Musikkapelle Unterharmersbach und sorgte mit einem bunten Strauß schöner Melodien für einen unterhaltsamen Freitagabend.
Kulinarisch konnten sich die Gäste von den Spezialitäten der Metzgerei Herrmann verwöhnen lassen. Zwei Spanferkel, an die 20 Kilogramm Spanferkelbraten, etliche Pfund Fleischkäse und Dutzende Würste gingen über die Theke. Das Beilagen-Büffet war ebenfalls gut gefüllt. Zweispurig war es aufgebaut und bot ein buntes Genussprogramm, das in bester Nachbarschaftsfest-Manier zum nicht unerheblichen Teil aus den Unterharmersbacher Privatküchen stammte.
Die Geschäfte der Aktion »Baustelle im Hombe« bedankten sich im Laufe des Abends mit einer Sonderverlosung bei den Kunden, Anwohnern und anderen »Baustellengeschädigten«. Emily Benz fungierte als charmante Glücksfee und ermittelte die beiden Hauptgewinner der neun »Aktion Baustelle im Hombe«-Geschäfte, die von Günter Pfundstein und Hans-Jürgen Friedmann gestiftet wurden: über einen 100-Euro-Einkaufsgutschein dürfen sich Brigitte Bischler und Paul Vollmer freuen. Die weiteren Gewinne waren im Wert zwischen 20 und 70 Euro und wurden von den »Stemplern« selbst gestellt.
»Das Fest ist eine nette Geste«, war von vielen Besuchern zu hören, die den Weg zum Bergfest gefunden hatten. Mit der Baustelle seien speziell für die Anwohner viele Einschränkungen verbunden – da sei es anständig, wenn sich die Stadt mit einem Fest bedanke. Allerdings – so war auch zu hören – hätte der eine oder andere Nachbar nicht mitkommen wollen. Einige tröstete ein schöner Abend wohl nicht über die erlittenen Einschränkungen hinweg, andere fanden das Budget für das Fest wäre an anderen Stellen besser investiert gewesen. So oder so – die, die da waren, hatten viel Spaß und genossen es, mit Nachbarn, Freunden und Bekannten einen entspannten Freitagabend zu verbringen.