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Zum Thema: Sportstättenstraße Unterharmersbach
Für uns Anwohner in der Sportstättenstraße Unterharmersbach ist die Leidenszeit als vorübergehende Hauptstraßenanwohner beendet. Gott sei Dank! Andere haben noch nicht das Glück, die Dauerbewohner der Hauptstraße bekommen zwar eine neue Straße, aber das alte Verkehrsaufkommen.
Dass hier im Tal viel Verkehr herrscht, war auch mir bekannt, aber das Verkehrsaufkommen, welches da Tag und Nacht an unserem Haus durchrauschte, war einfach nicht mehr zu erklären. Die Hoffnung, dass am Wochenende alles besser wird, wurde schon beim ersten Mal zerstört. Die Nacht von Freitag auf Samstag erklärt das Ausgehverhalten der Jungen; Afterwork and Midnightblues, natürlich noch schnell auf’s Gaspedal, um mit Tempo 60 auf die Grünphase der Ampel zu-zurasen. Hat nicht gereicht? Auch egal, eine Sekunde Rotphase ist ja noch save; sorry Alter, pennst Du schon? Samstag, Sonntag – on the Road again – von 8 bis 8, ich kenne jetzt alle Motorradtypen am Geräusch. Schade: »Wetten, dass…« gibt es ja nicht mehr, da hätte ich wohl mit diesem Wissen gute Chancen gehabt.
Es gäbe viel zu erzählen, was man in dieser Zeit an dieser Stelle alles erleben durfte. Die Cabriofahrer, welche dir ihren Sound ins Schlafzimmer trällerten, Oldie-Kolonnen, welche auf ihren sportlichen Auspuff hinweisen wollten. Hupen, schäppern, quietschen, welche Verben gibt es noch, um diesen Geräuschbrei zu beschreiben? Ampel auf rot, Motor aus? Warum auch, der Sprit ist ja so billig. Das Ergebnis einer Feinstaubmessung wäre interessant gewesen. Auf unserem Balkon häufte er sich dieser regelmäßig zu einem schwarzen, schmierigen Film. Der tolle Sommer war im Eimer, von wegen Grillen und Chillen im lauschigen Garten oder nachts auf dem Balkon die Kühle genießen und in den Sternenhimmel gucken. Rollladen runter, Fenster zu, innen nachts bei über 20 Grad – gute frische Schwarzwaldluft ade. Wo kommen nur so viele Autos her, stellte sich irgendwann die Frage, aber am Sternenhimmel gab es keine Antwort. Eine Antwort wurde in den amtlichen Statistiken über Ein- und Auspendler gesucht – und auch dort nicht gefunden. Dieses Verkehrsaufkommen, besonders der LKW-Anteil, erklärt sich nicht über die Anzahl der Berufsein- und auspendler und die im Tal vorhandenen Firmen und Geschäfte. Das Tal wird bestimmt auch als Transitstrecke zur Mautverhinderung benutzt. Für den Rest gibt es nur eine Antwort – »hausgemacht« heißt diese!
Hausgemacht steht für das Verhalten von uns Bewohnern, sobald man sich aus dem Haus bewegt ins Auto zu sitzen, um ans Ziel zu gelangen – egal wie weit das Ziel entfernt und was der Grund der Fahrt ist. Unsere beschauliche Talgemeinde hat endlich Anschluss an größere Städte gefunden. Wir haben heute Verkehrszustände wie vor 35 Jahren Offenburg, Lahr, Kehl oder Freiburg. Wehe eine Baustelle oder Ampel ist im Ort, ein Stau ist dir sicher! Kollateralschaden des Wachstums – wie will man es auch anders nennen.
In der Stadtverwaltung wird ein Verkehrskonzept für die Zukunft erarbeitet, auf das Ergebnis darf man gespannt sein. Ein wachsendes Verkehrsaufkommen kann man nicht mit der Umverteilung von der Hauptstraße in bestehende Wohngebiete eindämmen. Die Art und Weise der Mobilität muss sich erheblich ändern.
Natürlich fahre auch ich Auto und belästige damit andere, aber seit dieser Baustellenerfahrung mit Sicherheit auch mit noch mehr geändertem Fahrverhalten.
Ein Aufruf zum Mitmachen soll diese Schilderung sein, damit die »Hauptsträßler« auch wieder einen Platz zum »schöner Wohnen« haben.
Werter Herr Bürgermeister, was spricht gegen Tempo 30 auf der neuen Hauptstraße und wie wäre es mit einem Nachtfahrverbot für LKW? Das lindert die Belastung.
Ach übrigens: Herzlichen Dank an die vielen Verkehrsteilnehmer der Umfahrungsstrecke, welche in den letzten Monaten bereits ein rücksichtsvolles Fahrverhalten zeigten!
Herbert Mielke,
Sportstättenstraße,
Unterharmersbach