50 Jahre Landfrauen im Kinzigtal: Der Ortsverein Haslach ist der älteste, der von Entersbach der jüngste im LandFrauen Bezirk Haslach. Im Juli wird das Jubiläum im Dorfgemeinschaftshaus begangen.
Am 05. Juli werden die Landfrauen des Ortsvereins Entersbach Gastgeber im Dorfgemeinschaftshaus Unterentersbach sein, wenn der LandFrauen-Bezirk Haslach „50 Jahre LandFrauen im Kinzigtal“ feiert: Der Ortsverein Haslach wurde vor einem halben Jahrhundert gegründet. Seine Mitglieder kamen ursprünglich unter anderem auch aus Entersbach, Nordrach, Prinzbach, Unter-u. und Oberharmersbach. Mit einigen Vertretern dieser heutigen Ortsvereine unterhalten wir uns in einer sechsteiligen Serie, zu der dieser Artikel der Auftakt ist.
„Wir feiern ja demnächst, in diesem Dorfgemeinschaftshaus“, begrüßt Irmgard Lehmann als Vizepräsidentin des Landfrauenverbandes Südbaden die kleine Landfrauenrunde, die sich – bestens gelaunt – vor besagtem Gebäude in Unterentersbach getroffen hat. Um über den Hintergrund der anstehenden Feier zu resümieren.
Der LandFrauen-Ortsverein Entersbach wird Gastgeber sein, wenn „50 Jahre Landfrauen im Kinzigtal“ zelebriert werden. In dessen ursprünglichem Einzugsgebiet von Hornberg bis Gengenbach sowie Oberharmersbach und Nordrach gründeten sich peu à peu zehn weitere Ortsvereine, die sich unter dem Dach des LandFrauen-Bezirks Haslach zusammengeschlossen haben. Neben den genannten Dörfern gehören dazu: Gutach, Hausach-Einbach, Prinzbach-Schönberg, Welschensteinach und Wolfach-Oberwolfach.
Während heuer zudem die Ortsvereine Gengenbach und Prinzbach-Schönberg ihr 30-Jähriges feiern und Welschen steinach sein 25-jähriges Jubiläum begeht, ist der 2007 gegründete Ortsverein Entersbach nach Wolfach-Oberwolfach der jüngste.
Neben der in 20 Mitgliedsjahren bei den Landfrauen Oberharmersbach großgewordenen Irmgard Lehmann (46) hat sich beispielsweise auch Irmgard Gureth vor dem Entersbacher Dorfgemeinschaftshaus eingefunden. Seit 15 Jahren gehört die Oberentersbacherin den Entersbacher Landfrauen an, ist obendrein im Bezirksvorstand engagiert. Denn dorthin entsendet jeder Ortsverein eine Vertreterin, die von der Bezirksversammlung dann für drei Jahre gewählt wird.
Warum die 1962 Geborene sich dem Verein angeschlossen hat? „Wegen der Kameradschaft“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen, „und wegen der vielen Seminare, ich bin eigentlich offen für alles.“ Tatsächlich setzen sich die LandFrauen, die deutschlandweit mit 420 000 Mitgliedern in 12 000 Ortsvereinen aktiv sind, neben Gleichstellung, Ernährung, Gesundheit, Familie und Umwelt auch und gerade für Bildung ein.
„Früher hieß es bei uns ja: Als Mädle brauchst du keine Ausbildung“, weiß Irmgard Gureth nur zu gut aus eigener Erfahrung. Sie selbst hat nach der Volksschule ein Jahr auf einer Hauswirtschaftsschule absolviert, sich daraufhin ihr Leben lang fort- und weitergebildet, in drei völlig verschiedenen Berufen gearbeitet und schließlich noch eine Ausbildung zur staatlich geprüften Brennerin absolviert, das Schnapsbrennen betreibt die Nebenerwerbslandwirtin als Hobby.
„Nur Kuchen backen?“ – Nix da!
Die etwa gleichaltrige Marita Schmieder als dritte im Bunde der kleinen Runde betreibt einen landwirtschaftlichen Ne- benerwerbsbetrieb in Fischerbach. Auch sie brachte unter anderem der Wissensdurst zu den Landfrauen, und zwar zu denen des „Geburtstagskindes“, dem Ortsverein Haslach. Der ist nicht nur der Älteste im Bezirk, sondern gehört mit 147 Mitgliedern zu den größten.
Auch Marita Schmieder brachten die Landfrauen noch viel mehr als Wissen: Nach zweijähriger Mitgliedschaft wurde sie Vorsitzende. Sie sei die Richtige, habe es geheißen, doch sie scheute sich vor der Verantwortung. „Die haben mich dann so lange bequatscht, bis ich ja gesagt hab´“, kann sich die Agile im Rückblick vor Lachen kaum einkriegen. Inzwischen übt sie das Amt stolze 18 Jahre aus. „Ich hab´s gern gemacht“, betont die gelernte Hauswirtschafterin mit nun großem Ernst. Und erzählt, wie sie früh schwanger wurde und so auf den Hof ihres Mannes einheiratete. „Für mich war es immer schön, wenn ich durch die Landfrauen von dem Hof mal wegkam“, erinnert sie sich. Ihr Mann habe dabei stets voll und ganz hinter ihr gestanden, im Gegensatz zum Schwiegervater. Marita Schmieder betont: „Durch die Landfrauen habe ich neue Leute kennengelernt, viel gelernt und bin offener geworden – mir hat´s viel gebracht, ich hab´s noch nie bereut.“ Umso mehr, als sie im Vorstand „ein tolles Team“ um sich herum habe.
Ihre Landfrauen-Kollegin Karla Wöhrle (42) wiederum kommt aus einem landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb in Gutach. Dass die gelernte Schreinerin, Hauswirtschaftsmeisterin und vierfache Mutter vor acht Jahren bei den LandFrauen „landete“, ist Schwiegermutter Christine Wöhrle zu verdanken. Die war 1974 eine der drei Gründungsvorsitzenden des Ortsvereins Haslach, dessen Ziel damals in der „fachlichen Weiterbildung und der Information über Förderungsmaßnahmen“ bestand.
„Von Anfang an wollte man mich im Bezirk haben“, erzählt die Schwiegertochter, „weil man da Leute mit Vollerwerbslandwirtschaft als Hintergrund suchte.“ Um auf Bezirksebene Vermittlung zwischen dem LandFrauenverband Südbaden und dessen 205 Ortsvereinen mit insgesamt über 17 000 Mitgliedern zu betreiben. „Das ging schon eher in die politische Richtung, das klang für mich interessant“, lacht Karla Wöhrle – so wurde sie, die seit fünf Jahren überdies als Gemeinderätin in Gutach aktiv ist, Beisitzerin und somit engagiertes Präsidiumsmitglied des LandFrauenverbandes Südbaden. Der feiert in diesem Jahr im Übrigen sein 75-jähriges Jubiläum.
Enorm breitgefächertes Angebot
Der ursprünglich aus dem Stuttgarter Raum Stammenden Wahl-Gutacherin boten die Landfrauen nicht zuletzt auch die Möglichkeit, „als Neuhinzugezogene ein Netzwerk aufzubauen und Gleichgesinnte zu finden.“ Ihre Redegewandtheit setzt sie als Sprachrohr für ihre Mitstreiterinnen ein. „Auch heute noch werden wir häufig aufs Kuchenbacken und Bewirten reduziert“, bedauert die Zweiundvierzigjährige. „Das können wir natürlich auch, und zwar sehr gut“, lacht sie, „aber da ist ja noch viel mehr!“
Dass es unter anderem darum gehe, nicht zuletzt über Fort- und Weiterbildung (inklusive Persönlichkeitsbildung) das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken, findet sie besonders wichtig, „das ist etwas, von dem die allgemeine Öffentlichkeit noch immer nicht viel mitbekommt.“
Dafür, wie man über die LandFrauen seinen Weg finden kann, ist auch Irmgard Lehmann ein Beispiel – die Initiatorin der kleinen Gesprächsrunde, die ihr Amt als Vizepräsidentin seit dem vergangenen Februar innehat. Aus acht Personen besteht das übergeordnete Leitungsgremium der Landfrauen Südbaden. Insgesamt drei Vize-Präsidentinnen sind es, die untereinander gleichberechtigt die Präsidentin sowie den Verband vertreten. Zudem gibt es Ausschüsse. „Ich bin zum Beispiel im Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit dann auch im Deutschen LandFrauenverband ab Oktober dabei“, erklärt die Oberharmersbacherin, „jede von uns hat ihre Schwerpunkte, die sie wahrnimmt.“
Offen auch für Nicht- Landwirtinnen
Das Thema „Gemeinschaft“ ist für die Gesprächsrunde nach wie vor ein wichtiges Thema. Wobei sie betont, dass man sich den Landfrauen auch dann anschließen kann, wenn man nicht selbst in der Landwirtschaft arbeitet und/ oder auf einem Hof die Vermietung von Ferienwohnungen betreibt: „Wir sind offen für alle Frauen, die auf dem Land leben, wir haben alle die gleichen Probleme.“ Der Hebammenmangel beispielsweise gehört ebenso dazu wie die medizinische Versorgung – Themen, für die sich der Verband sehr aktiv auf der großen politischen Bühne einsetzt.
Aufgrund ihres für Mitglieder preisgünstigen und enorm breitgefächerten (auch Kreativ) Angebots bieten die Landfrauen bis hin zu Videokursen für jede Interessenslage und für jedes Alter etwas. „Auch für Zwanzigjährige“, betont die Runde und berichtet von ihren durchweg positiven Erfahrungen im Miteinander: „Diese Gemeinschaft von jung über mittel bis alt hat wunderbar funktioniert.“ Umso mehr, als man auch voneinander lerne, in jeder Hinsicht.
Facebook und Instagramm
Wer Interesse hat, kann sich im Internet das Programm der LandFrauen anschauen. Jeder Ortsverein hat eine eigene Homepage, ebenso der LandFrauen-Bezirk Haslach. Den „Landfrauen Kinzigtal“ kann man auf Facebook und Instagramm folgen.
LandFrauen-Mitglieder und deren Freundinnen, die an der Jubiläumsfeier am 5. Juli um 17.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus teilnehmen möchten, melden sich bitte bei Ihrem jeweiligen Ortsverein an.