Bei der Vor-Ort-Begehung im Rahmen der Ortschaftsratssitzung waren Fragen ausdrücklich erwünscht.


Die Bürger mitnehmen: Unter diesen Leitspruch könnte man die Vor-Ort-Begehung am Montagabend vor der Ortschaftsratssitzung auch nennen. Die Bürger hatten Gelegenheit, sich ausführlich zu informieren und Fragen zu stellen. Dieses Angebot wurde von Bürgern und Ortschaftsräten genutzt und die Experten standen ausführlich Rede und Antwort.
Wie das Wasser fließt
Für das Thema Dorfbach war Experte Klaus Rauber gekommen. Er ist der 1. Vorsitzende des Vereins für Implosionsforschung. Dieser Verein macht Untersuchungen in natürlichen Gewässern und führt Gewässerrenaturierung mit natürlichen Methoden durch. Er hat eine Teststrecke im Bach eingerichtet, in der er zum Beispiel die Stellfalle an den Rand gestellt hat. Dadurch könne der Schlamm abfließen, erläuterte er die Maßnahme. Der gesetzliche Hintergrund der Veränderungen im Bach sind die europäischen Gewässerrahmenrichtlinien. Danach soll eine Strömungsdiversität angestrebt werden, um zum Beispiel Flächen für Fische zu schaffen, die als Rückzugsgebiete bei Niedrigwasser angelegt sind. Große Steine im Bachboden lenken die Gewässerströme. Bei Hochwasser sollen die Fließkräfte vom Ufer ferngehalten werden. „Gebraucht wird ein Gewässerpflegeplan, um kontinuierlich Maßnahmen durchzuführen“, erklärte Rauber. Besonders zur Notwendigkeit der Stellfallen entwickelte sich eine kontroverse Diskussion. Nach Raubers Meinung sind Stellfallen für die Fischökölogie nicht notwendig. Die Bürger argumentierten, dass die Stellfallen schon immer da gewesen und eine sinnvolle Einrichtung zur Regulierung des Bachs sind. „Jede Maßnahme, die man macht, ist gleich im Kreuzfeuer der Kritik“, stellte Rauber ernüchtert fest. Er bot an, die Maßnahmen am Bach kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen.
Am besten Erlen pflanzen
Für das Thema Bäume am Dorfbach war Patrick Stärke von der Fa. Pfefferer Baumkultur in Mülheim gekommen. Er hatte sich mit der Frage beschäftigt, wie man die Straße sanieren kann, ohne die einseitige Baumreihe zu beschädigen und ein Baumgutachten erstellt. Dazu hatte er eine Wurzelsondierung mit einem Saugbagger durchgeführt. Dafür wurde ein langer Graben entlang der Baumreihe freigelegt, um die Situation der Baumwurzeln zu sehen. Dazu erklärte Ortsvorsteher Christian Dumin: „Der Erhalt der Bäume ist dem Ortschaftsrat sehr wichtig.“ Patrick Stärke erklärte, dass der Standort für der Bäume am Bach ungünstig ist. Die Bäume können sich nur bis zur Bordsteinkante an der Straßenseite ausdehnen. Zur Bachseite ist der Bach die natürliche Grenze für das Wachstum der Baumwurzeln. An der Dorfstraße 20 steht zum Beispiel ein Bergahorn am Bach, der laut Patrick Stärke für den Standort nicht geeignet ist. „Der Bergahorn mag keine Schwankungen in der Wasserversorgung“, weiß Stärke. Und zurzeit ist Niedrigwasser im Bach. „Warum funktioniert es dann?“ fragte Ortschaftsrat Armin Reber. Die Bäume passen sich an, aber sie leiden an der Situation, informierte Stärke. Er empfahl Erlen als Neubestand zu pflanzen, die mit den Bedingungen besser zurechtkommen. Den zahlreichen Fragen von den Zuhörern beantwortete er gerne. Ortsvorsteher Dumin wies darauf hin, dass die Gräbern wieder geschlossen werden, bevor die Baumaßnahme beginnt.
Dachständer kommen weg
Für die Planung der Baumaßnahmen wurde das Büro Isenmann Ingenieure aus Haslach beauftragt. Mitarbeiter Matthias Fritsch informierte über den Stand der Planung. Er ist als ehemaliger Leiter des Zeller Betriebshofs im Ort gut bekannt. Fritsch begleitet die Bauausführung, ist als Ansprechpartner vor Ort. Bisher in das Projekt eingebunden hat die Firma Isenmann Ingenieure die Firmen E-Werk, UGG, Telekom, Wasserversorgung und die Firma Pfefferle wegen des Baumgutachtens. Die Vermessung ist in Auftrag gegeben. Diese Woche findet ein Drohnenflug über die Dorfstraße statt; nach den Ergebnissen kann man geozertifiziert planen. Mit den Versorgern findet zurzeit die Endabstimmung statt. Eine Schmutzwasserkanalbefahrung ist vorbereitet. Eventuelle Maßnahmen an der Brücke bei Schwarz-Webers müssen noch geklärt werden. Zum zeitlichen Rahmen erklärte Fritsch, dass bis Oktober der Kostenrahmen feststeht. Dann kann im November die Submission stattfinden. Der Baustart ist für Dezember/Januar geplant. Als interessante Information für die Bewohner entlang der Dorfstraße sagte Fritsch, dass das
E-Werk Mittelbaden die Leitungen bis in das Haus hinein verlegt. Die Dachständer für die Stromversorgung werden abgebaut. Die Wasserleitungen werden nur bis zur Grundstücksgrenze gebaut. Die Straßenbeleuchtung wird bachseitig erfolgen. Ortsvorsteher Dumin machte den Vorschlag, in die Laternenmasten einen Stromanschluss zu verlegen, damit die Betreiber der Kilwi von dort ihren Strom holen können. Als zeitlichen Rahmen nannte Dumin das Ziel, in der Ortschaftsratssitzung im Juli einen Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat zu formulieren, damit das Projekt noch vor der Sommerpause auf den Weg gebracht werden kann.
Brücke unter Denkmalschutz
Nach der fast zweistündigen Begehung wurde die Sitzung im Dorfgemeinschaftshaus fortgeführt. Dort wurde nochmals das Thema aufgegriffen, die bestehenden Bäume am Bach zu erhalten. Jürgen Isenmann machte den Vorschlag, jeden Baum einzeln zu bewerten, ob er in den nächsten Jahren Probleme machen wird. Diese einzelnen Bäume empfiehlt er zu entfernen und schöne Ersatzpflanzungen zumachen. „Wir sollten die Baumreihe so gestalten, dass man die nächsten 20 Jahre Ruhe hat.“ Für diese Kompromisslösung warb auch der Ortsvorsteher: „Nach der Maßnahme werden mehr Bäume da sein als vorher – das ist wichtig.“
Zur notwendigen Brückensanierung der Brücke bei Schwarz-Webers informierte Stadtbaumeister Tobias Hoffmann auf Nachfrage, dass die Brücke unter Denkmalschutz steht. Zurzeit wird abgewägt, ob eine Sanierung oder ein Abbruch und Ersatzneubau wirtschaftlich günstiger ist. Dazu erklärte Jürgen Isenmann, dass diese Brücke eine gemauerte Bogenbrücke ist und deswegen unter Denkmalschutz steht. Das Belastungsniveau ist am Limit, die Fugen der Sandstücke sind ausgewaschen und einzelne Steine herausgerutscht. Bei einer Sanierung müssten die kleinformatigen Steine von unten neu verfugt werden, was technisch sehr schwierig ist. Außerdem habe die Brücke eine geringe Überdeckung, was eine Sanierung zudem noch erschwert. Das Thema soll in der nächsten Sitzung nochmals besprochen werden.
Anzeige wegen Vandalismus
Als letzten Tagesordnungspunkt, unter Bekanntgaben, berichtete Dumin zunächst über den Vandalismus auf der Gehrmatt, über den bereits in der Presse informiert wurde. Die Grillstelle war neu aufgebaut worden und ist nun erheblich beschädigt. Es wurde Anzeige erstattet. „Das ist sehr ärgerlich und unverständlich“, bedauerte Dumin.
Das E-Werk wird in der Biereckstraße eine neue Trafostation vor dem Turm errichten, der Turm wird in den nächsten Jahren abgebaut.
Der digitale Zugang zum Dorfgemeinschaftshaus ist eingerichtet und im Juli/August werden die Transponder an die Personen ausgegeben, die das Gebäude nutzen.
Und schließlich wird der neue Fuß- und Radweg in einer kleinen Feier eingeweiht. Diese findet am Dienstag, den 27. Juni um 17 Uhr statt.