Das verstärkte Aufräumen von privaten Wohnhäusern zu Corona-Zeiten hat auch seine guten Seiten: Im Keller von’s »Kirchebure« an der Dorfstraße, direkt neben der Nikolauskirche gelegen, ist das bislang unbekannte Motiv »Alt Entersbach« aufgetaucht.
Zunächst brachten die Finder das seltene Stück zum Unterentersbacher Ortshistoriker Horst Feuer, dann wurden auch die Vorstandsmitglieder des Historischen Vereins, Vertreter des Fördervereins Rundofen und nicht zuletzt einige alter Zeller Keramiker zu Rate gezogen. Zweifelsfrei konnte festgestellt werden, dass es sich bei dem Teller um ein Stück aus der Unteren Fabrik handelt.
Beim Motiv »Alt Entersbach« könnte es sich um eine späte Arbeit von Karl Schöner handeln. Bekanntlich hat der Obermaler der Zeller Keramik im Jahr 1898 zur Geburt seiner Tochter das Dekor »Hahn und Henne« entworfen. Der mit gekonnten Pinselstrichen geränderte Teller findet sich auch bei dem Unterentersbacher Fundstück wieder. Andere Experten schließen aus der Pinselführung beim Motiv der Nikolauskirche darauf, dass es sich bei dieser Geschirrserie um ein frühes Motiv von Künstler Haaf-Walter handelt. Der Rand könnte dann bei der Herstellung in der Zeller Keramik sozusagen als »praktische Ergänzung« hinzugekommen sein.
Um ganz sicher zu gehen, hoffen nun sowohl die Vertreter des Historischen Vereins um ihren Vorsitzenden Bertram Sandfuchs als auch die Mitglieder des neu formierten Fördervereins Rundofen um Vorstand Dieter Petri, dass bei den Aufräumaktionen in nächster Zeit noch weitere Fundstücke auftauchen. Besonders die Unterentersbacher Bevölkerung ist nun zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgerufen, denn man geht davon aus, dass dieses bislang unbekannte Dekor besonders im Ort selbst seine größten Anhänger gefunden hatte. Auf jeden Fall, schlussfolgern die Historiker weiter, sind die Entersbacher schon immer ein selbstständiges Völkchen mit einem besonderen Stolz gewesen.
Geschirrannahme beim Rundofen
»Wir rechnen mit weiteren interessanten Funden«, stellt Dieter Petri fest. Für die Annahme wurde nun bei der Rundofen-Baustelle ein eigener Stand aufgebaut, wo ab sofort altes Zeller Keramikgeschirr abgegeben werden kann. Die gesammelten Raritäten werden später in der Dauerausstellung im neuen Zeller Keramikmuseum zur Schau gestellt. »Das seltene Motiv Alt Entersbach wird dort einen Ehrenplatz erhalten«, ist sich der Fördervereins-Vorsitzende sicher.
Gesucht werden aber auch noch weitere Dekore wie »Alt Straßburg«, »Petit Rose« und natürlich das weltberühmte »Hahn und Henne«. »Je älter die Scherben sind, desto besser«, lautet das Credo der Ortshistoriker und sie betonen: »Das Geschirr darf auch gerne schon einen Macken haben.« Der Sammelstand des Fördervereins Rundofen ist ab heute jeden Abend von 18 bis 20 Uhr besetzt. Dort kann auch das Fundstück »Alt Entersbach« in Augenschein genommen werden.