Würdevoll mit Sonntagsgottesdienst und Kranzniederlegung am Mahnmal der trauernden Frau wurde in Unterentersbach der Volkstrauertag begangen. Sowohl Bruder Markus in seiner Predigt als auch Ortsvorsteher Christian Dumin in seiner Ansprache erinnerten an die Opfer von Krieg und Gewalt und richteten zugleich den Blick in die Zukunft. Der Tag sei wichtig zum Innehalten und um darüber nachzudenken, was man heute für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit bei uns und in der Welt tun könne.
Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang. Diese Erkenntnis war beim Volkstrauertag in Unterentersbach ganz praktisch zu spüren. Für den neuen Ortsvorsteher Christian Dumin war es die erste Ansprache zu diesem Gedenktag. Es sei für ihn eine sehr große Ehre, betonte er und er freut sich, dass auch seine Vorgängerin Andrea Kuhn und die ehemaligen Ortsvorsteher Horst Feuer und Franz Huber an der Gedenkfeier teilnahmen. Die Freiwillige Feuerwehr mit Abteilungskommandant Felix Schwendemann sowie der Musikverein unter der Leitung von Dirigent Xaver Meier gaben dem Gottesdienst und der anschließenden Feierstunde einen würdigen Rahmen.
Wir dürfen nicht leben, als gäbe es kein Morgen
Die Gedenktage des Monats November sowie der Kreislauf der Natur erinnern an Tod und Vergänglichkeit. Auch das Kirchenjahr gehe zu Ende, stellte Bruder Markus fest. Trotz dieses endzeitlichen Charakters seien Spekulationen über den Weltuntergang nutzlos. Vielmehr seien wir verantwortlich für uns und unsere Nachkommen und zu einem guten Umgang mit der uns von Gott gegebenen Welt aufgefordert. »Wir dürfen nicht leben, als gäbe es kein Morgen«, betonte Bruder Markus. Die Erinnerung an die Toten des Krieges müsse dennoch hochgehalten werden und sei eine wichtige Mahnung. Gedacht wurde im Sonntagsgottesdienst am Volkstrauertag auch der verstorbenen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und der verstorbenen Mitglieder des Musikvereins Unterentersbach.
Ortsvorsteher Christian Dumin berichtete in seiner Ansprache, dass in Unterentersbach aktuell 68 Personen im Alter von 75 Jahren und älter leben. Die Zeitzeugen würden bedauerlicherweise von Jahr zu Jahr weniger. Er selbst habe schon mehrere Jahre keine Großeltern mehr. Die Weitergabe von Erfahrungen, idealerweise aus erster Hand, sei wertzuschätzen und leider ein vergängliches Gut. Umso wichtiger sei es, dass auch nachfolgende Generationen diese Erinnerungen weitergeben, denn man lebe keinesfalls in einer friedlichen Welt. Aktuell gebe es weltweit fast 30 bewaffnete Kriege und Konflikte. Gewaltherrschaft, Vertreibung und Flüchtlingselend seien an vielen Stellen an der Tagesordnung. Deshalb müsse man gerade am Volkstrauertag für die Wahrung des Friedens und für die freiheitlichen Werte eintreten, betonte Ortsvorsteher Dumin.
Christian Dumin erinnerte an die Opfer von Krieg und Gewalt sowie an die Menschen, die als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren haben. Er gedachte der Menschen, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einer anderen Bevölkerungsgruppe oder Religionsgemeinschaft angehört haben. Die Trauer gelte auch den Opfern von Terrorismus, politischer Verfolgung und sinnloser Gewalt unserer Tage. Nicht zuletzt den Bundeswehrsoldaten und allen Einsatzkräften, die im In- und Ausland ihr Leben verloren haben.
Miteinander eine neue Welt gestalten
Der Volkstrauertag sei auch ein Tag, an dem man darüber nachdenken solle, was wir heute für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit bei uns und in der Welt tun können, mahnte Ortsvorsteher Dumin. Unser Leben stehe im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern. Erinnern sei sicherlich ein erster Schritt. Dem müssten ein offener Umgang miteinander, Respekt, gegenseitig Wertschätzung, Engagement und Zivilcourage folgen. Gerade in einem Dorf, wo jeder jeden kennt, sei ein rücksichtsvoller Umgang miteinander enorm wichtig.
Christian Dumin wünschte insbesondere den Jüngeren, dass ihnen die Chance gegeben werde, die eigene Generation zu prägen. »Die Zukunft bietet viele Chancen für uns alle«, zeigte sich der Ortsvorsteher zuversichtlich. Die Vergangenheit im Blick zu halten und die Erinnerung weiterzugeben sei enorm wichtig. Die nachfolgende Generation regelmäßig unter dem Schirm der Vergangenheit zu sehen, sei aber weniger förderlich. Alle gemeinsam müssten den Blick nach vorne richten, um neue Denkweisen, Ideen und Gemeinsamkeiten zu schaffen, um miteinander eine neue Welt zu gestalten. Christian Dumin: »Wenn wir wahren Frieden in der Welt wollen, müssen wir bei uns allen selbst anfangen. Legen wir damit los – gleich heute.«