In einem Grundsatz-Referat erläuterte Generalsekretär Hagel die Position der CDU in den aktuellen politischen Fragen. Der Neigung zum nationalen Rückzug erteilte er eine Abfuhr. Die Zukunft Deutschlands liege in der Weiterentwicklung der Europäischen Union. Im Anschluss folgte eine Diskussion zu strittigen Einzel-Themen.
Am vergangenen Freitag hatte der Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Zell-Unterharmersbach zur Wahlversammlung in das Gasthaus Pflug in Unterentersbach eingeladen. Rund 30 Personen waren dieser Einladung gefolgt. Als Redner stand Manuel Hagel, Generalsekretär der Landes-CDU auf dem Programm. Zunächst präsentierte Grafmüller per Video die Kandidaten/innen der CDU für den Gemeinde- und Ortschaftsrat. Daran knüpfte Hagel in seinem Vortrag den Gedanken, dass die hohe Politik nur bodenständig bleibe, wenn sie mit der Kommunalpolitik verbunden bleibe. Die CDU müsse daher eine starke Kommunalpartei bleiben, um auch auf den höheren politischen Ebenen Vernunft walten zu lassen.
»Europa ist nicht alles, aber ohne Europa ist alles nichts«, brachte Hagel seine Grundauffassung auf den Punkt. Das Beispiel Brexit zeige, dass es Bürger gebe, die in die glorreiche Vergangenheit zurück wollten und dabei ein Volk ins Chaos stürzen. Die Politik müsse aus der Geschichte für die Gegenwart lernen und dürfe sich nicht in die vermeintliche Idylle der Vergangenheit zurückziehen. Die CDU verstehe sich als konservativ, sei aber alles andere als nostalgisch gestimmt.
Auch in Deutschland gebe es eine politische Partei, welche die nationale Abschottung propagiere. Die CDU aber wolle die Treue zu bewährten Werten mit internationaler Offenheit verbinden. Der Tendenz zur Abschottung erteilte Hagel eine entschiedene Absage.
Deutschland habe in der jüngsten Vergangenheit erlebt, dass ein Mauerbau die Menschen nicht weiterbringt. Es gelte, auch die Mauer in den Köpfen abzutragen.
Hagel dankte den Kandidaten, die bereit sind, sich dem Wähler auf der Liste der CDU zu stellen. Das »C« im Namen sei vielfach in der Gesellschaft umstritten. Als die Partei nach dem Krieg gegründet wurde, seien Mitglieder zweier verschiedener Konfessionen aufeinander zugegangen und hätten die alte Abgrenzung überwunden. In diesem Sinne müsse die CDU eine offene Partei bleiben, die auch Nichtchristen aufnehme, welche die Werte der CDU akzeptieren. Dazu gehören neben der jüdisch-christliche Religion, die Tradition der römischen Rechtsstaatlichkeit und die Toleranz der europäischen Aufklärung.
Lebendige Aussprache
In der anschließenden Diskussion ging es z. B. um die Neuregelung beim Forstbetrieb. Die EU hatte kritisiert, dass die staatlichen Förster das Holz von privaten Waldbesitzern vermarkten. Dies verstoße gegen den Wettbewerb. Hagel informierte, dass man für die Vermarktung nun eine Körperschaft öffentlichen Rechts bilde, welcher für die staatlich Dienstleistung eine eigene Vergütung verlange.
Ein heißes Thema war auch der Wolf. Hagel ist in seiner Freizeit auch als Jäger unterwegs. Die Ansicht, dass der Wolf für Wanderer keine Gefahr darstelle, bezeichnete er als naiv. Spätestens, wenn die Wölfe Rudel gebildet haben, werden sie diese Scheu ablegen. Auch die Erwartung, der Wolf werde das Schwarzwild vermindern, sei trügerisch. Wie die Beispiele zeigten, befriedige er seinen Blutrausch an Weidetieren. Wer unsere Landschaft offen halten wolle, müsse die Halter von Weidetieren unterstützen.
Kreistagskandidat Ulrich Müller bezeichnete die Forderung nach Schutz-Zäunen als überzogen und nicht praktikabel.
Hubert Gissler kritisierte, dass im Europäischen Rat der Nationalregierungen noch immer das Prinzip der Einstimmigkeit gelte. Dadurch gebe es keinen politischen Fortschritt in der EU. In manchen Ländern grassiere noch immer die Korruption. Hagel erinnerte, dass der Spitzenkandidat der CDU/CSU für das Amt des Europ.
Kommissionspräsidenten, Manfred Weber, deshalb die Mehrheitsentscheidung einführen wolle. Was die Bekämpfung der Korruption betreffe, so habe die Abgeordnete Dr. Ingeborg Grässle (CDU) jüngst gegen Slowenien wegen Korruption Sanktionen bewirkt.
Hagel wünschte den Kandidaten für die Kommune und den Kreis, sowie Andreas Schwab für das EU-Parlament viel Erfolg. Bürgermeister Günter Pfundstein dankte dem Gast aus dem oberschwäbischen Ehingen für den Besuch der Stadt. Gerne dürfe er sich am kommenden Silvesterempfang in die Zahl der prominenten Gäste einreihen.
Ortsvorsitzender Grafmüller dankte dem Generalsekretär für seinen Einsatz. Der Abendveranstaltung waren eine Betriebsbesichtigung in der Firma LADOG und ein Gespräch mit Vertretern des Mittelstandes vorausgegangen. Grafmüller schenkte dem Referenten Keramik mit dem Motiv »Hahn & Henne«, das ihn an Zell erinnern wird.