»Was mir ganz wichtig ist: dass wir jetzt drei Stunden Spaß haben«, lud Susanne Schmider zu Leichtigkeit ein in ihrem von den Entersbacher Landfrauen organisierten Workshop. Das Thema aber war ein gewichtiges: zwischenmenschliche Kommunikation und mentale Haltung.



Mit einer im Stuhlkreis gelesenen Fabel geht es los: Mann, Frau und Kind sind samt Esel unterwegs und scheitern kläglich daran, es dabei jedem Recht zu machen. Die Moral von der Geschicht’: »Nur ich bin für mein Denken und Tun verantwortlich«, postuliert Susanne Schmider.
Sie folgert: »Man kann nicht den anderen verändern, nur sich selbst – und dann verändert sich die Beziehung zu demjenigen.« Was heutzutage in der Regel bekannt sein dürfte, ist dummerweise leichter gesagt als getan. Dafür hat die zertifizierte Mental- und Kommunikationstrainerin eine Erklärung parat. In Form des Eisbergmodells.
Nur zehn bis 20 Prozent eines Eisbergs sind sichtbar, der größte und bedeutendere Teil liegt unter der Wasseroberfläche. »Die meisten Menschen nutzen nur 15 Prozent ihres Potentials«, beschreibt Susanne Schmider die Parallele zu den schwimmenden Gebilden. Ihr Ziel: Die Teilnehmer innerhalb der zur Verfügung stehenden drei Workshop-Stunden auf 30 Prozent zu bringen.
Das Eisbergmodell geht auf den berühmten Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856 – 1939) zurück. Er gilt als Entdecker des menschlichen Unterbewusstseins – zuvor war man der Meinung, dass der Mensch rein rational handelt. Freud nun teilte das menschliche Bewusstsein in zwei Bereiche: in einen sichtbaren, etwa 20 Prozent einnehmenden Teil und in einen unsichtbaren Teil von circa 80 Prozent.
Die Sache mit dem Eisberg
In der Kommunikationspsychologie steht der Eisberg als Metapher für Botschaften, die wir vermitteln wollen. So wird auch das, was wir sagen und nicht sagen, nur zu 20 Prozent durch Worte und damit auf der Sachebene transportiert – also durch rationale Informationen wie Zahlen, Daten und Fakten.
80 Prozent unserer Kommunikation dagegen vermittelt Informationen auf der sozusagen unsichtbar unter Wasser liegenden Beziehungsebene. Diese ist durch Ängste, Gefühle und Erfahrungen gekennzeichnet, zudem durch Triebe, Instinkte und Traumata.
Unser Kommunikationsverhalten im Alltag wird daher in erster Linie geprägt von Gefühlen, Wertvorstellungen und Stimmungen, sowie von der Körpersprache – sprich von Mimik, Gestik, Tonfall, Gangart etcetera. Eben auf diese Körpersprache konzentriert sich Schmider nun. Verbreitet beispielsweise sei die typisch weibliche Unsitte, beim Aufstehen »als Erstes an der Kleidung rumzuzippeln.« Eine unwillkürliche Geste, die dem Betrachter Unsicherheit vermittelt.
Auch der Händedruck zur Begrüßung gehört dazu. »Schaut dem anderen dabei in die Augen«, betont die Haslacherin eine Selbstverständlichkeit, die längst nicht jeder umsetzt. Bei der namentlichen Vorstellung einem Fremden gegenüber rät sie unbedingt zu einem »Ich bin …«. Im Zuge des landläufigen »Ich heiße …« hingegen werde einem weniger Respekt entgegengebracht, erklärt Schmider, »das ist eine ganz wichtige Regel.«
Das A und O: die Körperhaltung
Gleiches gelte bei der Formulierung von Kritik: »Sagen Sie »Ich bin nicht einverstanden« oder »Ich fühle mich respektlos behandelt«, dann werden Sie ernst genommen«, so die Fachfrau. Die erklärenden vier »W«s – warum, wer, wann, wo« brauche man vor allem bei Männern »gar nicht erst bringen«, das ginge – erwiesenermaßen – bei den meisten zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus.
Wobei grundsätzlich gelte: Der erste und der letzte Satz sind das Wichtigste, »egal, worum es geht«, und diese beiden Sätze müssen positiv formuliert sein. Auch bei Widerspruch. Ein »Nein« zu Anfang bringe einen sofort in Rechtfertigungszwang. »Sagt beispielsweise: »Ich finde
das interessant, äußerst erst dann Eure Bedenken, und endet beispielsweise mit einem »Aber ich werde drüber nachdenken«, rät Susanne Schmider.
Das »A« und »O« in der Kommunikation ist jedoch grundsätzlich die Körperhaltung. Der Fahrer sei der Kopf und der Körper der Porsche, betont die Fachfrau, »richtet Euch auf, wenn Ihr was wollt – auch beim Telefonieren!« Positives Denken bewirkt eine solche Aufrichtung, während sich bei negativem Denken die Schultern automatisch runden. Dazu gehört, den anderen nicht zu verurteilen, »man kennt nie seine Geschichte.« Und sie ruft dazu auf, nach dem Schönen zu suchen, das jeder Mensch an sich habe – auch derjenige, den man nicht mag, »und wenn’s der Pullover ist, den er heute gerade trägt.«
Die absolute Geheimwaffe in Sachen »positives Denken«: Lächeln, denn ein solches wirkt im wahrsten Sinne des Wortes Wunder. »Lächelt, und wenn Ihr Euch dazu quälen müsst«, empfiehlt Susanne Schmider, »wer lächelt (ehrlich, wohlgemerkt), der kann keine schlechten Gedanken haben, das ist wissenschaftlich bewiesen.« Allerdings helfen gute Gedanken nicht, »wenn Angst oder Groll« im Körper sind.
Jede Menge Tipps
Dafür, wenn es einem schlecht geht, hat sie einen Tipp: Zuhause eine Krone aufsetzen oder ein Buch auf den Kopf legen und möglichst hohe Schuhe anziehen: »Dann konzentriert man sich nur aufs Laufen und nicht auf die schlechten Gedanken – der Körper richtet sich automatisch auf und man kann vom mangelorientierten Denken wieder zum chancenorientierten Denken kommen.«
Mit Buch oder Krone auf dem Kopf durch die Wohnung zu laufen helfe auch Kindern, wenn sie »jammernd aus der Schule kommen«, weiß die Mutter von vier Sprösslingen im Alter zwischen neun und 18 Jahren. »Man muss ihnen ja nicht sagen, was man damit bezwecken will, sondern kann das Ganze als Spiel verkleiden.«
Im Gegenzug hat die Expertin auch einen Rat für das Konservieren »guter Gefühle« parat: Indem man in einer Situation, in der man sich gut fühlt, einen Anker setzt, um dieses Gefühl später zu reaktivieren. Indem man sich beispielsweise an die Nase fasst. Oder gegen den Oberschenkel klopft. »Oder man nimmt einen Edelstein« – einen solchen darf sich jeder aus einem Körbchen nehmen. Mit dem läuft Susanne Schmider durch die Runde, nachdem sich die 24 Workshop-Teilnehmer mit von der Referentin angeleiteten Übungen gegenseitig in beste Stimmung versetzt haben.
Überhaupt waren Übungen ein wichtiger Bestandteil dieses ebenso informations- wie abwechslungsreichen und in der Tat fröhlichen Abends, für den sich zur Freude der Entersbacher Landfrauen-Vorsitzenden Petra Isenmann auch Gäste aus umliegenden Orten wie Gengenbach, Welschensteinach oder Nordrach im Gasthaus Pflug eingefunden hatten.