Vergangenen Samstag feierte Theresia Kolb mit Verwandten den 90. Geburtstag.
Aufgewachsen ist Frau Kolb in Gengenbach-Reichenbach, Weiler Sondersbach. Auf dem dortigen »Erdrich-Hof« fand sie nach der Schulzeit ihr erstes Tätigkeitsfeld. Das Melken der Kühe im Stall und das Hacken auf dem Kartoffelfeld hat sie in lebhafter Erinnerung. »Bei der Bäuerin hatte ich es gut«, hält sie zufrieden fest. Sonntags wechselten sich die beiden Frauen beim Kirchgang ab. Ging die eine in die Frühmesse, ging die andere ins »Amt«. So war immer jemand im Haus. Der Weg zu Fuß dauerte hin und zurück zweimal 45 Minuten.
Als der Vater ziemlich abgerissen aus dem Krieg zurückkam, fand er als Heizer im Kesselhaus der Firma Hukla Arbeit. Dorthin folgte ihm bald auch seine Tochter, zuerst in das Zweigwerk Haslach, danach an den Hauptsitz in Gengenbach. In der Schreinerei gehörte es zu ihren Aufgaben für die Möbelherstellung Schablonen auf Holzplatten zu übertragen. Auch mit dem Nachschleifen von Holzfüßen war sie beschäftigt. Dabei hat sie viel Staub geschluckt. Heute klagt sie über Lungenbeschwerden. Schon nach kurzen Wegstrecken mit dem Rollator muss sie anhalten und Luft schnappen.
Nach 35 Jahren Arbeit im Betrieb, kam für die Firma eine Absatzkrise. So durfte Frau Kolb im Alter von 58 Jahren, versehen mit einer kleinen Abfindung, in den Ruhestand treten. Inzwischen war sie vom Sondersbach nach Gengenbach gezogen. Dort pflegte sie zunächst ihre Oma und später ihre Mutter. Auch beim Putzdienst in der kath. Pfarrkirche arbeitete sie mit. Als sie selbst pflegebedürftig wurde und der Wechsel in ein Heim anstand, holte sie ihr Neffe Karl Eble zu sich nach Unterentersbach, Dorfstraße 40. Im vergangenen Jahr ist Frau Kolb gestürzt, sodass das Gehen noch beschwerlicher geworden ist. Ihr Neffe ließ deshalb einen Treppenlift installieren.
Trotz ihrer Einschränkungen hat sich Theresia Kolb ihre Heiterkeit bewahrt. Täglich kommt die Sozialstation ins Haus. Zweimal die Woche besucht sie die Tagespflege, ein Tag in Zell am andern Tag in Gengenbach, wo sie noch Bekannte hat. Sie liest jeden Tag die Tageszeitung und schaut im Fernsehen die Nachrichten an. Zum »Highlight der Woche« gehört am Sonntag ein Besuch der Abendmesse in der Wallfahrtskirche, wohin sie ihr Neffe immer wieder fährt. Gerne verfolgt sie auch auf dem katholischen Fernsehsender KTV eine hl. Messe. Ihren Geburtstag feierte die Jubilarin im Landgasthof Pflug, wo ihr Ortsvorsteherin Andrea Kuhn die Glückwünsche der Stadt überbrachte.