Am Sonntag wurde in Unterentersbach an die Menschen gedacht, die durch Krieg und Terror, Gewalt, Diktatur und Vertreibung ihre Heimat, ihre Zukunft, ihre Gesundheit oder ihre Leben verlieren und verloren. Pfarrer Peter Seibt und Ortsvorsteherin Andrea Kuhn vermochten mit ihre Worten dazu zu motivieren, die eigenen Talente und das eigene Tun einzusetzen für den Frieden. Und nicht der gedankenlosen Einstellung zu verfallen.
»Ist Helfen nicht überflüssig, da eh nie allen geholfen werden kann?!« »Dem einen, dem geholfen wird, ist es sicher nicht egal!«
Dies sind ermunternde Worte des großen Friedensstifters Mahatma Gandhi, die Ortsvorsteherin Andrea Kuhn in ihre Rede einband. Etwa 40 Unterentersbacher waren zum gemeinschaftlichen Gedenken und in den vorausgehenden Gottesdienst gekommen. Sie nahmen sich die Zeit, um bewusst an die Menschen zu denken – um ihnen Frieden, Respekt vor der Würde und Gleichberechtigung zu wünschen. 40 Unterentersbacher stellten sich der »mahnenden Worte« der Redner.
»Volkstrauertag, der Tag im Jahr, an dem wir uns fragen lassen müssen: Tun wir genug und tun wir das Richtige, um künftig Krieg, Gewalt und Terror zu vermeiden?«, betonte Ortsvorsteherin Andrea Kuhn wie wichtig dieser Tag für die Welt ist.
Doch woran erkennen wir, ob das was wir Tun das Richtige ist? Darauf hatte Pfarrer Peter Seibt im Gottesdienst eine Antwort. Am Gleichnis der anvertrauten Talente erläuterte er: Wer seine Talente einsetzt für Frieden, Gerechtigkeit, Liebe und Versöhnung, der wird Frieden, Gerechtigkeit, Liebe und Versöhnung erwirtschaften.
Ortsvorsteherin Andrea Kuhn legte danach in ihrer Ansprache den Finger auf eine »Schizophrenie«, die wir als Bundesrepublik Deutschland gemeinsam leben und dulden. Zwei Verhalten unserer Republik, die im hohen Grad inkonsequent sind.
Regelmäßig werde im Öffentlichen der Opfer gedacht, begann Kuhn die Beschreibung, an Gedenkstätten und Kriegsgräbern, bei Freundschaftsspielen der Nationalmannschaften. Der symbolische Händedruck ehemaliger Kriegsgegner, die versöhnenden und mahnenden Worte der politischen Repräsentanten, der gemeinsame Kreis an der Mittellinie der Nationalmannschaften – solche Aktionen zeichneten ein freundliches Bild von Deutschland, beschrieb Kuhn. »72 Jahre nach Kriegsende genießt Deutschland laut einer Umfrage international das höchste Ansehen.«
»Doch wie passt es in dieses Bild, dass Deutschland mittlerweile zum drittgrößten Waffenexporteur geworden ist?«, zeigte Kuhn in hohem Grade das inkonsequente Verhalten der Bundesrepublik Deutschland auf. Dass deutsche Waffen heute auf fast allen Schlachtfeldern dieser Erde im Einsatz sind, sei so Kuhn, entgegen jeder moralischen und politischen Vernunft.
Veränderung im Kleinen gelingt
Doch beiden Rednern, Andrea Kuhn und Pfarrer Peter Seibt gelang es, die Zuhörer nicht erdrückt zurück zu lassen: Im Kleinen ist Veränderung immer möglich. »Ich kann nicht die ganze Welt verändern, aber ich kann sie ein bisschen besser machen, als ich sie vorgefunden habe«, saget Andrea Kuhn. Der Zustand unserer Erde und die vielen Krisenherde weltweit können einen manchmal ratlos werden lassen, sie dürfen uns aber nicht tatenlos werden lassen.
Zum Trauerlied »Ich hatte einen Kameraden« wurde ein mit Blumen und Reisig gebundener Kranz am Denkmal bei der Nikolauskirche niedergelegt.