Besuch der mittelalterlichen Stadt Obernai und des Odilienbergs. Er ist als der „heilige Berg des Elsass“ ein beliebter und vielbesuchter Wallfahrtsort. Und einer der aussichtsreichsten und kulturhistorisch interessantesten Berge der Vogesen.
Großes Interesse fand die Ausflugsfahrt vom FORUM älterwerden ins Elsass. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen startete die Reisegruppe in Zell. Busfahrer Klaus steuerte den Bus über Offenburg via Pierre-Pflimlin-Brücke von Altenheim nach Eschau in Frankreich. In der Ferne war schon die Gebirgskette der Vogesen sichtbar.
Obernai
Erstes Etappenziel war Obernai. Lilo Schwarzer informierte die Reisegruppe über die Partnerstadt von Gengenbach, die direkt an der Elsässer Weinstraße liegt. Obernai, 25 km von Straßburg entfernt, liegt am Rande der großen landwirtschaftlich genutzten Ebene mit ihren weiten Sauerkrautfeldern. Bis Ende des 30-jährigen Krieges war sie eine selbständige Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich.
Eine Stadtmauer mit befestigten Türmen, Fachwerkhäuser und kleine Gässchen zeugen heute noch von einer wechselhaften Geschichte. Große Unternehmen wie die Brauerei Kronenbourg, Triumpf (Bekleidung) oder EBM-Papst (Ventilatoren) haben sich in Obernai niedergelassen. Diese Region weist eine große Unternehmensdichte auf.
In der ehemaligen Kornhalle, die zum Restaurant „Halle aux blés“ umgebaut wurde, kosteten die Reisenden die elsässische Küche und natürlich auch den Wein der Region. Nach dem Essen war ein kleiner Erkundungsgang angesagt. Vom Marktplatz aus betrachtete man das Rathaus sowie den Kappelturm und die Fachwerkhäuser.
Die Fahrt führte danach durch die Wälder der Vogesen hinauf auf den Odilienberg zum in 763 Meter Höhe gelegenen Kloster Hohenburg. Reiseführerin Lilo Schwarzer hielt dazu noch einige Informationen für das zweite Etappenziel bereit.
Die heilige Odilia und die Abtei Hohenburg
Die heilige Odilia, geboren im Jahr 670, war die Tochter des Herzogs Eticho vom Elsass und dessen Frau Bereswinde. Blind geboren wurde sie von ihrem Vater verstoßen. In einem Kloster in Baumes-les-Dames, wuchs sie auf. Erst als Odilia mit 12 Jahren getauft wurde, erlangte sie ihr Augenlicht. Als junges Mädchen kehrte sie auf die Hohenburg zurück. Ihr Vater übertrug ihr dieses Anwesen, um darauf ein Kloster zu gründen. Um 690 wurde ihr die Leitung der Abtei von Hohenburg übertragen. Es war das erste Frauenkloster im Rheintal. Um 700 gründete sie dann ein weiteres Kloster im rund vier Kilometer entfernten Niedermünster.
Unterhalb des Klosters Hohenburg liegt die Odilienquelle oder der Odilienbrunnen, welche zu Fuß in zehn Minuten erreichbar ist. Die Legende besagt, dass die heilige Odilia diese Quelle entspringen ließ, indem sie mit ihrem Stab auf den Fels schlug, um einen vor Müdigkeit und Durst erschöpften Mann zu stärken.
Die Geschichte im Zeitraffer
1546 zerstörte wieder einmal ein Brand die Hohenburg. Das bedeutete das Ende der Frauen abtei, die bis dahin von Äbtissinnen geleitet wurde.
Im 17. Jahrhundert begannen die Prämonstratenser mit dem Wiederaufbau. Bis zur Französischen Revolution war der Orden der Eigentümer. Dann wurde Odilienberg Staatseigentum. 1853 wurde das Kloster an die Diözese Straßburg verkauft.
Seither wird das Kloster von einem Diözesan-Pfarrer geleitet, der von Ordensschwestern unterstützt wird. Von 1853 bis 1889 gehörten sie der Kongregation der Barmherzigen Franziskanerschwestern von Reinacker an. Von 1889 bis 2015 der Kongregation des Heiligen Kreuzes, deren Mutterhaus in Straßburg liegt. Seit 2015 werden die Dienste in der Konventkirche und der Wallfahrt von den Schwestern aus Sankt-Markus aus Guiberschwihr verrichtet.
Schon in vorgeschichtlicher Zeit kamen Menschen auf den Odilienberg. Die Felsplatte, auf der sich diese riesige Klosteranlage erhebt, ist ungefähr 20 Meter hoch und besteht aus Buntsandstein. Am Fuß dieser Felsen hat man an verschiedenen Stellen bei Grabungen Waffen, Werkzeuge und Topfscherben gefunden, die aus der Zeit von 2000 vor Christus stammen. Man kann daraus schließen, dass die Bewohner der nahen Rheinebene, wenn ihnen Gefahr drohte, auf diesen Berg geflüchtet waren, um Schutz und Sicherheit zu finden.
Die Heidenmauer
Um das Jahr tausend vor Christus hielt sich dort ein ganzes Volk, und zwar für längere Zeit, auf. Denn, wie die neuesten Forschungen ergeben haben, fällt in diese Zeit der Bau der „Heidenmauer“. Dieser mächtige Befestigungswall war über zehn Kilometer lang, 1,6 bis 1,8 Meter breit und drei bis fünf Meter hoch. Da man damals den Mörtel noch nicht kannte, wurden in zwei Steine, die nebeneinander lagen, schwalbenschwanzförmige Einschnitte gehauen und in diese ein Eichenholzkeil hineingezwängt. So entstand ein recht festes Gefüge. Diese außergewöhnliche Mauer ist heute noch zum Teil erhalten.
Das Eingangsgebäude
Die Reisegruppe begab sich sogleich zum Eingangsgebäude vor den ehemaligen Klostergebäuden, welches als Pilgerhaus von 1734 bis 1738 errichtet wurde. 1888 wurde ein weiteres Obergeschoss gebaut. Lilo Schwarzer wies auf die Inschrift in Latein über dem Eingangstor hin, die wie folgt übersetzt wird: „Hier glänzte und regiert für immer die heilige Äbtissin Odilia, Mutter des Elsass“.
Vom Eingangstor kommt man auf den Pilgerhof. Dort fällt zuerst der Blick auf die Lindenbäume und auf das Denkmal mit einem Bronzemedaillon, das zu Ehren des Papstes Johannes Paul II. errichtet wurde, der am 11. Oktober 1988 die Wallfahrtsstätte besuchte.
Die Basilika „Unserer-Lieben-Frau“
Der Weg der Reisegruppe führte nun über diese riesige und imposante Klosteranlage. Die Basilika „Unserer-Lieben-Frau“ war die nächste Sehenswürdigkeit. Die Basilika wurde 2006 von Papst Benedikt XVI. in den Rang einer „Pontifikalbasilika“ erhoben. Dies ist ein vom Heiligen Stuhl verliehener Ehrentitel als Auszeichnung einer Kirche, zu der zahlreiche Gläubige auf Pilgerschaft kommen.
Die fünf gotischen Fenster und das entsprechende Mauerwerk der Basilika stammen wahrscheinlich aus der Zeit der Renovierung durch die Prämonstratenser im 17. Jahrhundert (Jh.). Die massiven Strebepfeiler gehen auf das späte 17. Jh. zurück. Im Jahr 1923-1924 wurden ein Aussichtstürmchen und ein Glockenturm erbaut, die an die nördliche Ecke des Kirchenschiffs der Basilika angrenzen. Auf der Kuppel des Türmchens steht die alles überragende vier Meter hohe Statue der heiligen Odilia, die die darunterliegende Rheinebene segnet.
Der Rundgang über die Terrassen
Auf dem Weg, der um die Basilika herumführt, gelangt man auf die Terrassen. Von dort aus hat man bei klarer Sicht einen herrlichen Blick über die Rheinebene, zum Straßburger Münster bis hin in die gegenüberliegenden Schwarzwaldtäler. Westwärts schweift der Blick über die vielen Höhenzüge und Bergrücken der endlos scheinenden Vogesenwälder.
Das gnomonische Denkmal
Das gnomonische Denkmal, welches im 18. Jh. erbaut wurde und auf der großen Terrasse zu sehen ist, enthält mehrere Sonnenuhren. Unten im zylindrischen Monolith wurden mehrere Wappen eingemeiselt. Im kubischen Teil sind vier wichtige Wappen für die Geschichte von Neuburg zu sehen. Der gnomonische Teil an sich besteht aus 24 eingemeißelten Sonnenuhren, welche die Zeit aus verschiedenen geografischen Regionen der Welt anzeigt.
Nicht zu übersehen sind die aus dem 12. Jh. stammenden Tränenkapelle und die Engelskapelle. Wegen Baufälligkeit sind beide leider geschlossen, so dass die wunderschönen Mosaike im Innenraum nicht besichtigt werden können.
In der Tränenkapelle hat Odilia den Tod ihres Vaters beweint und sie soll für das Heil seiner Seele gebetet haben. Unter einem Gitter befindet sich eine Stelle, die von Odilias Tränen ausgehöhlt worden sein soll.
Die Engelskapelle, an der sich zu Zeiten der Römer angeblich ein Wachturm befand, wird aufgrund der Lage am Rande der Felsenplatte auch „hängende Kapelle“ genannt.
Die Odilienkapelle und die Kreuzkapelle
Lilo Schwarzer führte nun die Interessierten in das Innere des Klosters, dem wohl ältesten Teil der Klosteranlage, zur Odilienkapelle und zur Kreuzkapelle. Die Odilienkapelle wurde um das Grab der heiligen Odilia herum gebaut, das sich wahrscheinlich immer an dieser Stelle befand. Dort steht der Sarkophag mit den Reliquien der heiligen Odilia, der aus dem 8. Jh. stammt. Sieben Ölgemälde auf Holz veranschaulichen die wichtigsten Episoden aus Odilias Leben, die die Wände der kleinen Kapelle zieren.
Von der Odilienkapelle gelangt man direkt in die Kreuzkapelle, die ein eindrucksvolles Zeugnis romanischer Baukunst auf dem Odilienberg gibt. Sie verfügt über zwei übereinander gelagerte Geschosse. In der Kapelle befindet sich der Sarkophag, welcher der Überlieferung zufolge als Sarkophag von Eticho, Vater der heiligen Odilia, erachtet wird. Im ersten Obergeschoss befindet sich seit 1859 die Klosterbibliothek im Ölbergsaal. Dieser Teil ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Das Innere der Basilika
Von der Kreuzkapelle gelangt man durch einen kleinen Seiteneingang in die Basilika. Die Prämonstratenser haben nach dem Brand die Kirche, bestehend aus drei Schiffen, von 1684 bis 1692 wieder aufgebaut. Der Hauptaltar besteht aus einem aus Holz geschnitzten Ensemble mit einer Statue der Jungfrau Maria und Kind. Auf dem Altar steht ein kleiner goldener Behälter, der Tabernakel, der heiligste Teil der Kirche. Über dem Tabernakel stützen zwei Engel mit ihren ausgestreckten Armen eine Krone, die eine Art Baldachin für das heilige Sakrament ist. Täfelungen und das Gestühl des Chores sind aus Eichenholz und stammen aus dem Jahr 1708. Auf dem linken Seitenaltar erhebt sich die Statue der heiligen Odilia. Sehr beeindruckend sind die 14 Bilder des Kreuzweges, die in Intarsien ausgeführt wurden.
Der Wandteppich
Die Führung über die Klosteranlage endete mit der Betrachtung des Wandteppichs, auf dem 13 Szenen aus dem Leben der heiligen Odilia gezeigt werden. Das Original dieses Wandteppichs ist im Musée de l’Oeuvre Notre Dame in Straßburg aufbewahrt. Angefertigt wurde der Wandteppich in einer Straßburger Weberei um 1470 – 1480.
Sehr beeindruckt von der imposanten Klosteranlage mit einer so vielseitigen Geschichte und auch von der geradezu spürbaren Stille begab sich die Reisegruppe auf die Heimfahrt.
Abschluss
Zum kulinarischen Abschluss war die SeniorInnen-Gruppe noch in das Gasthaus „Kinzigstrand“ in Biberach eingekehrt. Viel zu schnell verging die Zeit bei angeregter Unterhaltung und beim Austausch von Erinnerungen.