Eindrucksvolles Glaubensbekenntnis verbunden mit gelebter Tradition

Patrozinium mit Prozession und feierlicher Kirchenmusik. Pfarrer Gerner hielt die Festtagspredigt.

Mit Böllerschüssen um sechs Uhr morgens mit Musik zum Wecken durch den Spielmannszug der Bürgerwehr wurde der Zeller Festtag begrüßt. Der Festgottesdienst wurde musikalisch gestaltet durch die Kirchenchöre aus Zell und Oberharmersbach mit Gastsängern, zwei Solisten, einem Streichorchester aus ­Oberkirch und einem Organisten.

Im Haus Gottes geborgen fühlen

Pfarrer Gerner und Diakon Matthias Hoppe leiteten den Festgottesdienst. Pfarrer Gerner begrüßte die Gäste und zeigte sich erleichtert, dass das Wetter nicht mehr ganz so heiß war wie am Tag zuvor. In dem Eingangslied sang die Gemeinde die bekannte Textzeile „So lass im Hause dein, uns all geborgen sein“, auf das Pfarrer Gerner Bezug nahm. Der Festtag lade dazu ein, dass Gott uns tragen kann und wir uns in der Kirche – dem Haus Gottes – geborgen fühlen können.

Bürgermeister Günter Pfundstein las die Lesung aus dem Buch Joshua vor.

In der Predigt ging Pfarrer Gerner zunächst auf die vergangenen olympischen Spiele ein. Die Eröffnungsfeier sei eine grandiose Inszenierung entlang der Seine gewesen. Ausgenommen davon sei eine Modenschau mit Dragqueens gewesen, die die Darstellung des letzten Abendmahls von Leonoardo da Vinci nachgestellt haben – dadurch seien die Gefühle vieler religiöser Menschen verletzt worden.

Viele Athleten konnten sich über Erfolge und Siege freuen: „Endlich wieder gute Nachrichten und positive Stimmung“, beschrieb Pfarrer Gerner seine Eindrücke. Mancher Athlet machte dabei aus seinem persönlichen Glauben keinen Hehl. Zum Beispiel hat die Olympiasiegerin im Kugelstoßen Yemisi Ogunleye offen über ihren Glauben gesprochen und dass dieser sie durch ihr Leben trage. In einem Interview hat sie ihren Lieblingsvers aus dem Johannesevangelium zitiert.

Glauben ist eine ganz persönliche Sache

„Glauben ist eine ganz persönliche Sache. Glauben kann nicht aufgezwungen werden“, betonte Pfarrer Gerner. Der Hl. Symphorian hat den christlichen Glauben angenommen und musste dafür den Märtyrertod sterben. Im Evangelium des Festtages wurde von den Jüngern Jesu berichtet, die ihn in einer besonderen Situation in Scharen verlassen. Jesus reagiert darauf nicht als „verständnisvoller Lehrer“ und auch nicht als „lieber Jesus“, der seine Jünger auffordert, bei ihm zu bleiben. Die Jünger sollen für sich selber klären, ob ihr Glaube Sinn macht oder nicht. Abschließend sagte Pfarrer Gerner mit Nachdruck: „Auch wir müssen uns bewusst entscheiden, für den Glauben an Gott und das Vertrauen in Gott.“

Fürbitten von Lektorin Jutta Uhl

In den Fürbitten werden auch aktuelle politische Ereignisse thematisiert.

In der ersten Fürbitte wurde für die Menschen gebetet, die sich im Nahostkrieg für den Frieden und eine Konflikt­lösung in Gaza einsetzten.

In der zweiten Fürbitte wurde für die Menschen gebetet, die unter Krieg und Gewalt leiden, in der Ukraine und anderen Teilen der Welt.

Eine weitere Fürbitte nahm Bezug auf die bevorstehenden Wahlen in Ostdeutschland. Es wurde für die Menschen gebetet, die sich für Respekt und Toleranz und gegen rechte Hetze einsetzen.

Die nächste Fürbitte galt der kranken Gemeindemitgliedern: Dass ihr Vertrauen in sich selber gestärkt werde und sie nicht aus unserem Blick geraten.

Außerdem wurde für die Kirchengemeinde gebetet: Dass wir als offene und lebendige Gemeinde die Gebote von Jesus so umsetzen können, dass auch Fernstehende davon angesprochen werden.

Letztlich wurde für die Personen in der Gemeinde gebetet, die sich ehrenamtlich engagieren: Dass sie Freude an ihrem Dienst haben.

Musikalische Gestaltung

Nach der Kommunion der Gemeinde führte der Chor das „Halleluja“ aus Händels Oratorium „Der Messias“ auf. Es ist ein liturgischer Freudengesang zum Lobe Gottes. Und diese Freude brachten die Musiker auf der Orgelempore gekonnt zum Ausdruck: Die prägnante Melodie der herausragenden Komposition wurde deutlich durch die Stimmen geführt und das „Halleluja“ endete in einem lautstarken Höhepunkt, der den ganzen Kirchenraum erfüllte. Nach einer andächtigen Stille gab es tosenden Applaus aus den Kirchenreihen. Der Chor wählte die Originalversion in englischer Sprache, die Händel an seinem Wohnsitz in England komponiert hat.

Zuvor führte Wolfram Dreher die „Missa brevis“ in F-Dur von Joseph Haydn auf. Es war die erste Messe, die Joseph Haydn in Alter von 16 Jahren geschrieben hat. Die Besetzung mit zwei Sopranstimmen ist äußerst ungewöhnlich und der Grund dafür ist es auch: Joseph Haydn wollte den Solopart mit seinem Bruder selber singen, was er bei der Uraufführung auch gemacht hat.

Am Sonntag übernahmen die Sopranistinnen Svea Schildknecht aus Freiburg und Monika Wartmann-Bührer aus Berghaupten diese Aufgabe. Organist Niklas Schmider spielte den anspruchsvollen Orgelpart. Der Kirchenchor Zell und der Kirchenchor Oberharmersbach bildeten mit einigen Gastsängern das große Chorensemble. Ein Streichorchester aus Oberkirch vervollständigte den großen Klangkörper. Die Kirchenbesucher durften erleben, wie hervorragend sich die Chor- und Orchestermusik von der Orgelempore im großen Klang­raum Kirche anhört. Die hellen Sopranstimmen klangen weit und strahlend schön in den höheren Stimmlagen, die einzelnen Chorstimmen Sopran, Alt, Tenor und Bass waren deutlich zu hören, harmonisch begleitet von den Streichern und der eindrucksvollen Orgelmusik. Dirigent Wolfram Dreher ist wieder gelungen, dass das Patrozinium der Pfarrkirche durch die musikalische Gestaltung zu einem besonderen Höhepunkt im Kirchenjahr geworden ist.

Prozession bei optimalen Wetterbedingungen

Die Bürgerwehren nahmen Aufstellung auf dem Kirchplatz und Pfarrer Gerner ging unter dem Himmel an ihnen vorbei, die Monstranz mit der geweihten Hostie in den Händen haltend. Die Musikkapellen der Gemeinden Zell, Unterharmersbach und Unterentersbach spielten abwechselnd die feierliche Marschmusik. Die Bürgerwehren mit ihren Abordnungen begleiteten die Prozession und die Ulanen mit vier Pferden. Von der Kirchstraße über die Grabenstraße gingen die Gläubigen über die Hauptstraße und Kirchstraße wieder zurück zur Kirche. THW und Polizei sperrten die Straßen von dem Verkehr ab. In der Kirche spendete Pfarrer Gerner den feierlichen Anschlusssegen bei gleichzeitigem Salutschießen der Bürgerwehr.

Dank und Abschluss

Am Ende der Feier dankte Pfarrer Gerner einer Vielzahl von Personen, die an der Vorbereitung und Gestaltung des Patroziniums beteiligt waren: „Danke und Vergelts Gott.“ Dafür gab es den langanhaltenden Applaus der Gemeinde. Sein besonderer Dank galt dem Dirigenten Wolfram Dreher, der mit der Aufführung der Missa Brevis und des bekannten „Halleluja“ von Händel für besondere musikalische Höhepunkte gesorgt hat. Er nannte die Musiker mit Namen und drückte seinen Respekt vor dem Dirigenten aus, der mit großem Aufwand dieses besondere Projekt verwirklicht hat. Dies bestätigten die Kirchenbesucher mit langanhaltendem Applaus.

Außerdem dankte er ausdrücklich dem Gemeindeteam der Zeller Kirchengemeinde, das für die Organisation des Zeller Festes verantwortlich ist.

Nach dem Auszug aus der Kirche erwiesen die Bürgerwehren der Geistlichkeit ihre Referenz durch den Ehrensalut auf dem Kirchplatz. Dieses Ritual wird auch von vielen Zuschauern gerne verfolgt. Den Gästen wird der Festtag als eindrucksvolles Glaubensbekenntnis verbunden mit viel gelebter Tradition in Erinnerung bleiben.