Abwechslungsreiches „Sommerkonzert“ der Musikschule in der Ev. Kirche
Fehlt es der Klassik an Nachwuchs? Mitnichten. Das „Sommerkonzert“ der Musikschule Offenburg/Zweigstelle Zell widerlegte den oft vernommenen Unkenruf erneut: Zwölf Mädchen und Jungen überzeugten am Mittwochabend mit ihrem instrumentalen Können. Von den Lehrkräften bestens vorbereitet, sorgten die Musik aus unterschiedlichsten Epochen und eine breite Stilvielfalt für Überraschungen.
Wenn renommierte Schlagzeuger komponieren, sind Rhythmen, Tempowechsel und Dynamik oft besonders reizvoll; erst recht bei einem klangvollen Instrument wie dem Marimbaphon. Der 2017 verstorbene Schlagwerker Mitchel Peters hat mit „Three Pieces for three Malletts“ ein solches Werk verfasst. Ein Stück daraus eröffnete das Programm in der Kirche. Marlon Müller spielte es auf dem Marimba mit der Drei-Schlägel-Technik lebhaft und präzise.
Auch Marc Friedmann stellte sein Können auf dem Marimbaphon unter Beweis, indem er sein Solo „Kampf der Samurai“ – ein Opus des deutsch-serbischen Komponisten N.J. Zivcovic – dynamisch fein abgestuft darbot.
Schöne Melodiebögen
Die Blasinstrumente wurden an diesem Abend von Saxophon und Querflöte repräsentiert. Luis Bayh hatte sich für sein Sax-Solo den 1.Satz „Scala Paso Doble“ der „Spanischen Impressionen“ von Jan van Beekum gewählt. Ein leichter Swing-Rhythmus durchzog den Vortrag. Die hellen Töne erklangen glasklar.
Technisch souverän, mit schönen Melodiebögen des Saxofons meisterte Sarah Brucher ihre Interpretation von „Synkopation“, ebenfalls ein Werk des niederländischen Komponisten und Dirigenten Jan van Beekum.
Sorgfältige Intonation
Mehr als hundert Lieder hat Benjamin Godard komponiert und das Leichte, gleichwohl Anspruchsvolle kennzeichnet auch „Idylle“ aus der „Suite de trois morceaux op. 116“. Larissa Baumanns Querflöten-Solo wurde von Musiklehrer Alex Geladze am Klavier begleitet. Werkdienlich, konzentriert und mit Spielfreude vorgetragen, kam das Stück bei den Hörern in der Kirche gut an.
Meisterlich gestalteten Anna Friedmann (Querflöte) und Valerie Friedmann (Klavier) „Andante et Rondo op. 25“ aus der Feder des Flötenvirtuosen Franz Doppler. Die Trio Besetzung – zusammen mit Musiklehrerin Heike Thoma an der Querflöte – beeindruckte mit gut koordiniertem Zusammenspiel und sorgfältiger Intonation im Andante und dem temperamentvollen Dialog der beiden Flöten im Rondo.
Klassisches und Pop-Instrumentals
Ende des 19. Jahrhunderts war Friedrich Seitz mit seiner „Kleine(n) Violinschule“ als Musikpädagoge erfolgreich. Stella Müller spielte in der Kirche den 3. Satz aus Seitz‘ „Konzert Nr.2, G-Dur op. 13“, unterstützt von Alex Geladze am Klavier. Violine und Klavier harmonierten trefflich.
Weder „Klassik“ noch „Modern Classic“ lässt sich sailing“ von Rod Stewart allenfalls der „klassischen“ Pop-Musik zuordnen. Moritz Lehmann machte aus dem Song ein Instrumental mit der akustischen Gitarre, einschließlich filigranem Fingerpicking und sanftem Akkordspiel.
Christoph Gottlob Neefe war nicht nur Komponist und Kapellmeister, sondern eine Zeit lang auch Klavierlehrer des jungen Ludwig van Beethoven. Pia Walter glänzte mit Neefes „Menuett“ und erhielt für ihren Klaviervortrag viel Beifall.
Der Südkoreaner Yiruma bewegt sich in einem Soundkosmos zwischen E- und U – Musik. Mit „River flows in you“ landete der Pianist vor einigen Jahren sogar einen Hit in den Pop-Charts. Enna Haas spielte die weich fließende, ungemein eingängige Melodie am Klavier mit Einfühlungsvermögen.
Ein ausdrucksstarker Schubert
Die Musikschule verlassen und ein Studium aufnehmen wird Jakob Benz. Musikschulleiterin Lucia Krämer-Stöhr wünschte dem Pianisten, der – wie sie nachdrücklich betonte – schon im Grundschulalter als talentierter Musiker aufgefallen sei, für seinen weiteren Lebensweg alles Gute.
Dann erklangen die ersten Töne von Franz Schuberts „Impromptu op. 90. Nr. 1“: ein volksliedhafter Ton, den Benz subtil anschlug, um nach und nach mit seinem Tastenspiel einen marschähnlichen Rhythmus zu entfalten und zu akzentuieren. Die fortlaufende Akkord-Begleitung variierte der Pianist durchdacht und klar.
Man spürte, dass da jemand „seinen“ Schubert gründlich studiert hatte, zumal Jakob Benz das Werk auswendig spielte. Geschickt handhabte er die Modulationen in die verschiedenen Tonarten und setzte mit der linken Hand ausdrucksstark die Bass-Akkorde.
Allgemeines Staunen und große Anerkennung, was im kräftigen Applaus der Hörer deutlich wurde. Ein Konzert voller Überraschungen, die man genießen konnte.