In Weingarten feiert die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünft mit einem „Riesenereignis in 2024“ ihr Jubiläum. Die Zeller Narrenzunft läutet mit der Dreikönigssitzung die fünfte Jahreszeit ein. Es gibt Neues vom Zeller Preisschnurren.
„Palim-palim“ – mit geübt lockerem und doch energischem Schwingen der Handglocke und einem kräftigen „hoorig isch die Katz!“ brachte Zells Zunftmeister Clemens Halter am vergangenen Samstagvormittag jene rund 60 Narren zur Ruhe, die sich dicht an dicht im Narrenkeller versammelt hatten, im Keller des Kultur- und Vereinszentrums „Obere Fabrik“ (KuVZ).
Ob die traditionelle Dreikönigssitzung der Zeller Narrenzunft mit ihren acht Fasend gemeinschaften nun zum 29. oder 30. Mal stattfand – auf Anhieb war man sich da ob der schnöde dazwischengefunkt habenden Coronajahre nicht so sicher. Allemal war etwas anderes ungleich wichtiger: das 100-jährige Bestehen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V. (VSAN), der ältesten Narrenvereinigung Deutschlands.
„Wer heute Morgen noch relativ verorgelt aussieht, der war wohl gestern Abend dabei“, feixte Narrenratmitglied Stefan Polap. Und bezog sich damit auf die Eröffnung des Veranstaltungsreigens in Form einer „grandiosen Messe in der Basilika der Gründerstadt Villingen.“
Am Wochenende des 19. bis 21. Januar (Freitag bis Sonntag) lädt der VSAN zum großen Narrentreffen ein. Das findet alle vier Jahre statt – heuer in Weingarten – und soll anlässlich des Jubiläums eines der Superlative werden, mit allen 68 Zünften und deren Freunden. Die Narrenzunft Zell mischt am Samstag und Sonntag selbstverständlich mit, mit einer Mannschaft von rund 170 Personen.
Krankheitspech – Anmeldeglück?
Da sich die Teilnehmerliste aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle nahezu täglich, wenn nicht gar stündlich ändere, betonte Stefan Polap: „Wer Lust hat und noch mitgehen möchte, bitte anmelden!“ Abfahrt ist am Samstag, 20. Januar, um 12.30 Uhr beim KuVZ. Für jene, die nur am Sonntag, 21. Januar, das Narrentreffen besuchen wollen, erfolgt die Abfahrt an gleicher Stelle um 07.30 Uhr
Der große Umzug in Weingarten startet am Sonntag um 12.30 Uhr, „wir sind Startnummer 14, in einem Flyer steht minutiös, wann wir mit der Aufstellung dran sind“. Wenn man sich um diese Zeit am Aufstellungsplatz einfände, „dann steht man auch nicht wirklich ewig an – und wenn das Fernsehen dabei ist, geht es eh ziemlich flott.“ Die Rückfahrt am Sonntag ist noch nicht genau festgelegt, wird aber wohl relativ früh erfolgen.
Ein Infoabend für alle am Narrentreffen Teilnehmenden erfolgt am Dienstag, 16. Januar, um 19.30 Uhr im KuVZ. „Dann werden auch alle Laufbändel fürs Handgelenk ausgegeben“, sagt Stefan Polap und mahnt: „Es darf kein Narro nach Weingarten, der keinen Laufbändel von uns hat!“ Denn angesichts der Größe des Umzugs ist die Zahl der Narros strikt auf 150 plus 20 Musiker:innen reglementiert: „Wenn jede Zunft mit ein paar Leuten zu viel kommt, haut´s den Zeitplan zusammen.“
Bereits am nächsten Wochen ende findet ein weiterer Jubiläumsauftakt statt, mit einer Hauptversammlung in Saulgau am kommenden Freitag, „da sind wir Narrenräte gefordert“, am Samstag und Sonntag folgt ein großer Festakt zum VSAN-Jubiläum. Das bunte Saulgauer Rahmenprogramm am Samstag, 13. Januar, hofft auf viele Besucher (nicht im Häs!).
Empfehlenswert: Pfarrfasend!
Weiter ging es auf der Zeller Dreikönigssitzung mit dem umfangreichen Narrenfahrplan der diesjährigen Zeller „Daheimfasend“, vorgestellt von Zunftschreiber Mathias Schwarz. Der erläuterte, dass Gema-Meldungen mittlerweile online möglich sind. Und Zunftmeister Clemens Halter legte den Anwesenden wärmstens die Teilnahme auch an der Pfarrfasend ans Herz.
Narrenrat Jean-Hubert Spicker las die Einteilung für den Zunftabend am Donnerstag und Freitag vor und bat eindringlich um Einhaltung derselben. Der Zunftschreiber wiederum bat darum, die Ehrungsmeldungen für den Zeller Zunftabend künftig vollständig auf der Dreikönigssitzung abzugeben, „das erleichtert uns die Arbeit, unter anderem deswegen treffen wir uns ja hier.“
Es folgten die Mottomeldungen für den Zeller Umzug am Fasentsonntag und -dienstag, mit Schmunzeln und einigem „Ah“ und „0h“ quittiert. Aber auch begleitet von dem Bedauern darüber, dass es inzwischen nur noch eine eigenständige Kindergruppe gibt. Mit der Vorstellung des Umzugsabzeichens (Alle Fasendzünfte sind darauf namentlich erwähnt sowie alle Spielkarten abgebildet) ging Bernd Herrmanns Bitte um Helfer beim Abzeichenverkauf einher (bitte melden unter 0171/ 2334698). Im Vorverkauf kostet das Abzeichen drei Euro, während der Fasend 3,50 Euro, das Sammlerabzeichen ist zum Kostendeckungspreis von sechs Euro erhältlich.
Plakettenverkauf und Häskontrolle
Desgleichen werden Freiwillige gesucht, die vor dem Umzug die Häs kontrollieren, denn der Narrenrat hat keine Zeit dazu, auch wenn er an den Umzugstagen stets sehr früh vor Ort ist. Und Ulrich Henze, neuer Moderator des Zeller Umzugs, bat die am Umzug teilnehmenden Fasendgemeinschaften, ihm Informationen zukommen zu lassen, „damit ich was zu erzählen habe.“
Zudem kamen folgende Organisationspunkte zur Sprache: Die Bestimmungen des Landratsamtes für Wagenbauer wurden auch heuer digital verschickt, die Sitzung der Gemeinschaftsführer am Fasend-Sonntag findet um 11.00 Uhr statt, der Ort wird noch mitgeteilt. Zudem wurden die Preise für Getränke und Speisen in den Buden abgestimmt, um die Konzession kümmern sich die jeweiligen Fasendgemeinschaft selbst.
Die närrisch-bunten Straßenwimpel werden am 13. Januar auf- und am 17. Februar abgehängt, Treffpunkt ist jeweils um 14 Uhr in der Sonne.
Als Gastzunft nimmt die VSAN Bad Waldsee am Fasendsundig am Zeller Umzug teil, die Narrenzunft Zell wiederum läuft am Fasendsmändig beim Umzug in Oberharmersbach mit.
Am Samstag, 13. Januar, öffnet im Kulturzentrum „Obere Fabrik“ um 14 Uhr der Kindernarro-Fundus. Für die Moderation des jährlichen Kinderfasentballs erhielt Roland Isenmann auch heuer ein großes Dankeschön.
Keine Demaskierung
Beim Preisschnurren versuchen wir dieses Jahr etwas Neues“, tat Zunftmeister Clemens Halter freudig kund. Zum einen findet das Schnurren heuer in allen offenen Lokalen der Stadt statt. Vier an der Zahl sind es, denn neben dem Gasthaus „Adler“ und dem Café „Alt-Zell“ sind neu dabei: der „Hirschgarten“ sowie der „Badische Hof“. Letzteren bewirtschaftet die Familie Bellantoni, Betreiber der im Dezember abgebrannten Pizzeria „Krone“, als Interimslösung während der vier Hochtage der Fasend.
Die zweite Neuerung: Der Preismaskenball findet zwar wie üblich am Fasendmontag im KuVZ statt, diesmal jedoch ohne Demaskierung. Zum Schluss der zweistündigen Dreikönigssitzung läuteten die Versammelten mit einem gemeinsam im ehrfürchtig-fröhlichen Stehen gesungenen Narrenmarsch offiziell die Hochphase der Fasent ein.
Tanzabende dank der Hilfe von Fasendvereinen?
Zuvor jedoch hieß man den aus Oberharmersbach kommenden Felix Huber alias „Felix der Glückliche“ mit Gesang willkommen und gewährte ihm das Wort: „Ich hab´ die letzten zwei Jahre monatliche Tanzabende in der Gärtnerei Göppert veranstaltet, die schließlich super gelaufen sind, mit 100 bis 110 Teilnehmern auch aus Offenburg und Alpirsbach und überall her.“ Doch die bisherigen Bewirter haben ihm nun abgesagt, eine ähnliche Location war nicht zu finden. Daher fragt der Hobby-Musiker jetzt bei Fasent – und sonstigen Vereinen nach, ob sie hier aktiv werden wollen. „Die kompletten Bewirtungseinnahmen für Getränke und Speisen würden auf den Verein gehen, die Unkosten lassen sich mit dem Eintrittspreis decken“, hofft Felix Huber auf ein Weiterleben der Tanzabende, bei denen es auch außerhalb närrischer Zeiten fröhlich zu geht.