Mitgliederversammlung: 2023 wohl Rekordmenge an Holz verkauft, die Durchschnittserlöse sind gegenüber 2022 jedoch gesunken.




„Der Begriff „Nachhaltigkeit”, den man ja inflationär ständig hört, hat für die Forstwirtschaft eine besondere Bedeutung, damit auch die nächsten Generationen etwas vom Wald haben“, betonte Bürgermeister Günter Pfundstein auf der Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Zell. Bei dieser bedankte er sich „für die tolle Arbeit, die Sie unterjährig immer leisten“ umso mehr, als die Stadt Zell mit circa 600 Hektar Wald ein relativ großer Waldbesitzer sei.
Insgesamt rund 40 Anwesende waren es, die der Zeller FBG-Vorsitzende Johannes Pfundstein am vergangenen Mittwochabend im Kultur- und Vereinszentrum begrüßte. 166 Mitglieder mit einer Waldfläche von circa 2074 Hektar hat die 1988 gegründete FBG Zell derzeit, wie Namensvetter Klaus Pfundstein, Geschäftsführer der FBG Zell sowie Zells Revierförster, in seinem Tätigkeitsbericht ausführte. Er fuhr fort: „In 2023 haben wir mit 13 602 Festmetern Holz wahrscheinlich eine Rekordmenge verkauft“, aber im Vergleich zum Jahr 2022 mit rund 9500 verkauften Festmetern (Fm) seien die Durchschnittserlöse „wieder schlechter geworden“ (circa 81 Euro/ Fm), bei um mindestens 40 Prozent gestiegenen Kosten.
Sah es aufgrund leichter Leitpreiserhöhungen für Fichte-/ Tanne-Stammholz zu Beginn des Jahres 2023 noch relativ gut aus, so sank der Preis ab November von 115 auf deutlich geringere 94 Euro/ Fm. Die Ursachen lagen in einer rückläufigen Baukonjunktur sowie großen Mengen Schadholz, die zu einem hohen Angebot von Rundholz führten. Aus den gleichen Gründen waren die Preise für Palettenholz das gesamte vergangene Jahr über rückläufig. Langholz erzielt derzeit 65, Kurzholz 50 Euro/ Fm.
Dass Käfer- und Dürrholz in großen Mengen in Container verladen und exportiert werden konnte, führte zu einer Entlastung des heimischen Marktes bei Nadel- und Stammholz. Die im Sommer gesunkenen Exportholzpreise haben sich inzwischen wieder erhöht und liegen derzeit bei 80 bis 85 Euro/ Fm. Revierförster Pfundstein betonte, dass heimische Sägewerke trotz des Exports ausreichend beliefert worden seien.
2023 teils ein „ordentliches“ Jahr
Während die Nachfrage nach Douglasie-Stammholz geringer als in 2022 ausfiel (120 Euro/ Fm für mittelstarkes Holz Güte B), wurden Douglasie-Erdstämme „richtig gut nachgefragt“ – bei einem Preis bis zu 325 Euro/ Fm für starke, geastete Erdstämme. Ein „ordentliches Jahr“ war 2023 auch für „bessere Buche“: Stammholzqualitäten der Güte B erzielten stabile Preise zwischen 120 und 130 Euro/ FM, schlechtere Qualitäten wurden zwischen 85 und 90 Euro/ FM verkauft.
Alles angefallene Industrieholz kaufte die Papierfabrik Maxau als inzwischen einziger Abnehmer, zu Preisen zwischen 65 respektive 55 Euro/ Fm im zweiten Halbjahr.
Der Gesamteinschlag im Gebiet der FBG Zell belief sich auf 24 252 und damit pro Hektar auf durchschnittlich 11,7 Fm. In Relation zum Zuwachs biete diese Zahl keinen Grund zur Besorgnis, wie Klaus Pfundstein betonte. Der Eigenverbrauch betrug geschätzte 4000 Fm.
Aus den Holzerlösen finanziert wurden Ausgaben für Insektenschutz, Maschinen-Reparaturen und Unterstellkosten, Wege-Unterhaltung, Forstschutzmittel, Fortbildungskurse und Beiträge. Unterm Strich erwirtschaftete die FBG Zell ein kleines Plus. Für die Aufarbeitung von Schadholz, das Hacken von Käferholz und Käfermonitoring stellte die FBG in 2023 einen Sammelförderantrag, 61 Mitglieder erhielten eine Förderung.
Gemeinsam mit der FBG Oberharmersbach erfolgte im vergangenen Jahr eine Informations- und Fortbildungsfahrt ins Renchtal, mit dem Schwerpunktthema Waldbau und Klimawandel. Überdies fand ein Motorsägekurs für Fortgeschrittene statt, an dem 15 Mitglieder teilnehmen konnten. Auch in 2024 werden Fortbildungsveranstaltungen stattfinden.
Alt gleich neu
Im Zuge turnusgemäßer Neuwahlen wurde die gesamte Vorstandsriege für weitere drei Jahre in ihren Ämtern bestätigt: Erster Vorsitzender Johannes Pfundstein, Stellvertreter Torsten Gutmann, Schriftführer Martin Müller, Kassenverwalter Günther Fritsch, sowie die Beisitzer Hubert Kienzle, Hubert Schwendemann und Bernhard Selinger. Als Kassenprüfer fungieren weiterhin Thomas Burger und Martin Bihrer.
Einstimmig beschloss die Versammlung, die Höhe des Unkostenbeitrags für Holzverkäufe unverändert zu belassen. Auch der Haushaltsplan der FBG Zell für 2024 wurde einstimmig angenommen.
Im Namen der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald eG informierte Andreas Schmieder zur aktuellen Holzmarktlage, die sich wie folgt zusammenfassen lässt: Derzeit sind alle Sortimente nachgefragt, bei gestiegenen und als „auskömmlich“ zu bezeichnenden Abnahmepreisen. Zudem erfolgt die Abwicklung aktuell sehr zeitnah.
Empfehlungen
„Für mittlere Starkholzqualitäten bei Tanne/ Fichte haben wir jetzt einen relativ guten Leitpreis“, zog Revierförster Klaus Pfundstein ein Fazit. Den FBG-Mitgliedern empfahl er, gutes Holz zu ernten und „schlechtes Holz wegmachen, bevor die nächsten Katastrophenjahre kommen.“ Einen zweiten Schwerpunkt legte er auf relativ trockene Standorte. Hier solle man die Fichten- und Tannenbestände durchforsten, „dass man wieder junge Bäume kriegt und die nächste Waldgeneration hochkommen kann.“
Für den nächsten Herbst regte er zudem an, alte Laubbäume einzuschlagen, wie Buchen ab 125 Jahren aufwärts: „Wenn man alte Laubbäume im Wald stehen hat, wird´s nicht einfacher“, mahnte er nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels.
Forstwirtliche Förderungen
Therese Palm, Leiterin des Forstbezirks Offenburg beim Amt für Waldwirtschaft, informierte zu forstlichen Förderungen. Diese werden durch die EU, den Bund und das Land anteilig oder vollständig geleistet. Das EU-Programm läuft von 2023 bis 2027, die Förderrichtlinien des Bundes werden ab 2024 neu definiert.
„Aktuell sind die Fördermaßnahmen wie auch die Zuschusshöhen für 2024 noch nicht abschließend geklärt“, so die Oberforsträtin, „wir gehen davon aus, dass es für Erst- und Wiederaufforstungen, Kultursicherung und Nachbesserung, Jungbestandspflege und die Erstellung von Betriebsgutachten weiterhin Zuschüsse gibt.“
Sie empfahl, förderfähige Aufforstungen auf den diesjährigen Herbst zu verlegen, damit die Maßnahmen rechtzeitig vor der Pflanzenbeschaffung bewilligt werden. Neu hierbei ist, dass Wuchshüllen vollständig biologisch abbaubar sein müssen, zudem gibt es Änderungen bei der Anpflanzung von fremdländischen Baumarten.
„Auch wenn 2024 weiterhin von Bedarf für die Schadholzaufarbeitung und den Transport von Schadholz auszugehen ist, ist aktuell der Zuschuss noch nicht absehbar“, führte Therese Palm weiterhin aus. Dennoch bat sie darum, Schadholzflächen prophylaktisch beim zuständigen Revierleiter per Telefon anzumelden. „Für die Unterstützung der Schadholzaufarbeitung und für Waldschutzmaßnahmen (Hacken, Holztransport, Lagerung) wird der Witterungsverlauf, der Mengenanfall und die Mittelbereitstellung in 2024 entscheidend sein.“
Neu sei der geförderte Vertragsnaturschutz im Wald, informierte die Oberforsträtin im weiteren Verlauf. Maßnahmen, Auswahl und Planungssicherheit für mögliche Zahlungsempfänger werden sich noch klären.
Was die Bundesförderung „klimaangepasstes Waldmanagement“ betrifft, so wurde sie bisher in Baden-Württemberg sehr zurückhaltend angenommen. „Es geht darum, fünf Bäume pro Hektar aus der Nutzung zu nehmen, das Amt berät bei Interesse gerne dazu“, schloss Therese Palm ihre Ausführungen.