Der Vorstand des S.t.a.r.k!-Vereins hat Verstärkung gefunden, er engagiert sich für die Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.
„Ich würde hohldrehen, wenn meinen Enkeln was passieren würde“, unterstrich Kassenprüferin Anja Jilg am Ende der diesjährigen Generalversammlung des S.t.a.r.k!-Vereins. Diese fand am vergangenen Donnerstagabend im Hotel Klosterbräustuben statt. „Wenn es den Verein nicht geben würde, müsste er gegründet werden“, dankte Anja Jilg dem Vorstandsteam um Mathilde Zimmermann für dessen engagierte Arbeit.
Diese begann vor zehn Jahren. Die Jubiläumsfeier wurde im Juni in Form eines Kinder-Mutmachtages in Biberach durchgeführt. Ob der enormen Resonanz soll es in Anlehnung an diese Veranstaltung künftig alljährlich einen Mutmachtag für Kinder und Jugendliche in Biberach geben. „Ich finde das klasse“, freute sich Vereinsvorsitzende Mathilde Zimmermann.
Überdies hatte der Verein unter seinem Motto „Kein Raum für Missbrauch“ während eines verkaufsoffenen Samstags in Zell einen Infostand betrieben, der „erstaunlich gut“ besucht war. Auch bot S.t.a.r.k! für Kinder und Jugendliche einen Selbstverteidigungskurs im Rahmen des Sommerferienprogramms der Raumschaft Zell an. „Eine bewährte Aktion, die immer auf großes Interesse stößt“, wie Schriftführerin Kathrin Lehmann berichtete.
Diese Aktion galt es ebenso zu finanzieren wie die Neuanschaffung für Hemden für den Vorstand, im typischen Hoffnungsgrün des Vereins, sowie Präsentationsmaterialien. Außerdem hatte der Verein eine Anfrage von einer Lehrerin aus der Raumschaft erhalten, die in ihrer Klasse gerne mit dem Bilderbuch „Pfoten weg!“ arbeiten wollte. Der Verein sorgte für die Finanzierung der Bücherbeschaffung.
Übergriffe beginnen meist schleichend
„Pfoten weg!“ leistet Prävention gegen sexualisierte Gewalt: Immerhin erlebt jedes vierte Mädchen und jeder siebte Junge in seinem jungen Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt. Wobei die Übergriffe meist unmerklich und schleichend beginnen. Besonders erschreckend dabei: Täter und Täterinnen stammen meist aus dem nahen Umfeld.
Das Buch lehrt Kinder in Situationen, in denen sie die körperliche Nähe anderer als unangenehm empfinden, laut und deutlich „Nein“ zu sagen. Um sie selbstbewusst und stark zu machen. Um es Missbrauchstätern schwer zu machen. Das Buch ist inzwischen so erfolgreich, dass es in zig Sprachen übersetzt wurde, unter anderem ins Arabische.
Das kommt nicht von ungefähr. Denn seit 2021 engagiert sich zusätzlich ein gemeinnütziger internationaler Verein zur Förderung des pädagogischen Figurentheaters „Pfoten weg!“ für die Verbreitung eines Präventionskonzeptes, das sich seit vielen Jahren bewährt hat. Es unterstützt Kinder darin, Übergriffe zu erkennen, dem eigenen Gefühl zu vertrauen, selbstbewusst Grenzen zu setzen, sich Hilfe zu holen, sich nicht verantwortlich oder schuldig zu fühlen.
Das Figurentheater ist interaktiv. Die staatlich geprüfte Pädagogin Irmi Wette führt es hierzulande auf, mit selbst hergestellten Figuren. Die sind ebenso kunstvoll wie ausdrucksstark. Und das Theaterstück selbst ist mehr als eindrücklich. Sogar einen Kinofilm gibt es inzwischen, den man sich auf youtube auch online anschauen kann.
„Pfoten-weg“-Aktionstag
Im Herbst nächsten Jahres will der S.t.a.r.k! -Verein einen dritten „Pfoten-weg!“-Aktionstag veranstalten, wie er schon zweimal im Zeller Kultur- und Vereinszentrum stattgefunden hat, inklusive der Aufführung des pädagogischen Figurentheaters. An einem Sonntag soll dies allen zugänglich sein, am darauffolgenden Montag und möglicherweise auch Dienstag werden dann Schulkinder an der Reihe sein.
Mit Nachdruck wies Mathilde Zimmermann zudem auf eine Café-Aktion hin, die am kommenden Sonntag, dem 10. Dezember, stattfinden und von S.t.a.r.k! zwar nicht veranstaltet, aber nach Kräften unterstützt wird: In dem neu renovierten Haus gegenüber der Oberharmersbacher Kirche werden leckere Waffeln und Kuchen sowie Getränke verkauft, der Erlös wird „Aufschrei“ zugute kommen – dem Offenburger Verein gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Erwachsenen. Mit psychologischen Gesprächsangeboten stand er auch Betroffenen aus Oberharmersbach schon zur Seite. S.t.a.r.k! wirbt dafür, dass auch andere Vereine „Aufschrei“ unterstützen, da er von Spenden und Förderungen lebt.
Kassenprüfer Patrick Dreilich bat aufgrund einer vorbildlich geführten und wirtschaftlich verwalteten Vereinskasse um Entlastung des S.t.a.r.k!-Vorstandes, die einstimmig erfolgte.
Delegierte nun auch der evangelischen Kirche
Große Freude herrschte darüber, mit Isolde Schmidt nun eine weitere Beisitzerin im Vorstandsteam begrüßen zu können, als Delegierte der evangelischen Kirche und zugleich Betreiberin einer psychologischen Praxis. „Es ist auch für außen ein wichtiges Zeichen, wenn neben der katholischen Kirche auch jemand von der evangelischen Kirche bei uns dabei ist“, betonte die S.t.a.r.k!-Vorsitzende Mathilde Zimmermann. Weitere Beisitzerplätze sind noch vakant – für Delegierte der Schulen, Kindergärten, Elternbeiräte und Vereine.