Musikschul-Lehrkräfte konzertierten im Kulturzentrum. Auf dem Programm standen Werke aus verschiedenen Epochen.
Bei der Matinée am vergangenen Sonntag im Kultur-und Vereinszentrum der Stadt konnte ein interessiertes Publikum eine Stunde lang die Lehrerinnen und Lehrer der Musikschule Offenburg-Ortenau in einem höchst erbaulichen Konzert erleben. Auf dem Programm standen Werke aus verschiedenen Epochen, stimmungsvoll, mit einem Hauch von Melancholie, gleichsam eine Versinnlichung von Herbstfarben.
Der französische Komponist Francis Poulenc war von Igor Strawinskis Musik ebenso beeinflusst wie von populären Melodien des großen Chansonniers Maurice Chevalier. Auch mit Dichtern und Künstlern aus dem Kreis der Impressionisten verkehrte Poulenc, suchte dort nach Anregungen für seine Kompositionen.
Und doch verweist die „Sonate pour flute et piano“ eher auf das Genie Mozarts. Originell, expressiv in der Ausführung und mit fantastischer Frische erklang der Solopart der Querflöte (Kathrin Krichel) bereits im 1. Satz. Feingefühl und Farbenreichtum zeichneten die ‚Cantilena‘ aus, helle Flötenlinien über den bisweilen dunk len Moll-Akkorden des Klaviers (Alex Geladze). Im finalen Presto traten nochmals die vielen Schattierungen vom langsamen und besinnlichen bis zum äußerst lebhaften Spiel des Duos hervor.
Der Abstand zwischen Lebenslust auf der einen und tiefer Traurigkeit und Todessehnsucht auf der anderen Seite beträgt bei Mozart oft nur einen Taktstrich. Deutlich spürbar in der „Sonate KV 304 e-moll“, dem einzigen Instrumentalwerk des Genies in dieser Tonart.
Die Violinistin Ewa Piróg und Pianist Alex Genadze boten eine beseelte Interpretation. Da vernahm man die für Mozart typischen schelmisch-tänzerischen Klavierpassagen und einen alsbald elegischen, berührend schönen Violinton. Beide Instrumentalisten überzeugten mit ihrem fein ausbalancierten Zusammenspiel, wobei Geladzes umsichtiges Klavierfundament der Solistin viel Freiraum zur Entfaltung gab. Der Vortrag wurde vom Publikum mit üppigem Beifall quittiert.
Virtuose Behändigkeit und Eleganz
Dass die Oboe jenseits des bei manchen Soli als näselnd und spröde empfundenen Tons ein nuanciertes Klangspektrum aufweist, stellte Benedict Walter mit drei Werken französischer Komponisten unter Beweis. Musik, in welcher der Interpret offenbar daheim ist.
Sensibel und technisch perfekt weiß der Solist mit seinem Instrument umzugehen und es wie eine menschliche Stimme singen zu lassen. Das offenbarte „Deux pièces pour hautbois“ von Charles Levèbvre. Da durften die Hörer im KuVZ die immer zielgerichtet eingebrachte Agogik goutieren. Auch die virtuose Behändigkeit, wenn die Töne wie flinke Kugeln rollen und dissonante Klänge in die melodischen Bögen eingestreut werden. Mit Alex Geladze hat Benedict Walter den kongenialen Partner zur Seite: Der Pianist agierte stets konzis und mit Eleganz. In der Bereitschaft beider Musiker im jeweils anderen aufzugehen, entstanden besonders im 2. Satz Allegro betörende Momente.
Mit geschmacklicher Souveränität und einem kultivierten Klang veredelten Walter und Geladze die Kompositionen der beiden Spätromantiker Gabriel und Paul Pierné. „Pièce op.5, g-moll“ von Gabriel Pierné beeindruckte durch die lyrisch ausgewogenen Passagen, die eine beglückende Ruhe verströmten. Mit untrüglichem Instinkt für den klangsensiblen Ton nahm sich das Duo der Komposition an. Im fließenden Auf und Ab der Melodie setzte der Oboist dynamische und rhythmische Akzente und bediente virtuos das gesamte Klangspektrum seines Instruments. Bemerkenswert der flexible Anschlag des Pianisten, der spielfreudig die silbernen und eleganten Klänge hervorholte. Dem Publikum bot dieses Musizieren geistvolle Unterhaltung.
Die „Fantaisie-Pastorale“ von Gabriels elf Jahre jüngerem Cousin Paul Pierné durchströmt eine poetische Entwicklung, die von Benedict Walter und Alex Geladze wunderschön nachgezeichnet wurde und einmal mehr mit feingliedrig ausbalancierten dialogischen Sequenzen überraschte. Der schwebend leichte bis spielerisch virtuose Jubelton der Oboe begeisterte. Das Klavierspiel wirkte unangestrengt, transparent und leichtfüßig, selbst bei Piernés abstrahierender Tonalität oder schnell wechselnden Tempi. Reicher Beifall für die Darbietung des Duos.
Mustergültige romantische Klangtechnik
Carl Maria von Weber gilt als Schöpfer der deutschen Volks oper und sein „Freischütz“ zählt mit Mozarts „Zauberflöte“ bis heute zu den Publikumsfavoriten auf deutschen Musikbühnen. Webers Vorliebe für die Natur als Ambiente zeigt sich auch im „Trio op.63, g-moll“.
Heike Thoma (Flöte), Anne Hilse-Heideker (Cello) und Alex Geladze (Klavier) spielten den 1. Satz des Werks, das den Interpreten ein hohes Maß an kammermusikalischer Kunstfertigkeit abverlangt. Wie die Instrumentalisten das Kolorit von Einzeltönen schattierten, in der Gestaltung aufeinander reagierten, war staunenswert. Es vereint sie eine mustergültige romantische Klangtechnik. Der Flötenton verschmilzt damit unglaublich delikat – nachzuvollziehen bei den herrlichen Dur-Arabesken, die sich über den eher dunkel gefärbten Klängen von Cello und Klavier entfalteten. Dieser fein herausgearbeitete Kontrast und die maximale klangliche Transparenz sowie das mehrfache makellose Crescendo sorgten für eine enorme Stimmdichte und machten das Opus zum Hörgenuss. Anhaltender Applaus eines kleinen, aber begeisterten Publikums erfüllte das Kulturzentrum.
Die Leiterin der Musikschule, Christa Stöhr, bedankte sich bei den Zuhörern – zusammen mit den sichtlich erfreuten musi kalischen Akteuren. Zweifels ohne ein vielseitiger und vor allem höchst geistreicher Salon am Sonntagmorgen.