„DeLinkArt“ beim Schlusskonzert der „Sommermusiken“
Berührungsängste mit Musikstilen scheint das Duo „DeLinkArt“ nicht zu kennen. Daher lassen sich die Sängerin Deborah Feth und der Multiinstrumentalist Jörg Linke keinem Genre zuordnen. Das Duo fühlt sich im Jazz zuhause, poliert mit eigenen Arrangements bekannte Traditionals auf und glänzt mit Chansons und Musical-Hits. Vor großem Publikum in der evangelischen Kirche war der abwechslungsreiche Konzertabend zugleich der Ausklang der diesjährigen „Sommermusik“- Saison.
Dass Jörg Linke mit Leib und Seele Jazzmusiker ist, spürte man schon ab dem ersten Ton seines Sopran-Saxofon-Solos, das mit an Klezmer-Musik geschulter Virtuosität aufhorchen ließ. Denn gespielt wurde mit beeindruckender Register- und Klangbreite und einem offenkundigen Faible für Holzblasinstrumente. Die zwischen den Gesangsdarbietungen seiner Partnerin gebotenen Intermezzi zeigten auch Linkes Können am Tenorsax, an Querflöte und Klarinette.
Dabei kommt der Jazz-Enthusiast ursprünglich vom Klavierspiel, das er bereits mit sechs Jahren erlernte. Am Mittwochabend in der Kirche begleitete er Deborah Feth am E-Piano, wobei er die Grundmelodie eines Stückes immer wieder mit jazzigen Harmonien würzte und variierte.
Dem steht die Vokalistin in nichts nach. Beim Vortrag wurden Komposition und Improvisation meist idealtypisch miteinander verschränkt. Deborah Feths ausgebildete Stimme erklang lebhaft und beweglich, bei hohen Tönen manchmal zu scharf und forciert, was wohl an der Mikrofontechnik lag. Neben ausgefeilter Jazz-Stilistik singt Deborah Feth durchaus melodiebetont, legt Seele in den Song, wie der Gershwin-Klassiker „Summertime“ zeigte. Ein bemerkenswertes Lounge-Flair strahlte das gefühlvolle „Fly me to the moon“ aus, einst ein Welt-Hit für Frank Sinatra.
Heller, klarer Ausdruck
Ein mit dezentem Vibrato kolorierter Klarinettenton bereicherte die Melodie von „Die Gedanken sind frei“, dessen zeitlos aktueller Text gerade in diesem Bewusstsein von Deborah Feth klar und deutlich intoniert wurde. Weiter zurück in der (Musik)geschichte ging es mit „Willst du dein Herz mir schenken?“, das Johann S. Bach zugeschrieben wird. Feths ausgeprägter Vortrag erinnerte entfernt an die Interpretation der großartigen Felicia Weathers. Das beschwingte „Ach, ich hab‘ in meinem Herzen…“ verweist dagegen eher auf den Operettenton von Rudolf Schocks Evergreen aus dem Film „Der fröhliche Wanderer“.
Von da war es nicht mehr weit zum Film- und Musical-Märchen „Die Schöne und das Biest“. Heller, klarer Ausdruck und eine feine Stimmführung machten den Titelsong zum Erlebnis und wurden vom Publikum mit viel Beifall honoriert.
Musikalische Wurzeln
Ihre musikalischen Wurzeln verortet die Vokalistin nach eigener Aussage in der Kirche, weshalb im Programm von „DeLinkArt“ auch sakrale Musik einen festen Platz hat. Eindringlich geriet der Vortrag von „Let your kingdom …“, ein modernes Kirchenlied, das zum Standard in vielen evangelischen Gemeinden der USA gehört. Allerdings ist es kein Song in der Tradition der Gospels, auf die eher Bill Withers‘ „Lean on me“ verweist, das zum Fingerschnippen und Mitwippen einlädt. Am Mittwochabend wollte der Funke indes nicht recht „überspringen“.
Auch der geniale Singer-/-Songwriter-Pop von „You’ve got a friend“ mit seinem eingängigen Refrain blieb in der Publikumswirkung blass. Nenas „Wunder gescheh’n“ ließ etwas den lässig-coolen Pop-Charme vermissen. Vielleicht verhindert der jazzige Grundton im ansonsten kongenialen Zusammenspiel des Duos den Zugang zur „emotionalen Klangwelt“, wie sie in der Ankündigung des Konzerts beschrieben wurde.
Ausklang und Vorschau
Dafür machten das subtil perlende Pianospiel und der lyrische Ton in Deborah Feths Gesangsdarbietung das legendäre „Somewhere over the rainbow“ aus dem Musical „Der Zauberer von Oz“ zum Ohrenschmaus. Nichts wirkte hier aufgesetzt oder beflissen, war vielmehr von schwelgerischer Schönheit. Als eine Hommage an die Schöpfer von „My fair lady“ gestaltete „DeLinkArt“ das mitreißend-swingende „I could have danced all night“. Großer Jubel im Kirchensaal und eine Zugabe, mit der sich das Duo bei den Zuhörern bedankte.
Für einen besonderen „Ausklang“ des Konzertabends sorgte Kirchenältester Joachim Groß, der nicht nur die obligatorische „Sommermusik“-Rose überreichte, sondern die beiden Künstler in einem kurzen Gespräch von ihrem musikalischen Werdegang erzählen ließ – sehr zur Freude des Publikums. Das dürfte sich auf die Saison 2024 freuen, denn auch im nächsten Jahr soll die Konzertreihe in der evangelischen Kirche fortgeführt werden.
„Seit 48 Jahren haben wir diese Konzerte in der Kirche und der Eintritt ist frei“, erklärte Joachim Groß. Deshalb sei man auf Spenden angewiesen, um die stetig steigenden Kosten tragen zu können. Dafür dankte Groß vor allem dem treuen Stammpublikum, das alljährlich das breitgefächerte musikalische Angebot in Zells evangelischer Kirche zu schätzen weiß. Die zeitaufwendigen Vorbereitungen dafür und die Organisation vor Ort liegen seit vielen Jahren in den Händen von Kerstin Räpple. Joachim Groß würdigte das Engagement der Gemeindesekretärin und erhielt dafür viel Beifall.