Zum 30-jährigen Bestehen des Joy&FunChorus lässt Chorleiter Wolfram Dreher die Entwicklung des Chores im Interview Revue passieren.
Herr Dreher, 1993 waren Ihre Töchter dabei in einem Gospel-Konzert und wollten danach gerne auch so singen. Da gründete Papa den Joy&FunChorus. Heute, 30 Jahre später, können Sie mit Stolz auf diese spontane Entscheidung zurückblicken.
Das stimmt. Ein Gospelchor sind wir allerdings nie wirklich gewesen, auch wenn diese Bezeichnung im Städtle sehr gebräuchlich war.
Die Zeller wussten von Anfang an, worüber sie redeten. Es war wie eine Marke, anders als die traditionellen Gesangvereine.
Das hat andererseits von Anfang an den Irrtum genährt, dass wir hauptsächlich Gospels und Spirituals sängen. Zu Beginn traf das zu, aber bald haben wir Anleihen an viele andere Arten von Chorgesang gemacht. Wir haben den ganzen Musikkosmos der vergangenen 500 Jahre abgegriffen nach Werken, die wir aufführen können.
Diese Musik war neu in Zell
Und willkommen. Wir hatten immer ein treues Publikum. Für größere Konzerte mit Instrumentalisten und Berufssängern bekamen wir auch immer Unterstützung von der Stadt und anderen großzügigen Geldgebern. Die Spanne des Repertoires reichte vom 16. Jahrhundert mit Liebesliedern von Orlando di Lasso, über Kostbarkeiten wie dem „Miserere“ von Allegri aus dem 17. Jahrhundert, anspruchsvolle Chorsätze von Heinrich Schütz, Paul Hindemith, Mendelssohn-Bartholdy, zu Zeitgenossen wie Ola Gjeilo und Bob Chilcott. Es wurden weit über 200 Stücke, alle aufzuzählen ist nicht möglich. Auch die vielen internationalen Liedkompositionen müsste man nennen, von den Liedern der amerikanischen schwarzen Sänger über argentinischen Tango, englische Chormusik mit ihren schönen Hymnen und Musik aus vielen europäischen Ländern, nicht zu vergessen die unvergesslichen und genialen Lieder der Beatles, von Queen, Simon and Garfunkel und anderen zeitgenössischen Musikern.
Eine große Herausforderung
In der Tat und eine ganz wunderbare. Wir haben einen riesigen musikalischen Schatz gehoben und sind mit unserem Chor an der Pflege dieser Vielseitigkeit gewachsen. Anfangs vierstimmiges Singen ist nach und nach auf bis zu achtstimmiges Singen angewachsen. Das ist eine tolle Leistung des Chors. Und ich bin glücklich und dankbar, dass wir das erreichen konnten.
Wie viele Mitglieder hat der Joy&FunChorus?
Derzeit etwa 30, das wechselt. Der Chor hat sich verändert und ist auf dem Weg zur Reife eine Art Pubertät durchlaufen. Das Wachsen und Reifen des Chors zu dem, was er heute ist, war natürlich auch mit Kämpfen darum verbunden, was denn „unsere“ Musik sei und welchen Stellenwert das Proben haben müsse. Naturgemäß hat der „Diri“ dazu seine eigene Meinung. Trotz harter Arbeit, viel Geduld und Durchhaltevermögen kann man als Dirigent nie alle erreichen. Immer wieder haben Sänger und Sängerinnen aus unterschiedlichen Gründen den Chor verlassen, wir haben manchmal wertvolle Stützen verloren. Es gibt allerdings einige, die von Anfang an dabei geblieben sind. Die scheinbare Schwächung des Chors hat zum Glück bewirkt, dass die übrigen Sänger, sicherer und selbstbewusster wurden. Umso mehr haben wir uns gefreut, wenn neue Leute zu uns gefunden haben, die unsere Begeisterung für vielfältigen Chorgesang teilen und auch bereit sind, sich an schwierigere Stücke zu wagen. Corona war für den Chor eine Zeit der Stärkung. Man konnte sich nicht mehr aneinander hängen und lernte eigenständiges Singen. Das war eine große Chance.
Sie proben jede Woche im Pfarrheim. War das immer so?
Ein Probenlokal zu finden war nie ein Problem. Die katholische Kirchengemeinde unterstützt uns dankenswerterweise immer und überlässt uns freitags den Pfarrsaal. Faktisch sind wir eine Unterabteilung des Kirchenchors und gestalten auch ab und zu gemeinsam Gottesdienste. Immer wieder schön ist der Auftritt des Joy&FunChorus am Heiligen Abend, wenn wir vor der Christmette eine weihnachtliche musikalische Einstimmung gestalten. Auch die evangelische Kirchengemeinde hat uns wiederholt in ihrem Pfarrsaal Asyl gewährt, wenn mal wieder Baustelle war oder wir im Pfarrsaal einer Veranstaltung weichen mussten. In der Unterharmersbacher Schule haben wir auch schon geprobt. Danke an die Stadt.
Wollen Sie noch etwas zum Konzertprogramm sagen?
Unser Motto ist Dankbarkeit. „Thank you for the Music“. Wir werden einige musikalische Kostbarkeiten darbieten, auf die wir uns sehr freuen. Das Progamm wird wie immer gemischt sein. Ein Titel von ABBA wird vorkommen, Heinrich Schütz, eine Jazz-Mass von Bob Chilcott, Englisches von John Rutter, Freches von Orlando di Lasso, Romantik von Josef Reinberger und Robert Pracht und natürlich ein paar Gospels.
Wann und Wo? Das Jubiläumskonzert des Joy&FunChorus findet am 8. Oktober 2023 um 18 Uhr bei freiem Eintritt in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Symphorian statt. Spenden am Ausgang sind gern gesehen.
Das Gespräch führte Sabine Künzel.