Gelöbniswallfahrt am Samstag hatte das Thema „Schöpfung und Frieden“ gewählt. Verantwortlich für die Organisation war dieses Jahr die Kirchen gemeinde Oberharmersbach.
Mit einer Prozession und einem feierlichen Gottesdienst in der Wallfahrtskirche erneuerten die Talgemeinden zum 334. Mal ein Versprechen, das vor Jahrhunderten abgegeben wurde. Nach der kirchlichen Feier gab es Gelegenheit, bei einem Imbiss im Kloster garten miteinander ins Gespräch zu kommen.
Pfarrer Bonaventura Gerner begrüßte die Teilnehmer am Samstagmorgen beim Treffpunkt, dem Gasthaus Sonne am Kreisverkehr. Besonders begrüßte er die Vertreter der politischen Gemeinden: Bürgermeister Günter Pfundstein, Bürgermeister Richard Weith, die Ortsvorsteher Ludwig Schütze, Klaus Beck und Lorenz Breig sowie Bürgermeisterstellvertreter Günther Eble aus Nordrach. Das Gemeindeteam aus Oberharmersbach war am Samstag für die Ausrichtung der Gelöbniswallfahrt verantwortlich und wählte als Thema die Schöpfung und den Frieden.
Den Sonnengesang singend
„Die Erde ist uns anvertraut“, erklärte Pfarrer Gerner in seiner Begrüßung. Unterwegs wurde deswegen für diese Erde gebetet unter anderem mit dem Sonnengesang des Hl. Franziskus, seinem berühmten Loblied auf die Schöpfung. Singend und betend zog die Prozession durch die Hauptstraße zur Wallfahrtskirche, verkehrstechnisch abgesichert durch die Feuerwehr. Vor der Wallfahrtskirche warteten die beiden Franziskaner-Minoriten Pater Irenäus und Pater Christoph sowie Kapuzinerpater Leonhard Lehmann. Nach der herzlichen Begrüßung zogen alle gemeinsam in die Kirche ein.
Unter neuen Vorzeichen
Zu Beginn der Feier erinnerte Pfarrer Gerner an die deutlich veränderte Situation: Seit dem 1. Juli 2023 ist die Kirchen gemeinde Zell auch kirchenrechtlich für die Wallfahrts kirche verantwortlich mit den Gremien Pfarrgemeinderat und Stiftungsrat. Für die Seelsorge ist Pater Christoph in der Verantwortung.
Monika Bleier vom Ober harmersbacher Gemeindeteam über reichte die Votivkerze und erinnerte an das Versprechen der Vorfahren, der Gottesmutter Maria dafür zu danken, dass sie im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 vom Krieg verschont geblieben sind. Die Kerze trägt als Motiv einen Weg, der zum Licht hinführt. Pater Christoph zündete die Kerze an und stellte sie vor dem Altar auf. Er erklärte, dass sie schon seit vier Wochen in Zell seien und es als eine große Ehre empfänden, die Gelöbniswallfahrt zu erleben.
Festlicher Gottesdienst
Dann erklang das „Laudate dominum“ von Wolfgang Amadeus Mozart von der Orgel empore, zunächst als Solo gesungen von Susanne Müller zu der Orgelbegleitung von Dieter Friede. Der vierstimmige Chor setzte später ein. Alle drei Klangkörper ergänzten sich sehr harmonisch zu einem fulminanten lautstarken Lobgesang, dem die Kirchenbesucher sehr andächtig zuhörten. Der Leiter des Oberharmersbacher Kirchenchores, Andreas Müller hat die Musik für die Gelöbniswallfahrt mit den Musikern einstudiert.
Kirchen am Rande
In seiner Predigt ging Pfarrer Gerner auf die Themen Schöpfung und Frieden ein. In diesem Jahr seien Wetterkapriolen auf allen Teilen der Erde zu be obachten. Die Sehnsucht nach Frieden sei besonders in Ländern wie der Ukraine und anderen Krisengebieten spürbar, erklärte Gerner. „In unserer Kirche brennt es symbolisch ge sehen auch“, beschrieb Gerner die aktuelle Situation. Die Bischofssynode berate zurzeit zu den aktuellen Themen, der Ausgang ist offen. „Aber angesichts dieser Herausforderungen gilt es, nicht zu resignieren, sondern zusammenzustehen“, forderte Gerner. Ein friedvolles Miteinander und gemeinsame Verantwortung brauchten Zeichen, auch kleine Zeichen seien wichtig. Papst Franziskus habe die Mongolei besucht – das ist auch ein kleines Zeichen. Denn die Mongolei ist ein kleines Land mit nur 1.200 Katholiken. „Wenn ich überlege, dass in die Oberharmersbacher Kirche 1.000 Leute passen, ist das schon ein erstaunlicher Vergleich“, erklärte Gerner und erläuterte die unbedeutende weltpolitische Lage der Mongolei. Papst Franziskus habe mit seinem Besuch gezeigt, dass auch die Kirchen am Rande wichtig sind und Länder, in denen die Katholiken in der deutlichen Minderheit sind.
Er zitierte einen Abschnitt aus der Ansprache des Papstes, die dieser in der Mongolei gehalten hat. „Ich freue mich, dass die katholische Gemeinschaft die Kultur der Solidarität und des Respekts für alle Glaubensrichtungen leben kann und sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt“, sagte Gerner. Die Mongolei sei ein positives Beispiel dafür, das Kirche und Politik in Frieden miteinander umgehen können. „Die Mongolei hat es hinbekommen, möge auch unser Glaube gestärkt werden“, sagte Gerner am Ende seiner Predigt.
Fürbitten für ein segens reiches Werk
In den Fürbitten wurde für die Gremien in der Seelsorgeeinheit gebetet: Für eine gute Zusammenarbeit und neue Impulse. Die nächste Fürbitte galt den Gemeinden darin und dem friedvollen Miteinander. Dann wurde gebetet für alle, die in Regierungsverantwortung stehen: Dass sie die richtigen Entscheidungen für das Gemeinwohl treffen. Die nächste Fürbitte galt den Menschen in den Krisengebieten: Dass sie Hilfe beim Aufbau der zerstörten Lebensräume bekommen. Als letztes wurde für Pater Christoph und Pater Irenäus gebetet: Für ein segensreiches Wirken in unserer Seelsorgeeinheit und viele gute Begegnungen.
Kleine Messe, großer Auftritt
Nach der Kommunion der Gemeinde erklang ein Musikstück aus der kleinen Orgelsolomesse von Josef Haydn: Welch ein Hörgenuss in dem großen Kirchenraum – die ausdrucksstarke Stimme von Susanne Müller füllte mühelos die große Kirche und sorgte für ein besonderes Musikerlebnis.
Auf zu neuen Orten
Dann ergriff der Pfarrge meinderatsvorsitzende Ansgar Horsthemke das Wort: „Ich darf Sie Pater Christoph und Pater Irenäus im Namen der Gremien und der Menschen, die hier leben, willkommen heißen.“ Bezugnehmend auf das Motiv der Kerze – den Weg – sagte Horsthemke, dass wir alle auf dem Weg des Lebens seien. Das Kloster Zell liege an Wegen und Kreuzungen. „Sie beide machen sich auf zu neuen Wegen: ein neuer Ort, eine neue Aufgabe“, erklärte Horsthemke. Veränderungen gebe es auch in den nächsten Jahren in den Strukturen der Kirche, erklärte er in Blick auf die Kirchenreform 2030.
Schnaps vom Storchenturm für die Patres
„Die Menschen hier sind tief verwurzelt im Ort, sie werden schnell Kontakt finden“, führte er weiter aus. Durch die Presse seien sie schon bekannt, das helfe. Die Wallfahrtskirche sei franziskanisch geprägt, dies werde auch so weitergehen, zeigte er sich zufrieden mit der Entwicklung. Anschließend erklärte der Pfarrgemeinderatsvorsitzende: „Es ist gut, dass sie da sind. Ich wünsche, dass sie hier gut ankommen. Gottes Segen für ihr Wirken, eine gute Zeit.“ Zusammen mit Pfarrer Gerner überreichte er einen Korb mit Leckereien aus den Gemeinden der Seelsorgeeinheit. Danach ergriff Bürgermeister Günter Pfundstein das Wort: „Es ist eine besondere Ehre, Sie – Pater Christoph und Pater Irenäus – in den politischen Gemeinden willkommen zu heißen. Ich spreche Vielen aus dem Herzen, die sehr froh darüber sind, dass Sie da sind.“ Die Wallfahrt werde weitergeführt. Dann gab es spontanen Applaus der Kirchenbesucher, die damit ihre Zustimmung zu dem Gesagten ausdrückten. Bürgermeister Pfundstein überreichte den Patres eine Flasche Storchenturmtröpfle: „Das gibt es nur bei besonderen Anlässen.“ Auch dafür gab es nochmals Applaus.
Pater Christoph erwiderte: „Danke für die vielen guten Worte. Wir haben ein gutes Gefühl.“ Die Beiden wollten mit den Menschen hier auf dem Weg sein, der Weg sei das Ziel. „Und der Weg geht auch durch den Magen, wie man hier sieht“, erklärte er lachend mit Blick auf den gut gefüllten Geschenkkorb. Abschließend erklärte Pater Christoph: „Wir brauchen Sie und Sie können sich auf uns verlassen. Gott möge Sie und uns begleiten und beschützen.“
Abschluss im Klostergarten
Zum Abschluss der Feier sang der Chor das bekannte „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhöffer. Ein gelungener Schlusspunkt der niveauvollen musikalischen Gestaltung der Feier.
Pfarrer Gerner lud zum gemeinsamen Umtrunk in den Klostergarten ein und diese Einladung wurde von vielen Teilnehmern gerne angenommen. Die Gelöbniswallfahrt ist eine gute Gelegenheit, mit Teilnehmern aus allen Gemeinden der Seelsorgeeinheit ins Gespräch zu kommen. Politische und kirchliche Vertreter nehmen ebenfalls teil und können sich austauschen.