Der Diplom-Ingenieur Gerhard Neumaier hat einen Vortrag zum Thema „Das E-Auto als Zukunftsmodell“ im Rahmen der „Friedensklima!“ Ausstellung gehalten. Es ging um Chancen und Herausforderungen der Elektroauto-Technologie.
Der technisch klingende Titel mochte zunächst verwundert haben, doch Neumaier verknüpfte den Ressourcenverbrauch weltweit mit möglichen Verbesserungen durch das E-Auto.
In seinem Vortrag beleuchtete Neumaier zunächst den Ressourcenverbrauch der Industriestaaten im Vergleich zu anderen Regionen der Welt. Dabei zeigte sich, dass 20 Prozent der Weltbevölkerung für 80 Prozent des Ressourcenverbrauchs verantwortlich sind. Europäer benötigten etwa dreimal so viel, wie das, was die Erde zur Verfügung stelle, um ihren Resourcenverbrauch zu bedienen, so Neumaier. Dieser ungleiche ökologische Fußabdruck führe zu Ungerechtigkeit und Konflikten. Um Frieden zu fördern, betonte der Referent die Notwendigkeit einer gerechteren Ressourcennutzung. Ansonsten würden die Zahl der Wirtschaftsflüchtlinge und das Konfliktpotenzial immer größer. Bevor es zum eigentlichen Punkt, das E-Auto ging, beleuchtete Neumaier deshalb noch das Weltgeschehen. Aktuell würde das Problem sichtbar an dem Militärputsch im Niger. Die dortige französische Uranmine sei sehr wichtig für die Brennstoffversorgung der französischen Atomkraftwerke. Brechen die Importe von Rohstoffen politisch bedingt zusammen, hätten die Industrieländer plötzlich Probleme. Das zeige nicht zuletzt die Gas-Krise. Wenn man die Statistik der wichtigsten Länder bei der Rohölförderung betrachte, seien die allermeisten politisch instabil. Deshalb falle die Prognose nicht schwer, eine Ölkrise vorherzusagen. Es sei sinnvoll, Ölimporte zu reduzieren. Ölgewinnung und Verarbeitung bedingten zudem immense Umweltschäden. Der einzig zuverlässige, wichtige Ölexporteur Kanada gewönne sein Öl durch den Tagebau aus Ölschiefer. Das sei momentan die größte vom Menschen gemachte Baustelle mit gigantischen Umweltschäden. Elektromobilität biete sich an, um von Öl unabhängiger zu werden. Dafür müsse der Strom jedoch möglichst klimaneutral und dezentral im europäischen Verbundnetz produziert werden. Sehr wohl käme auch die Sahara in Betracht. Allerdings scheitere dies momentan an der Zuverlässigkeit der notwendigen Handelspartner. Weniger Energieimporte bedeute mehr Versorgungssicherheit.
Das E-Auto könnte einen Weg darstellen, um unabhängiger von Ölimporten zu werden und die Umweltbelastung durch giftige Abgase zu reduzieren. Die CO2-Bilanz allein ist laut Neumaier nicht aussagekräftig, da herkömmliche Verbrennungsmotoren zusätzlich giftige Abgase ausstießen. Selbst neue Autos überschritten die Grenzwerte erheblich. Zudem seien Abgasreinigungssysteme manipuliert worden. Viele europäische Städte hätten deshalb Einfahrtsbeschränkungen erlassen. Ab 2028 dürften beispielsweise keine Diesel- und Benzinautos mehr im Stadtgebiet fahren, unabhängig von
der Abgasnorm. Das hätte der Straßburger Stadtrat beschlossen, weil Untersuchungen eindeutig einen Zusammenhang von Verkehr und einer Häufung von Krankheiten nachgewiesen hätten.
In der anschließenden Diskussion wurden Möglichkeiten formuliert, um Wohlstand und Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Ewiges Wirtschaftswachstum könne keine Lösung sein. Eine Besteuerung des Konsums und Entlastung der Arbeit wären denkbar. Man müsse nicht warten, bis der Staat alles richte. Man solle sich bei der Meinungsbildung jedoch auf zuverlässige Quellen berufen. Einzelne Beispiele wurden genannt, die im Kleinen Veränderungen bringen können. So wurde die Einrichtung eines Reparatur-Cafés angeregt, damit man Geräte und Fahrräder reparieren kann.
Kurze Fahrten könne man mit dem Fahrrad ersetzen. Unzählige Autofahrten mit vielen Kaltstarts würden so verhindert, die besonders abgasproblematisch sind.
Abschließend ging der Referent auf die technischen Details zur E-Auto-Technologie ein und präsentierte die Patentzeichnung des Offenburger Friedrich-August Haselwander, der die 3-Phasen-Drehstromtechnik erfand. Aus seiner Idee ging die Firma AEG hervor. Neumaier betonte, dass alle Motoren in Elektroautos weltweit auf diesem Prinzip aus der Ortenau beruhen, nicht auf einer Idee von Nicola Tesla.
Der Referent hatte Muster von Drehstrommotoren dabei, zum Beispiel einen Motor für eine PC-Festplatte und einen Motor für eine kleine Drohne. Neumaier führte weiter aus, dass im Elektroauto viel Aufwand betrieben werde, um die Motortechnik von Haselwander zu nutzen. Dazu mache man aus der Gleichspannung der Batterie elektronisch mit dem Frequenzumrichter Drehstrom, um den Motor anzutreiben. Beim Bremsen arbeite der Motor als Generator und gebe Energie in die Batterie zurück. Es gebe den Synchronmotor mit Dauermagneten, der den höchsten Wirkungsgrad habe. Allerdings bestehe hier eine kritische Rohstoffabhängigkeit beim Neodym. Deshalb gingen die Hersteller immer mehr dazu über, fremderregte Synchronmaschinen und asynchrone Drehstrommaschinen einzusetzen, die keine Dauermagnete benötigen. Zur Batterietechnik, die sich stark im Wandel befindet, und zur Antriebstechnik sowie zu Kosten, Wartung und Reichweite wurden abschließend Fragen der Teilnehmer beantwortet.