Kammer-Trio musizierte bei der Sommermusik in der evangelischen Kirche. Die Wirkung des Vortrags hielt an
Sie ließen einen Mozarts Musik lustvoll, kon trastreich und mit interpretatorischen Überraschungen erleben: Felix Schaub (Klarinette), Ute Hahn (Bratsche) und Susanne Moßmann (Klavier) gastierten am Mittwochabend bei der 4. „Sommermusik“ in der ev. Kirche. Auf dem Programm standen auch Werke von Brahms, Bruch und Fauré.
Das „Trio Es-Dur KV 488“ von Wolfgang Amadeus Mozart ist besser bekannt unter der Bezeichnung „Kegelstatt-Trio“; es gilt vielen als Mozarts innigstes Werk. Über die Herkunft des Titels wurde immer wieder spekuliert. Nahe liegt, dass die neun kräftigen Anschläge des Klaviers am Anfang des Stückes an das Kegelspiel erinnern.
Die Melodielinie erscheint einfach und eingängig – wie oft bei Mozart -, doch Felix Schaub gestaltete sie mit seinem Klarinettenspiel kunstvoll, makellos modellierend in den Höhen und Tiefen und harmonisch mit den warmen Tönen von Ute Hahns Viola. Susanne Moßmann am Klavier setzte klare Akzente, rhythmisierte sowohl behutsam als auch dynamisch. Die Interpretation des 1. Satzes war ein Lehrstück in Sachen schlackenloser und doch tiefer Innigkeit.
Der 2. Satz erklang im Menuetto eher gemäßigt, gefiel durch schöne Triolen der Bratsche und das kontrastreiche Zwiegespräch von Klarinette und Bratsche im Trio. Lebhaft und impulsiv vernahm man das Rondo (3. Satz), melodisch ganz auf die Klarinette abgestimmt. Frisch und ansprechend intonierten die Musiker die Tanzrhythmen, betonten dabei die Basslinien. Susanne Moßmann beeindruckte mit einem mehrtaktigen Intermezzo.
Tosender Applaus erfüllte den Kirchensaal nach dieser mitreißenden Darbietung des „Kegelstatt-Trios“.
Empfindsam und transparent
War Mozarts Werk das Herzstück des dramaturgisch ansprechend konzipierten Programms, so berührten die spätromantischen Kompositionen, die das „Kegelstatt-Trio“ umrahmten, die Herzen der Zuhörer. Zuvörderst die stimmungsvolle Vertonung von Friedrich Rückerts Gedicht „Gestillte Sehnsucht“, in der Johannes Brahms sein Streben nach einem erfüllten Leben thematisierte. Dieser Intention des Komponisten verlieh das empfindsame und transparente Spiel der Instrumentalisten an diesem Abend den adäquaten Ausdruck.
Felix Schaubs Klarinettenton näherte sich dem Duktus der Gesangsstimme. Die Partnerinnen an Bratsche und Klavier begleiteten technisch versiert und mit viel Empathie.
Brahms’ Zeitgenosse Max Bruch ist heute vor allem durch sein 1. Violinkonzert bekannt. Zeitlebens stand er im Schatten des großen Kollegen. Zu Unrecht, wie „Allegro con moto“ und „Rumänische Melodie“ zeigten (beide aus „8. Stücken op. 83“): Liedhafte Melodien und lyrische Farben, die an diesem Abend in der exquisiten Interpretation aufleuchteten.
Nuanciert und präzise
Ein anregendes, lebendiges und werkdienliches Musizieren zeichnete auch Gabriel Faurés Kompositionen aus. Die Tonsprache des französischen Meisters, die auch von geistlicher Musik geprägt ist, wirkt auch in der Duo-Besetzung atmosphärisch und dicht: „Après un rève, op. 7, Nr.1“ überzeugte mit einem wunderbar sanften Vibrato der Bratsche und einem nuancenreichen Klarinettenspiel – in den Höhen niemals schroff und mit erstklassiger Phrasierung.
Der musikalische Ausklang des Konzertabends führte noch einmal zu Max Bruch: „Nachtgesang“ erinnerte in der Melodieführung und der Ausstrahlung entfernt an Mendelssohn-Bartholdy: träumerisch, sinnlich und berührend. Das Trio begeisterte mit seinen kammermusikalischen Tugenden, spielte staunenswert nuanciert und präzise zugleich.
Die Wirkung des Vortrags hielt an – lange und eindringlich. Das war nicht zu toppen. Verständlich, dass aus künstlerischer Sicht eine Zugabe ausblieb – trotz anhaltenden und reichen Beifalls. Michael Horst von der Kirchengemeinde dankte den Interpreten und überreichte jeweils die weiße „Sommermusik“-Rose.