Vor 50 Jahren war in Zell die Geburtsstunde des „Tags der Heimat“. Beim Fest am Sonntag stand der Heimatgedanke erneut im Blickpunkt. Bei der Freiwilligen Bürgerwehr Zell gab es hochkarätige Ehrungen.


Traditionsgemäß lud die Zeller Bürgerwehr am Samstagabend zum Biwak und am Sonntag zum Tag der Heimat ein. Bürgermeister-Stellvertreter Hannes Grafmüller ermunterte in seiner Rede zum „Tag der Heimat“ Einheimische und Neuankömmlinge aufeinander zuzugehen.
Am Sonntagmorgen marschierte der Spielmannszug mit klingendem Spiel auf, gefolgt von Ulanen und Gewehrträgern. Nach dem üblichen Gang durchs Städtle hatte wegen der Baustelle am Rathaus ein kleiner Umweg zum Kanzleiplatz geführt. Dort übernahm die Stadtkapelle unter Leitung von Dirigent Stefan Polap das musikalische Ruder. Nachdem stellvertretender Kommandant Lothar Schober der Obrigkeit die Ankunft der Formation förmlich gemeldet hatte, trat Bürgermeister-Stellvertreter Hannes Grafmüller ans Mikrophon. Bürgermeister Pfundstein hatte sich wegen einer besonderen Familien-Angelegenheit entschuldigen lassen.
Rede zum „Tag der Heimat“
Grafmüller erinnerte an die Geburtsstunde des „Tags der Heimat“ in Zell vor 50 Jahren. Die Idee dazu war damals aus Reihen der Bürgerwehr und des Stadtrates gekommen. Seither ist das Biwak der Bürgerwehr mit dem Heimatgedanken verbunden. „Heimat“ erfreue sich in jüngerer Zeit wieder einer größeren Wertschätzung, stellte Grafmüller fest.
Die Idee eines Tages der Heimat gehe zurück auf eine Kundgebung am 6. August 1950 vor dem Stuttgarter Schloss. 1990 sei zudem eine Jubiläumsbriefmarke erschienen, die mit ihrem Text den Heimatgedanken mit einer politischen Aufgabe verband: „Wir rufen Völker und Menschen auf, die guten Willens sind, Hand anzulegen ans Werk, damit aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zunkunft gefunden wird.“
Die Medien würden sich heute übertreffen mit bedrohlichen Eilmeldungen, die vom Krieg in der Ukraine über den Klimawandel bis zum Fachkräftemangel reichten, stellte Grafmüller fest. Es gehe aber nicht darum, eine lähmende Angst zu verbreiten, sondern Mut zu machen, die zukunftsweisenden Aufgaben anzupacken. Was die Folgen des Kriegs gegen die Ukraine betreffe, so habe Baden-Württemberg im Januar des Jahres rd. 136 000 Flüchtlinge aufgenommen. Da ein Ende des Kriegs nicht in Sicht sei, werde für viele die neue Bleibe zur zweiten Heimat.
„Heimat ist nicht dort, wo man geboren wird, sondern wo man sich niederlässt“, zeigte sich der Redner überzeugt. Zur Integration gehörten zwei Seiten. Zum einen müssten sich die Ankömmlinge auf ihre neue Umgebung einlassen und zum anderen die Einheimischen für ein Bemühen offen sein. „Nehmen wir uns dieser Aufgabe an“ appellierte Grafmüller. Dies stärke unsere Gemeinde und unser Heimatgefühl.
Ehrungen der Bürgerwehr
Im Anschluss an die Rede zum „Tag der Heimat“ nahm Hauptmann Andreas Lehman die Ehrung verdienter Mitglieder vor. Schütze Siegfried Münchbach erhielt für 40 Jahre Mitwirkung das Ehrenzeichen in Gold. Ohne seine Umsicht bei der Bereitstellung der Speisen seien die verschiedenen Feste nicht zu stemmen, unterstrich Andreas Lehmann den Verdienst.
Gleichfalls das Ehrenzeichen in Gold erhielt Ehrenkommandant Major Paul Gutmann für 40 Jahre Mitarbeit. 30 Jahre gehörte er dem Verwaltungsrat an, 18 Jahre war er stellver tretender Kommandant und neun Jahre 1. Vorstand und Kommandant.
Ulan Wilhelm Schwarz erhielt für 50-jährige Mitarbeit das Ehrenzeichen in Gold mit Krone. Der Umgang mit Pferden bei den verschiedenen Paraden und Umzügen verlange ein besonderes Geschick, würdigte Lehmann den Beitrag. Besonders geschätzt werde seine anhaltende Treue zu Zell nachdem er vor Jahren seinen Wohnsitz auf der Baar genommen habe.
„Ehren-Degen“ für 65 Jahre Mitgliedschaft
Auf sage und schreibe 65 Jahre Mitgliedschaft bringt es Ehrenlandeskommandant Oberst Bernhard Lehmann. „In den langen Jahren hat Bernhard viele Tätigkeiten und Ämter übernommen und hohe Auszeichnungen für seine Leistungen erhalten“, fasste Kommandant A. Lehmann zusammen. Während B. Lehmann von der Zeller Bürgerwehr neben der Urkunde auch einen guten Tropfen erhielt, kündigte Landeskommandant Hajo Böhm von Villingen als besondere Auszeichnung einen „Ehren-Degen“ an. Zur Übergabe war auch der stellvertretende Landeskommandant Adrian Staiger von Sipplingen nach Zell gekommen. Bernhard Lehmann war von dieser Ehrung sichtlich gerührt. Sein Vorgänger im Amt sei auch sein Vorbild geworden, bekannte Landeskommandant Böhm.
Abgeschlossen wurde die Ehrung mit dem von der Stadtkapelle intonierten und von den Anwesenden kräftig mitgesungenen Badner-Lied und einer unüberhörbaren Salve aus den Vorderladern der Bürgerwehr. Danach unterhielt die Stadtkapelle die Festbesucher mit einem abwechslungsreichen und schwungvollen Platzkonzert.