„Gospel Generation“ hat die 2. „Sommermusik“ gestaltet. Das Publikum war hin und weg. Kein Wunder, soll Gospel-Musik doch die Verbindung zwischen Himmel und Erde sein.
Die Zugabe war ein Statement: „This little light of mine …“. Der weitere Text „ … let it shine, let it shine“ ging im Jubel und Applaus des mitsingenden und klatschenden Publikums fast unter. Wie einst im Gottesdienst, als die Gospel-Songs im traditionellen Wechselgesang zwischen Priester und Gemeinde das Lob des Herrn verkündeten, feierte „Gospel Generation“ beim zweiten Konzert dieser Saison der Zeller Sommermusik unter der Leitung von Gesine Fünfgeld einen beglückenden Konzertabend in der evangelischen Kirche.
„United we stand“ – auch das gleichsam ein gesungenes Statement als musikalische Begrüßung, nachdem sich die Choristen melodiös summend zur Klavierbegleitung von der Kirchenpforte zum Altarraum bewegt hatten. Wobei das „United …“ offenkundig für die Symbiose zwischen Chor und Chorleiterin steht: die Anspannung, der gemeinsame Swing, die Freude am gemeinsamen Singen vor Publikum. Es war an diesem Abend der erste Auftritt in großer Besetzung nach der erzwungenen Corona-Pause, sagte Gesine Fünfgeld.
Maßgeschneiderte Arrangements
Als symbiotisch ließe sich auch die Beziehung zum musikalischen Begleiter am Klavier bezeichnen. Traugott Fünfgeld schreibt dem Chor die maßgeschneiderten Arrangements, sorgt für den musikalischen Groove und bereichert das Programm mit Eigenkompositionen im Stil moderner Kirchenlieder. Das erweckt die Traditionals in einem aktuellen Kontext wieder zum Leben.
Leider fehlten der „Gospel Generation“ an diesem Abend etliche (Männer)stimmen, was sich natürlich im Bassregister bemerkbar machte und das klangfarbliche Spektrum bei Songs wie „Joshua fit the battle of Jericho“ oder „Swing low, sweet chariot“ schmälerte. Dafür entschädigte der uneingeschränkte vokale Einsatz des Ensembles mit seiner Dirigentin und dem Pianisten.
Auch die Symbiose zwischen den Akteuren und dem Publikum entwickelte sich nach und nach. War der Kanon „Alles, was Odem hat“ vielen Konzertgästen harmonisch zu komplex und „Be a blessing to others“ zu unbekannt, um mit einzustimmen, war bei „Dona nobis pacem“ der Bann schließlich gebrochen. Beim gemeinsamen Singen herrschte eine fast familiäre Stimmung. Wer im Kirchensaal spürte da nicht die Kraft der Musik.
Spannender Kontrast
Wenngleich bei 25 Sängerinnen und 5 Sängern von einer Ausgewogenheit der Stimmgruppen keine Rede sein kann, beeindruckten die fast ausnahmslos glockenreine Intonation und transparente Dynamik. Spannend auch der Kontrast zwischen den eher meditativen Songs „I’ve got peace like a river“ und „God be in my head“ und dem eher rockig pulsierenden „Sit down servant“. Das beflügelte die Stimmung im Kirchensaal ungemein.
Großen Anteil daran hatten zudem die Eigenkompositionen von Traugott Fünfgeld, die sich gut in das Gospel-Programm fügten und darüber hinaus mit dem lyrischen Ton der deutschen Texte bezauberten: Von „Votum – Der uns trägt“ und „Kyrie – Meine Hände sind leer“ über „Gloria – Lobt unsern Gott …“ und „Halleluja – Ein hohes Lob“ bis zu „Segen – … legt sich wie ein Hauch …“.
Die Texte stammen allesamt aus der Feder von Pfarrer und Schriftsteller Thomas Weiß aus Baden-Baden. Der ist vielen Zeller Konzertbesuchern in guter Erinnerung geblieben. Bei der „Sommermusik“ anno 2017 las Weiß aus seinem Roman „Oberlin“, damals musikalisch unterstützt von Bezirkskantor Fünfgeld. Auch die Zusammenarbeit zwischen Komponist und Texter hat etwas Symbiotisches.
Zwischen Himmel und Erde
Gospel als innige Verbundenheit mit Gott und zugleich als Ausdruck unbedingter Lebensfreude vermittelten das hymnische „This is why we sing“ und das klangmagische „Free at last“. Mal behutsam Takt gebend, mal mit umfassender Gestik hielt Dirigentin Fünf-geld den Chor „auf Kurs“, wenn auf wellenartige Steigerungen unmittelbar leise Momente folgten. Das Publikum ließ sich begeistern, dankte mit kräftigem rhythmischen Beifall.
Dem großartigen Sänger und Vokalartist Bobby McFerrin wird die Aussage zugeschrieben, Gospel-Musik sei die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Das Konzert in der evangelischen Kirche am Mittwochabend machte jedenfalls deutlich, wie einzigartig und wertvoll der Gospel im Mainstream-Universum ist.