Am kommenden Sonntag, den 4. Juni um 12 Uhr eröffnet Galerist Bertin Gentges in seinen Galerieräumen der Arthus Galerie Zell die Ausstellung »Lebendiges Leben: Ein Dialog« mit Kunstwerken von Ali Sedri und Bruno Feger.Die Ausstellung in der ARTHUS Galerie ist dialogisch angelegt.
Einerseits sind New York Bilder von dem in Isfahan ausgebildeten in Oberkirch lebenden Maler Ali Sedri (geb. 1985) zu sehen mit Straßenschluchten und der farbig-fiebrigen Unruhe der Stadt, die angeblich nie zur Ruhe kommt. Die Bilder sind Zeichen des Impulses unserer Zivilisation: Mehr, weiter, höher. Innerhalb seiner Serie »Streets« zeigt Ali Sedri eine erstaunliche Fülle von Großstadtbildern, die alle darin Verwandtschaft besitzen, dass in ihren Häuserschluchten das Individuum verloren scheint. Lebendig ist der Strom an Autos in diesen Canyons aus Beton und Stahl. Auch in seinen verregneten Abend- und Nachtbildern, wenn die Scheinwerfer suchen und die Rücklichter davongleiten, wenn die Limousinen und Taxis mit den Leuchtreklamen wetteifern, wer in diesem glosenden Feuer auf dem regennassen Asphalt am eindringlichsten auftrumpft.
Das pulsierende Leben in den Licht- und Luftschleiern mit expressiven kantenden schnellen Farbhieben einzufangen, daneben die impressionistische Farbkultur mit ihrer Verwandlungspotenz einzusetzen, zeigt große Meisterschaft. Lesser Ury (1861-1931), wesentlicher Protagonist der Berliner Sezession um Liebermann, Slevogt und Lovis Corinth, hat als einer der ersten deutschen Impressionisten, das moderne Stadtbild glanzvoll eingeführt. Sedris Stadtbilder sind ein Dokument des ständigen zivilisatorischen Aufbruchs, der Unruhe und Wandlung in unserer Welt. Sie sind auch Orte der Erinnerung, des Trostes und der Sehnsucht.
In das Innere treten
Andererseits zeigt der in Haslach 1962 geborene und bei Freiburg lebende Bildhauer Bruno Feger seine meditativen Skulpturen, Stillleben von Früchten und Blüten, denen die Melancholie des Vergänglichen und Vergeblichen anhaftet und die Sinnsuche außerhalb des Vergleichs. Goethe verband seine ästhetische Vorstellung mit dem hilfreichen Begriff der Metamorphose aus der pflanzlich organischen Welt. In allem, was Bruno Feger tut, schafft er ein Haus. Tatsächlich waren es anfänglich Häuser aus Metallplatten. Jetzt sind es Gedankengebäude. Aus kleinen Metallplättchen schweißt er die Formen seiner Skulpturenideen zusammen. Das sind die Wände, Mauern, die manchmal farbig angelegt werden. Man sieht Hagebutten, Kirschen, Gräser, Tulpenblüten, Torten und Torten stücke, Zitronen in filigranen, eindringlichen Objekten. Durch den nachvollziehbaren Entstehungsprozess treten wir über Mauern, Haut, Erscheinung in das Innere der gezeigten Gegenstände in ihren Witz und in ihren Sinn ein.
Seine floralen Stillleben werden zu Sinnbildern. Durch ihre künstlerische Gestaltung legen sie das Essentielle frei. Ihre Metamorphose ist die Wandlung vom Abbild zum Vorbild, vom Bild zur Ikone, zu Sinn und Dauer. Wie alle Künstlerinnen und Künstler kämpft er um die Einheit des gedanklich Formsprachlichen und des gedanklich Abstrakten. Sein Tun, sein Weg zeigt eine Möglichkeit zur Erkenntnis und Verwandlung.
Lao-tse formuliert das im 5. Jh. v. Chr. in einem seiner 11. Vers aus dem Tao-Teh-King: »Mauern bilden das Haus, aber Fenster und Türen, überhaupt das eigentlich Leere, erwirken das Wesen des Hauses. Während noch der Töpfer kunstreich Ton ausformt zum Gefäß, spürt er schon:
Rundes Nichts ergibt gewölbte Fülle. Das Stoffliche ist nur ein nutzbares Mittel, aber das Unstoffliche wirkt Wesenheit.«
Es müssen nicht immer Äpfel sein. Guten Appetit mit dieser Obstschale vom Baum der Erkenntnis.
Vernissage mit Dr. Häring
Am Sonntag, den 4. Juni um 12 Uhr wird die Ausstellung mit rund 27 zum Teil großformatigen Kunstwerken in der Arthus Galerie Zell im Beisein von Ali Sedri und Bruno Feger und einer Einführungsrede von Dr. Friedhelm Häring, Kunsthistoriker aus Friedberg, ehem. Museumsdirektor aus Gießen, eröffnet und bis zum 16. Juli 2023 gezeigt. Alle Kunstinteressierten sind herzlich eingeladen.