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Zum Bericht »Neue Wege für die Gemeinde« in der Ausgabe 45/2023.
Mit großem Interesse verfolge ich die Diskussionen in Oberharmersbach über die Entscheidung zum Pfarrhaus. Ich frage mich, warum wird so wenig Rücksicht auf die Opfer genommen. Immer wieder müssen sie an dem Ort des Missbrauchs vorbei und werden immer wieder an ihre schlimmen Stunden darin erinnert. Viele Jahre ist es her, dass der Missbrauch öffentlich gemacht wurde und bis heute ist immer noch keine Entscheidung gefallen. Man darf nicht vergessen, dass das Pfarrhaus zum Einen Tatort ist und zum Anderen auch Tatmittel. Gerade ein Haus in dem man auf Vertrauen und Schutz hoffte, wurde hier für viele Kinder und Jugendliche zur Hölle.
Ich frage mich, will man die Entscheidung über das weitere Bestehen des Pfarrhauses genau so lange hinausschieben, wie auch das Wegschauen gedauert hat? Als ehemaliger Polizeibeamter war ich damals bei den ersten Ermittlungen mit beteiligt. Schnell konnte man erkennen, dass viele von dem Missbrauch wussten oder stark vermuteten. All diejenigen schauten weg und förderten somit den Missbrauch auch mit. Sind auch ein Teil dieser Mittäter möglicherweise an der Entscheidung über das weitere Vorgehen beteiligt? Im Interesse aller Opfer würde ich es begrüßen, wenn der »Tatort« ein für alle Mal entfernt wird. Gleichzeitig schlage ich vor, ein Mahnmal zu errichten, damit all diejenigen immer wieder erinnert werden, die jahrelang weggeschaut haben.
Michael Müller,
Zell am Harmersbach