Am Abend des zweiten Adventssonntages lud der beliebte Zeller Chor unter Leitung von Wolfram Dreher zum Konzert in die kath. Pfarrkirche St. Symphorian ein. Rund 300 Freunde der Chormusik folgten der Einladung und waren am Ende hell begeistert von der Mischung aus ernsthaften und heiteren Momenten. Den Rahmen bildete der Wunsch nach Frieden, dem der Anfang und offizielle Schluss des Konzertes gewidmet war.
Nach der seit 2019 coronabedingten Konzert-Pause war man gespannt, was der Chor aktuell auf die Beine stellt. Zu Beginn wies die Moderation, zusammengestellt von Sabine Künzel, darauf hin, dass man auch beliebte Stücke wieder in Erinnerung bringe, weil es zu schade sei, sie nur für ein einziges Konzert einzuüben. Dass sich Dirigent Dreher mit einer solchen Rückblende auf Bekanntes nicht zufriedengeben würde, war jedoch von vornherein klar.
Das Konzert war in einen ernsten und einen heiteren Teil gegliedert. Am Anfang stand die Sehnsucht nach Frieden, die derzeit durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine zutiefst enttäuscht wird. Dass Wunsch und Wirklichkeit nicht erst seit heute auseinanderklaffen, machte ein hochlyrisches Lied von Orlando Gibbons deutlich, der den 30-jährigen Krieg und seine endlosen Zerstörungen erlebt hatte. »Drop, drop slow, tears« (Tropft, tropft langsam, Tränen.) Es gehört zu den Stärken des Chors, dass er nicht nur einer einzigen, klassischen oder populären Stilrichtung verhaftet ist, sondern gern ein breiteres musik-geschichtliches Spektrum bedient.
Maria als Fürsprecherin
In den Wunsch nach Frieden wurde in zwei neu aufgenommenen Titeln Maria, die Mutter des Gottessohnes Jesu, als Fürsprecherin einbezogen. Ihre Anrufung zu Wende-Zeiten des Tages wurde jeweils von Sergei Rachmaninov und Arvo Pärt in russischer Sprache vertont. Während der ältere Rachmaninov die Anrede »Bogoroditse Devo« (Gottesgebärerin) in die ruhige traditionelle Mehrstimmigkeit orthodoxer Gesänge eintaucht und eigene Akzente hinzufügt, fällt beim zeitgenössischen Komponisten Arvo Pärt aus Estland das »Gegrüßt seist du Maria« unbeschwert herzhaft und temperamentvoll aus.
Danach widmete sich der Chor einigen Neuschöpfungen bzw. Bearbeitungen von Spiritual- und Gospel-Songs. Bekanntlich gehört diese Stilrichtung seit Gründung des Chors zu seinem Markenzeichen. Während Greg Gilpin in »Ain’t judgin‘ no man« (Verurteile niemanden) einen flotten Rhythmus vorlegt, hat der Offenburger Traugott Fünfgeld bei »Wade in the water« (Geh durchs Wasser) bei seinem Arrangement
größeren Wert auf den kraftvollen Ausdruck gelegt. Jean Pagot hat indessen mit »Jericho« die Stöße der Posaunen, welche die Mauern der Stadt vorgeblich zum Einsturz brachten, mit lautstarken Stimmen zu übersetzen versucht. Weniger dramatisch, dafür jedoch melodisch stimmungsvoll, ging John Rutter mit »I will sing with the spirit« zu Werk.
Gesang wechselt mit Instrumentalmusik
Zwei instrumentale Einlagen verschafften dem Chor jeweils eine Atempause und der Hörerschaft eine entspannende Abwechslung. »Introduzione aus Terzetto op. 22« von Théodore Lalliet wurde von Wolfram Dreher (Fagott), Sonja Müller (Oboe) und Valérie Friedmann (Keyboard) mit heiterer Note intoniert. Die spätere Zwischenmusik mit dem Titel »Trio d’anches« (Dreiklang der Mundstücke), ein Ragtime von Libor Sima, kam in bewegter Jazz-Manier daher und erinnerte einmal mehr an das Selbstverständnis des Chors »Joy & Fun«. Die »Mundstücke« bezogen sich auf die drei Blasinstrumente Fagott, Oboe und Klarinette (Carina Carbone).
Überhaupt verschrieb sich der Chor zugleich einer heiteren wie auch einer ernsten Note. Hatte das Programm mit einem Lied der Sehnsucht nach dem Friedensfürsten begonnen, so schloss es mit einem Friedensgebet für die Ukraine. Mykola Lysenko hat es in ukrainischer Sprache verfasst und der Chor hat es aus Respekt auch in dieser Sprache eingeübt. Doch wollte der Chor seine Anhänger nicht in bedrückter Stimmung entlassen. Deshalb wiederholte er aus dem Programm den afrikanischen Song »Laduma«, der in die lustige Stimmenvielfalt der Vögel im Regenwald versetzt. Eine Verabschiedung, wie Joy & Fun sie liebt.