Einen Saisonstart ohne Personalnot gab es noch nie. Doch dieses Mal war es extrem. Als dann schließlich 24 Stunden vor dem Spiel beide Mannschaften endlich komplett waren, atmeten die beiden Mannschaftsführer auf. Doch kaum hatten die beiden ihre Aufstellungen gemacht, musste Peter Baumann von Zell II zwei ganz kurzfristige krankheitsbedingte Absagen hinnehmen. Ersatz zu finden war nicht mehr möglich. Die Ressourcen waren erschöpft.
Bezirksliga: Zell II – Lahr II 2:6
So nahm die Zeller Reserve den Kampf gegen den letztjährigen Bezirksmeister Lahr II mit zwei Mann weniger auf. Natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen. Die Mannschaft zeigte dennoch Kampfgeist, geriet am Brett 6 jedoch bald in noch höheren Rückstand. Mika Sperling war in seinem ersten Einsatz auf Erwachsenenebene der Routine seines Gegners nicht gewachsen. 0:3
An den vorderen Brettern versuchten Felix Fernandez (1), Juan Garcia (2), Robert Eble (3) und Peter Baumann (4) Punkte für Zell zu sammeln. Keine Sorgen musste man sich um Ho In Lee an Brett 5 machen. Er nahm sich viel Zeit und spielte mit den schwarzen Steinen eine gute Partie. Es wurde dann auch der einzige Zeller Sieg.
Einem weiteren Zeller Erfolg am nächsten kam Peter Baumann. Nach Bauerngewinn und besserer Stellung ließ aber mit fortschreitender Partiedauer die Genauigkeit seiner Züge nach und sein Kontrahent konnte sich in einem ungleich farbigen Läuferendspiel ins Remis retten. Das war ärgerlich. Eble und Garcia war es nicht gelungen, dem Druck ihrer Gegner standzuhalten, sodass Lahr mit 5;5 :1,5 führte. Fernandez setzte mit seinem starken Unentschieden gegen den Lahrer Spitzenspieler den Schlusspunkt. Kein erfreulicher Saisonstart. Beim nächsten Spiel in Appenweier muss nun ein Sieg her.
Bereichsliga: Zell I – Hornberg I 4,5:3,5
Nach der Erfahrung der letzten Saison, in der die Zeller erst auf den letzten Drücker – und mit Unterstützung von Denzlingen durch selbstverschuldeten Zwangsabstieg – den Klassenerhalt geschafft hatten, wollte man nun gleich in der ersten Runde punkten. Gegen Hornberg hatte man letztes Jahr knapp und unerwartet verloren – dies sollte nun verhindert werden.
Leider war das wichtige zweite Brett mit Jürgen Gißler unpässlich und die Senioren Adolf Woisetschläger und Dieter Marzluf haben sich in den Ruhestand begeben, so dass nun der Nachwuchs ran musste. Bastian Franze (8) erhielt schnell die Offerte, auf f7 reinzuschlagen. Der neuralgische Punkt direkt am gegnerischen König wurde nicht ausreichend geschützt, so dass Franze sowohl Material als auch Initiative gewinnen konnte.
Auch Eugen Schmidt konnte mit Siegchancen aufwarten. Zunächst musste er dem Angriffsdruck standhalten und kam etwas in die Defensive. Nachdem sich die Stellung stabilisierte, ergaben sich sogar Konterchancen. Nach Abstimmung mit dem Mannschaftsführer begnügte er sich jedoch mit einem Remis, da Zell durch die schnellen Siege von Michael Vollmer (5) und Wilhelm Eble (6) bereits mit 3:0 in Führung lag.
Michael Vollmer ließ zunächst die gegnerischen Angriffswellen an seiner Festung abprallen. Er rührte weiter fleißig schwarzen Beton an. Als die feindliche Flut verebbte, konnten seine Figuren »trockenen Fußes« die offene Stellung des weißen Königs erreichen und ohne Verhandlung stürmen.
Vorstand Wilhelm Eble hatte es mit einem jungen Hornberger Talent zu tun. Die Wertungszahl noch schwach, zeigte selbiges jedoch schon weitreichende Eröffnungskenntnisse. Allerdings kam nach dem 21. Zug – in ausgeglichener Stellung – bereits ein Remisangebot. Eble erkannte, dass nun das Lehrbuch zu Ende war und lehnte ab. Selber spielen heißt die Devise. Der Schachschüler musste eine bittere Lektion lernen: Die Entscheidung fällt am Ende der Partie! Ein Matt durch Doppelschach setzte nach kurzer Zeit den Schlussstrich.
Mit dem angenommenen Remis von Schmidt stand man nun kurz vor dem Sieg. Die vorderen Bretter taten sich gegen die Spitzenbretter aus Hornberg jedoch recht schwer. Kurt Jäger (1) hatte zwar die Abwicklungsvariante gewählt. Sein Gegner wollte es – mit dem Rücken an der Wand – aber wissen. Es folgte ein zähes Ringen um jedes Feld und die Initiative. Leider stand Jäger immer passiver und ließ sich einen Turm einmauern. Das Übersehen einer Springergabel beendete die Partie. Glücklicherweise konnte Thomas Gißler (4) beim Übergang von der Eröffnung in’s Mittelspiel etwas Material gewinnen. Die Mehrqualität hatte eine größere Reichweite, der Punkt und damit der Mannschaftssieg waren gesichert.
An Brett 3 kämpfe Stefan Gießler einen harten Kampf. In den Verwicklungen des Mittelspiels konnte er nach drohendem Figurenverlust doch einen Läufer mehr erhalten. Der Preis war allerdings zu hoch: 4 Bauern. Diese marschierten nun auf Gießlers Grundreihe zu. Nach 5 Stunden war die Schlacht geschlagen.
Letztlich spielte nur noch Stefan Rechlin. Hier gab es feine aber auch nervenaufreibende Kombinationen. Oft schien der Sieg greifbar nahe, oft aber auch in weiter Ferne. Ein Leichtfigurenendspiel mit asymmetrisch verteilten Bauern erforderte den Einsatz der gesamten Bedenkzeit. Nach Abtausch einiger Figuren verblieb Rechlins König fernab vom Rest des Geschehens. Beim versuchten Abtausch der restlichen Bauern gelangte ein Landsknecht auf die Grundreihe, so dass Rechlin aufgeben musste.
Trotz der drei verlorenen Spitzenbretter hatte man mit dem Mannschaftssieg das wesentliche Ziel erreicht: Der Schachclub Zell steht nicht gleich wieder im Tabellenkeller.