Für das Konzert in der sommermusikalischen Reihe hatte Flötistin Heike Thoma die Auswahl auf britische Komponisten konzentriert. Den Part am Klavier übernahm wie schon bei früheren Konzerten Dieter Friede. Immer wieder wechselte dessen Begleitung zu einem musikalischen Dialog. Der begeisterte Applaus des Publikums honorierte das stimmige Miteinander des Duos.
Den Anfang machte eine Komposition von Granville Bantock mit dem Titel »Pagan Poem« – heidnisches Gedicht. Heike Thoma sah darin bei ihrer Einführung Anklänge an die keltische Mythologie. Die Stimmung wechselte von Getragen über rhythmische Einlassungen zu dunkler Dramatik.
Überwiegend heiter hörte sich dagegen das folgende Stück von Edward Elgar an. Der einstige Leiter der Birmingham School of Music gab ihm 1878 den Titel »Andante and Allegro«. Diesen Satzüberschriften entsprachen die musikalischen Rückgriffe. Während der erste Satz auf volksmusikalische Songs anspielte, profitierte das Allegro von der Klassik. Hier war die Virtuosität des Pianisten besonders gefordert.
Aufhorchen ließ der Name des Komponisten Lloyd Webber. Die dargebotene Komposition verdankte sich jedoch nicht dem derzeit populären Andrew Lloyd Webber, sondern dessen Vater William. Als dieser 1982 starb, wurde von ihm ein Stück herausgegeben, dem er den Unter- Titel »A Late-Summer-Impression« gab. Von mildem Spätsommer konnte jedoch an diesem Abend keine Rede sein. Einmal mehr waren die Temperaturen an diesem Tag wieder an die 35° C geklettert. Etwa 80 Besucher hatten sich jedoch von der horrenden Hitze nicht abschrecken lassen, was Musizierende und Veranstalter gleichermaßen freute.
Die folgende »Suite de Ballet« stammte aus der Feder von Ralph Vaughan Williams, einem Lehrer am Royal College, wie Heike Thoma wusste. Dass er u. a. durchs Land reiste, um alte Volksweisen zu sammeln, merkt man dem dritten Satz an. Allerdings wird lediglich eine kurze Passage des gewachsenen Songs aufgegriffen, um kunstvoll variiert zu werden. Der im Titel angekündigte Tanz findet dann vor allem im vierten Satz statt, indem ein eiliger Rhythmus zu temperamentvollen Bewegungen aufruft.
Einen besonderen Reiz versprühte eine Flötensonate von Edwin York Bowen. Obwohl sie bereits 1945 entstanden ist, hat die Bowen-Gesellschaft das Werk erst im Jahr 2000 veröffentlicht. Im daraus gebotenen 2. Satz begibt sich die Flöte in höchste Regionen, während das Klavier mit den Bässen dagegenhält – ein eindrucksvoller musikalischer Dialog, der die Gegensätze zu einem Ganzen verbindet. Bescheiden verriet Heike Thoma, dass es in diesem Werk Teile gebe, die noch mehr Virtuosität abverlangten. »Die Rahmensätze sind unser Zukunftsprojekt«, verriet die Flötistin.
Den Schluss des Konzerts bildete eine »Suite Antique« von John Rutter. Der zeitgenössische Komponist scheut sich nicht, seiner Bewunderung für das Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach Ausdruck zu verleihen, indem er dessen Elemente in Gewänder von Jazz und Pop packt. Den Komponisten für Chor- und Kirchenmusik scheint bei den Musik-Stilen das versöhnliche Sowohl-als-auch mehr anzuziehen als das selektive Entweder-oder.
Dass Heike Thoma und Dieter Friede für ihre hohe Kunst anhaltenden Applaus ernteten, versteht sind von selbst. Sie bedankten sich mit einem Irischen Tanz, der, melodisch gefällig, bodenständiges Kolorit verriet. Martina Wetzel von der Ev. Kirchengemeinde machte aus ihrer Begeisterung für das Konzert kein Hehl und äußerte die Hoffnung, dass die beiden auch im kommenden Jahr bei der Sommermusik mit von der Partie sind.