Zu Fronleichnam 2022

Gedächtnis an Jesus im Brot des Lebens

Am kommenden Donnerstag begehen die katholischen Christen das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Der damit verbundene Feiertag wird in den Kalendern von Alters her Fronleichnam genannt.

Fronleichnam ist heute ein ungewöhnlicher und missverständlicher Name. Er stammt aus dem Althochdeutschen und setzt sich zusammen aus den Teilen ‚fron‘, das Herr bedeutet, und ‚lichnam‘, das für lebendiger Leib steht.

Das Fest geht zurück auf das letzte Abendmahl, das Jesus vor seiner Hinrichtung am Kreuz mit seinen Jüngern begangen hat. An dieses Abendmahl denken die Christen am Gründonnerstag vor Ostern.

Die erste schriftliche Quelle hat uns der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth um 50 n. Chr. überliefert:

Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut: Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! (1 Kor 11,23f)

Der berühmte Mahler der Renaissance Leonardo da Vinci hat diese Szene realis-tisch und doch sehr eigenwillig ins Bild gebracht. Bis heute versuchen sich Leute an verschiedenen und zum Teil auch seltsamen Interpretationen dieses Bildes.

In der Karwoche steht besonders das Leiden und der Tod Jesu im Mittelpunkt der Gottesdienste. Aus diesem Grund hat man im 13. Jahrhundert 10 Tage nach dem Pfingstfest einen besonderen Festtag für das Gedenken an das Abendmahl eingeführt, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat. Deshalb fällt es auch immer auf einen Donnerstag.

Außer in unserer Überflussgesellschaft hat das Brot einen ganz besonderen Wert, weil es gerade in Notzeiten Grundlage des Lebens ist. Jesus hat wohl deshalb gerade Brot und Wein als Zeichen dafür gewählt, um sich den Menschen begreiflich, ja sogar genießbar zu machen.

Bei jeder Heiligen Messe werden die Hostien durch einen Priester besonders geweiht. Die katholischen Christen ver-ehren sie auch nach der Heiligen Messe als sichtbares Zeichen für den auferstan-denen lebendigen Leib Christi.

Um diese besondere Verehrung auch nach außen sichtbar werden zu lassen, wird an Fronleichnam der Leib Christi, sichtbar in einer geweihten Hostie, in einer wertvollen Monstranz zum Segen für Stadt und Land in einer festlichen Prozession aus der Kirche durch die Straßen getragen, was dieses Jahr Gott sei Dank wieder möglich ist.

Außerdem wird damit deutlich, wer und was an diesem Tag im Mittelpunkt stehen sollte: Jesus Christus, seine Botschaft, sein Leben, sein Tod am Kreuz und seine Auferstehung.

Thomas von Aquin, ein berühmter mittelalterlicher Theologe, hat uns in einem Hymnus folgenden Vers überliefert: „Gottheit tief verborgen, betend nah‘ ich dir. / Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.“ Damit hat er treffend die Spannung zwischen sinnlicher Er­-fahrung und dem bewahrten Geheimnis, die in der Feier des Fronleichnamstages spürbar wird, zum Ausdruck gebracht.