Bei der Gemeinderatssitzung am Montagabend im Kulturzentrum hat der Feuerwehrbedarfsplan im Mittelpunkt gestanden. Um ihn zu erstellen, hatte die Verwaltung eine externe Firma beauftragt. Die Analyse von Brandschutzexperte Christian Emrich zeigt viel Licht, aber auch Schatten. Um letzteren muss sich die Stadt Zell in den nächsten Jahren kümmern.
Bürgermeister Günter Pfundstein begrüßte Christian Emrich von der Firma Brandschutz Vier GmbH in der Sitzung. Er stellte dem Gremium den Plan vor. Zur Personalstruktur erklärte Emrich, dass von den 45 Mitgliedern der Feuerwehr etwa 30 Personen tagsüber verfügbar sind. Die Arbeitsplätze dieser Personen liegen aber zum Teil so weit vom Feuerwehrhaus entfernt, dass bei einem Einsatz die vorgeschriebene Zeit von fünf Minuten, nach denen das erste Fahrzeug mit sechs Feuerwehrmännern ausrücken muss, nicht eingehalten werden kann. Damit kann auch das Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg, nachdem die Feuerwehr nach zehn Minuten innerhalb geschlossener Ortschaften am Einsatzort sein muss, nicht eingehalten werden. »Die gesetzlich vorgeschriebene Tagesverfügbarkeit ist ein großes Problem«, betonte Emrich.
Als »richtig gut« bewertete er die technische Ausrüstung und Wartung. Auch die Altersstruktur bezeichnete er als gut und als Chance für mehr Personalgewinnung.
Mängel am Feuerwehrhaus
Das Gebäude der Feuerwehr Zell muss saniert oder langfristig neu gebaut werden, erklärte der Fachmann. Die Umkleideräume müssen getrennt von der Fahrzeughalle sein: »In Zell ziehen sich die Feuerwehrmänner hinter den Fahrzeugen um, auch wenn die Fahrzeuge gerade rangieren«, bemängelte Emrich. Außerdem sollte es eine Internetverbindung geben. Für Emrich stellte sich außerdem die Frage, ob die Standorte Unterentersbach und Unterharmersbach noch notwendig sind. Die Zeller Feuerwehr braucht bis Unterentersbach fünf Minuten Fahrzeit. Bis 2024 müssen grundlegende Standortentscheidungen getroffen werden.
Ortsfeuerwehren erhalten
Wichtig ist Emrich zudem die Entlastung des Ehrenamts durch die Verwaltung: »Die meisten Leute übernehmen keine Ehrenämter in Führungspositionen bei der Feuerwehr, weil sie den Aufwand nicht einschätzen können.« Die Führungsorganisation in Zell sei aber gut, versicherte er.
Gesamtkommandant Philipp Schilli bestätigte die Ausführungen von Christian Emrich: »Die bauliche Struktur des Feuerwehrhauses in Zell muss der aktuellen Technik angepasst werden. Hier ist über die Jahre einiges aufgelaufen.« Zur Standortanalyse sagte Schilli, dass die Feuerwehren in den Ortsteilen bleiben sollen. Die Mitgliederwerbung funktioniere nur dort. Man dürfe nicht nur den Löschauftrag sehen, sondern auch die kulturelle Bedeutung der Feuerwehr.
In der Aussprache der Gemeinderäte bestätigte Ortsvorsteher Christian Dumin diese Meinung: »Man darf nicht nur den Schutzauftrag sehen, sondern auch die gesellschaftspolitischen und sozialen Aspekte der Feuerwehr. Auch dezentrale Standorte haben ihre Vorteile.« Außerdem sei ihm wichtig, dass die Feuerwehrmannschaft bei den Entscheidungen mitgenommen werde. Gemeinderat Thomas Hoog forderte für die Standortfrage eine Diskussion ohne Denkverbote. Gemeinderat Ludwig Schütze betonte, dass die Abteilungsfeuerwehren wichtig seien, »sonst brechen uns die Mitglieder weg«.
Verwaltung unterstützt
Abschließend erklärte Günter Pfundstein, dass er sich über die Teilnahme der Feuerwehrabteilung Zell an der Stadtratssitzung freue. Der Bedarfsplan diene lediglich der Orientierung. »Für mich persönlich steht kein Standort in Frage«, versicherte er. Die Unterstützung der Feuerwehr seitens der Verwaltung sei jetzt schon da: Der stellvertretende Hauptamtsleiter Jürgen Echle widme die Hälfte seiner Arbeitszeit der Feuerwehr.
Orientierung am Bedarfsplan
Am Ende beschloss der Gemeinderat, den vorgestellten Feuerwehrbedarfsplan der Feuerwehr Zell am Harmersbach für die Jahre 2022 bis 2027. Er dient als Orientierung für die in den nächsten Jahren anstehenden Entscheidungen im Hinblick auf die personelle und sachliche Ausstattung der Feuerwehr. Der Antrag wurde mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschlossen.





